Rezeptsammelstelle am MVZ Maria Hendrischke, 01.03.2016 14:14 Uhr
Eine Rezeptsammelstelle vor einer Praxis ist für Apotheker ein Traum. Aber es gibt Auflagen, die erfüllt sein müssen, damit die Kammer zustimmt. Im sächsischen Weißbach durfte Maik Uhlig einen Briefkasten für Rezepte am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) anbringen. Dabei ist seine Adler-Apotheke im benachbarten Zschopau eigentlich nicht weit genug vom MVZ entfernt – eine Sonderregel macht es möglich.
Eine Rezeptsammelstelle muss im Einzelfall beantragt werden. Um die Genehmigung von der Kammer zu erhalten, muss die nächstgelegene Apotheke sechs Kilometer entfernt sein. Örtliche Gegebenheiten wie etwa eine umwegsame Straße werden ebenfalls berücksichtigt. Auch die Verkehrsanbindung wird bei einer Entscheidung hinzugezogen. Hier gilt als Richtschnur, dass öffentliche Verkehrsmittel mindestens einmal vormittags und nachmittags zwischen dem Ort und der nächsten Apotheke verkehren müssen. Die Fahrt sollte zudem nicht wesentlich länger als eine Stunde dauern.
Die Adler-Apotheke von Uhlig liegt nur 4,5 Kilometer von Weißbach entfernt. Allerdings greife hier eine Sonderregel, erklärt die zuständige Sachbearbeiterin der Kammer, Swinda Illgen: „Die Mindestentfernung zur nächsten Apotheke kann sich auf vier Kilometer reduzieren. Dazu muss sich in dem Ort, in dem die Rezeptsammelstelle eingerichtet werden soll, ein Arzt niedergelassen haben.“ Das erhöhte Rezeptvorkommen rechtfertige eine Sammelstelle.
Zwei Wochen hatte die Kammer für die Entscheidung gebraucht, berichtet Uhlig. Die Genehmigung gilt bis 2019. Einen zusätzlichen Boten musste er für den Service nicht einstellen: „Wir fahren Weißbach ohnehin regelmäßig an, von daher lässt sich das gleich miterledigen.“
Zweimal am Tag, um 10 und um 16 Uhr, wird der Briefkasten am MVZ geleert. Rezepte, die vor der morgendlichen Leerung eingeworfen wurden, können noch am selben Tag bearbeitet werden. Die Lieferung erfolgt dann ebenfalls bis zum Abend. Verordnungen, die bis 16 Uhr eingeworfen werden, bringt ein Apothekenbote den Patienten am Folgetag vorbei.
Bereits seit Mitte Februar steht die Sammelstelle Patienten aus Weißbach zur Verfügung. Noch wird der Dienst eher verhalten genutzt, berichtet Uhlig. „Das muss sich erst noch einspielen“, vermutet er. Einige Patienten hätten die Fahrt zur Apotheke nach dem Arztbesuch noch verinnerlicht. Manche hätten vielleicht auch eine Stammapotheke, der sie treu bleiben wollten, so Uhlig.
In Köln musste ein Apotheker unlängst einen Rückschlag hinnehmen: Dr. Thomas Künzer, Inhaber der Sertürner Apotheke, wollte im Stadtteil Merkenich ebenfalls eine Rezeptsammelstelle einrichten. Die Kammer lehnte den Antrag ab – eine Entscheidung, die das Verwaltungsgericht (VG) Köln bestätigte. Begründung: Drei Apotheken liegen weniger als sechs Kilometer von Merkenich entfernt. Zudem fährt eine Straßenbahn im 10- oder 20-Minutentakt zu einer Apotheke.