Weihnachtsnotdienst: 11,3 Kilometer, 1644 Kilokalorien Carolin Ciulli, 28.12.2018 15:09 Uhr
Mit dieser sportlichen Leistung dürfte das Weihnachtsessen wenigstens teilweise ausgeglichen sein: Thea Faßbender verbrachte den zweiten Weihnachtsfeiertag wegen Notdienst in der Apotheke. Die Inhaberin der Ostend-Apotheke in Dresden hatte pausenlos zu tun – hauptsächlich kamen die Kunden wegen kleiner Notfälle. Stolz war sie am Abend über die zufriedenen Kunden und ihren Kalorienverbrauch.
Faßbender zufolge rechnete sich der Notdienst am ersten Weihnachtsfeiertag. „Es war viel los“, sagt die Apothekerin. Die Kunden seien mit klassischen Feiertagsnotfällen gekommen. Einer habe sich am heißen Fondue-Fett verbrannt, ein anderer am heißen Dampf beim Zubereiten der Weihnachtsgans. „Richtig schlimme Fälle gab es zum Glück nicht.“
Eine Kundin sei mit einem kaputten Insulin-Pen gekommen. Die Frau sei aufgelöst gewesen und befürchtete, sie müsse in die Notfallambulanz. Beim genaueren Hinsehen stellte die Pharmazeutin jedoch fest, dass lediglich die Nadel verbogen war. Sie tauschte sie aus. „Die Kundin hat sich unheimlich bedankt“, so Faßbender. Viele Kunden seien an diesem Tag besonders dankbar über die Beratung und Hilfe gewesen. „Ich habe sogar Schokolade und Kekse bekommen.“
Die freundlichen Worte der Kundschaft freuten die Apothekerin besonders. „Das gibt einem viel zurück. Man hat das Gefühl, dass man etwas Gutes tut.“ Als die Notdienstglocke einmal nicht ging, stand Faßbender in der Rezeptur und rührte noch eine Substanz an. „Ich hatte versprochen, es noch fertig zu machen.“ Zeit für das mitgebrachte Weihnachtsessen blieb der Apothekerin kaum. „Ich habe es mir dreimal aufgewärmt und letztlich doch kalt gegessen.“
Gefreut hat sich die Apothekerin über die Bilanz ihres Fitnesstrackers: „Um 18.46 Uhr bin ich nach elf Stunden aktiver Zeit 11,3 Kilometer gelaufen“, sagt sie. Verbrannt habe sie bis dahin 1644 Kilokalorien. Ihre Gesamtbilanz des Tages kennt sie leider nicht: Der Akku im Gerät machte früher schlapp als sie... Die Apothekerin konnte in der Analyse ihrer Laufwege sehen, wie sie im Zickzack durch die Offizin unterwegs war. „So ein Dienst ist schon anstrengend.“ Angesichts der „sportlichen Tätigkeit“ konnte sie das Essen mit der Familie am zweiten Weihnachtsfeiertag – es gab Cordon Bleu – besonders genießen.
Beim Weihnachtsdienst in der Berlin-Apotheke waren die Mitarbeiter immerhin zu zwei unterwegs. Der Standort am Oranienburger Tor im Bezirk Mitte war über Weihnachten von 8 bis 24 Uhr geöffnet. Die beiden Mitarbeiter, die an Heiligabend in der Offizin waren, ließen es sich auch mal gut gehen. In einer ruhigen Minute ließen sie sich den traditionellen Gänsebraten schmecken und stießen auf Weihnachten an.
Besinnlich auf die etwas andere Art war es in der Münchener St.-Josefs-Apotheke. Am Sonntag vor Heiligabend dröhnte aus dem Hinterzimmer laut einem Bericht von Süddeutsche.de Heavy Metal statt klassischer Weihnachtsmusik. Der notdiensthabende Apotheker bezeichnete es demnach gutgelaunt es als „schwedische Volksmusik“. Der Autor konnte dem Pharmazeuten nur beipflichten: Nach vier Wochen Zwangsbeschallung mit „Stille Nacht“ und „Feliz Navidad“ sei eine Dosis Brüllgesang so erlösend wie der eingelegte Hering nach zwei Tellern Plätzchen und Stollen.