Statt die Weihnachtsfeiertage gemütlich im Kreise der Familie zu verbringen, hieß es für einen Inhaber aus Westfalen-Lippe: Notdienst in der Apotheke. Und zwar an zwei aufeinanderfolgenden Nächten: „Aufgrund von Personalmangel musste ich beide Nächte in meiner Haupt- beziehungsweise Filialapotheke ableisten. Das war sehr anstrengend.“ Auch die West-Apotheke in Minden hatte mit einem regelrechten Ansturm zu kämpfen.
Schon in den vergangenen sechs Jahren fielen die zugeteilten Notdienste für den westfälischen Apotheker stets auf die Weihnachtsfeiertage. So auch in diesem Jahr: „Aufgrund von der derzeit herrschenden Krankheitswelle fehlte auch bei mir das Personal. So habe ich die beiden aufeinanderfolgenden Notdienste in meiner Haupt- sowohl Filialapotheke mit noch einer weiteren Kollegin selbst absolviert“, so der Inhaber. „Wir haben zu zweit jeweils 400 Kunden in der Haupt- und 300 Kunden in der Filialapotheke bedient. Es ging die ganze Nacht und war sehr anstrengend.“
Dabei musste der Inhaber eine weitere Herausforderung meistern: „Meine beiden Apotheken liegen etwa 8 km auseinander. Ich muss also die eine Apotheke um 9 Uhr morgens verlassen, aber gleichzeitig die andere auch 9 Uhr morgens aufsperren. Das ist ja schon rein physikalisch nicht möglich“, so der Apotheker. Er habe sich mit dem Problem bereits an die zuständige Apothekenkammer gewendet: „Bis jetzt habe ich aber noch keine Antwort bekommen.“
Neben etlichen Fragen nach Kindernasenspray tauchten in den zwei Nächten auch vermehrt Wünsche nach Babynahrung auf: „Wir legen uns für den Notdienst auch immer ein bis zwei Päckchen der Pulvernahrung hin. In den beiden Notdiensten hätte ich etliche mehr verkaufen können“, so der Approbierte.
Aber es gab auch einen kuriosen Fall: „In der Nacht kam eine Patientin mit einem Privatrezept. Sie sollte eine Verordnung über Ampicillin-Ampullen einlösen“, so der Inhaber. Auf Nachfrage wurde sie stutzig: „Sie war überrascht, dass sie drei Ampullen statt Tabletten bekommen sollte.“ Im weiteren Gespräch stellte sich raus, dass der Breitschaftspraxis ein Fehler unterlaufen war: „Die Patientin zeigte mir einen Blister, der noch zwei Tabletten mit Amoxicillin 1000 mg enthielt. Wir haben dann gemeinsam entschieden, die kleinste Packung Amoxicillin 1000 mg mitzugeben anstatt der Ampicillin-Ampullen. Glücklicherweise handelte es sich in dem Fall um ein Privatrezept, so dass die Kundin in der Nacht noch versorgt werden konnte“, so der Inhaber.
Die West-Apotheke in Minden hatte mit einem regelrechten Ansturm zu kämpfen: „Es war sehr viel los. Das erste Mal weg vom HV konnte ich nach vier Stunden“, erzählt Apothekerin Elke Krägel, die den Tagdienst mit einer PTA-Kollegin an Heiligabend bestritt.
Dass so viel los war, hing vor allem mit dem großen Einzugsgebiet des Kindernotdienstes zusammen: „Ich hatte viele Kinderrezepte in der Hand. Die Eltern sind teilweise 30 bis 40 km zum Kinderarzt hier in Minden gefahren.“ Krägel berichtet, sie habe Kund:innen aus dem rund 25 km entfernten Warmsen und dem rund 35 km entfernten Diepenau in Niedersachsen gehabt. „Die kommen dann im Anschluss natürlich in die Apotheke vor Ort.“ Am häufigsten habe sie Rezepte mit Scharlach-Medikation beliefert, „nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene“.
Bei den anderen Notdienstapotheken vor Ort scheint es ähnlich gelaufen zu sein, weiß die Apothekerin: „Wenn ich in den anderen Apotheken versucht habe anzurufen, um nach einem Präparat zu fragen, ging da oftmals keiner ans Telefon. Da dachte ich mir direkt: ‚Oh ja, ihr habt genau so viel zu tun wie wir.‘“
Darüber hinaus blieb auch die Kundschaft nicht aus, die wegen Angelegenheiten kam, die die Apothekerin per se nicht als Notfall einordnen würde, „aber gut, die hat man halt immer“.
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