Wenn der Topitec ausfällt APOTHEKE ADHOC, 21.09.2018 15:10 Uhr
Ohne Technik geht in der Apotheke heute nicht mehr viel. Es muss ja nicht gleich der Ausfall der EDV sein. In Menden im Sauerland hat der Topitec den Geist aufgegeben und dem Team der Heide-Apotheke klar gemacht, wie sehr man sich an die Automatisierung in der Rezeptur gewöhnt hat.
Drei Tagen geht nichts mehr, das elektronische Mischsystem will nicht mehr mischen. Für die PTA in der Apotheke heißt das: auf alte Tugenden besinnen und wieder alles selbst herstellen. Und dabei fällt schnell auf, was heute alles vom PC aus gesteuert wird – vom Rezeptprogramm bis zum Erstellen der Protokolle.
Es geht auch ohne und Inhaber Dr. Horst-Lothar Müller hat volles Vertrauen in die Kompetenz seiner Mitarbeiter. Schließlich werden auch eigene Rezepturen und Defekturen regelmäßig auf die herkömmliche Art hergestellt. Auch ein Topitec kann nicht alles.
Worin der Automat auf jeden Fall überlegen ist: schnelles Rühren. „2000 Umdrehungen pro Minute wird man mit einem PTA-Oberarm kaum simulieren können“, so Müller scherzhaft. Das habe natürlich Auswirkungen auf Verteilungshomogenität, Konsistenz und Viskosität der Rezeptur. Und das Umfüllen nach der Herstellung sei aus hygienischen Gründen auch nie ideal gewesen, da immer ein Restrisiko einer Kontamination bleibe. Der Automat fertigt die Rezeptur im Abgabegefäß.
Alles nicht so dramatisch, meint Müller mit Verweis auf die Zeiten vor Topitec: „Früher haben wir die Leute ja schließlich auch nicht vergiftet.“ Aber mit den heutigen Möglichkeiten sei die manuelle Herstellung eben nicht mehr der Goldstandard. Auch die Kunden hätten sich an die Qualität gewöhnt.
Erst sah es so aus, als ob die tapferen PTA in der Heide-Apotheke noch bis zum Wochenende mit Pistill und Fantaschale jede Rezeptur anfertigen müssen. Und das sind mindestens ein halbes Dutzend pro Tag. Offenbar schicken auch einige Kollegen aus der Region Patienten mit ihren Rezeptur-Verordnungen.
Doch gestern lieferte Wepa nach drei Tagen das ersehnte Ersatzgerät. Sicher werden alle froh sein, dass der Roboterfreund wieder einsatzfähig ist.