„Die Kosten steigen zurzeit ins Unermessliche“

Weihnachtsgeld: So kürzen die Inhaber

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Berlin -

Das Weihnachtsgeld ist für viele Angestellte ein willkommener Jahresabschluss. Für Inhaberinnen und Inhaber stellt die Sonderzulage mitunter eine finanzielle Herausforderung dar. In diesem Jahr schaffen es aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht alle, den Bonus zu vergeben. Von der Möglichkeit, die Zahlung wegen des schlecht laufenden Geschäfts für Tariflohnbeziehende zu kürzen, machen der Treuhand Hannover zufolge aber nur wenige Gebrauch.

Die Sonderzahlung gebe es trotz der wirtschaftlichen Anspannung, sagt ein Sprecher der Treuhand Hannover. Nur „vereinzelt“ habe es Anfragen gegeben, ob man von einer Kürzung Gebrauch machen darf. Denn mit dem neuen Bundesrahmentarifvertrag (BRTV), der mit Ausnahme von Sachsen und Nordrhein für das gesamte Bundesgebiet gilt, müssen die Chefinnen und Chefs die Kürzung dem Steuerbüro mitteilen.

Angestellte werden belohnt

Die Sonderzahlung darf nur auf bis zu 50 Prozent gekürzt werden, wenn „das voraussichtliche Betriebsergebnis am 30. September im Vergleich zum Vorjahr um mindestens 10 Prozent reduziert“ ist. Obwohl der Rückgang beim Gewinn „wohl jede Apotheke zu verschmerzen haben dürfte, habe ich von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht“, sagt Torsten Heide.

„Es hätte falsche Signale an diejenigen Mitarbeiter:innen gesendet, die in den vergangenen Jahren treu die Stange gehalten haben, auch in schwierigen Zeiten durchgehalten und wenig krankgefeiert haben“, betont der Inhaber der Eisenhut-Apotheke in Siegen. Er hoffe, dass im kommenden Jahr unter anderem mit der Reduzierung des Kassenabschlags „ein klein wenig sonnigere Zeiten für Apotheken anbrechen“.

Auch Susanne Bormann reduzierte die Zahlung nicht: „Meine Mitarbeiter haben sich das ganze Jahr für unsere Apotheke eingebracht und identifizieren sich mit ihrer Arbeit. Das möchte ich gerne honorieren, weil ich sehe, was sie für unsere Apotheke leisten“, sagt die Inhaberin der Apotheke im Nordharz Center in Blankenburg. Sie wolle nicht, dass die Angestellten in andere Branchen abwandern – „wegen allgemeinen Frustes bei der derzeitigen Arbeitssituation und auch des Geldes wegen“, betont sie.

Ein Inhaber umgeht die Sonderzahlung: „Ich habe dieses Jahr Inflationsausgleich gezahlt und kein Weihnachtsgeld“, sagt ein Apotheker aus der Düsseldorfer Umgebung. „Für die Mitarbeiter ist das fast egal, für mich aber eine Ersparnis von rund 20.000 Euro.“ Probleme dabei könne es wohl bei einer Sozialprüfung geben, sagt er. „Aber das warten wir ab.“

Apotheker streichen Weihnachtsgeld

Doch es gibt auch Kürzungen für Angestellte: Ein Inhaber in Bayern zahlt ein halbes Monatsgehalt aus – einen Teil erhielten die Angestellten bereits, der nächste werde Anfang 2025 fällig. Im vergangenen Jahr habe es dagegen keine Sonderzahlung gegeben, sagt er.

In einer anderen Apotheke gibt es ein „generell an die Person angepasstes Weihnachtsgeld“. Das bedeute, dass keine Pauschale für alle Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer gezahlt würden, sondern individuell auf die Leistung abgestimmte Beträge. „So kann es sein, dass manche im Durchschnitt weniger und manche mehr bekommen. Grundsätzlich haben wir keine Kürzung im Vergleich zum Vorjahr vorgenommen.“

Ein Inhaber aus Nordrhein-Westfalen setzte ebenfalls den Rotstift an: „Ich hatte dieses Jahr geplant, nur 50 Prozent auszuzahlen“, sagt er. Grund sind die wirtschaftlichen Belastungen: „Die Kosten in jeder Apotheke steigen zurzeit ins Unermessliche. Es wird immer schwieriger.“

Eine Inhaberin aus Bayern zahlt ein 13. Monatsgehalt, verzichtet aber auf Urlaubsgeld. Dazu gebe es noch Weihnachtsessen sowie Geschenke. „Gekürzt habe ich nichts im Vergleich zum Vorjahr.“ Ein Inhaber aus Nordrhein-Westfalen kürzt in diesem Jahr ebenfalls nicht und zahlt wie gewohnt. „Ist aber natürlich für viele Apotheken mittlerweile eine ziemliche finanzielle Belastung“, räumt er ein.

Generell erhält die große Mehrheit der Tarifbeschäftigten in diesem Jahr Weihnachtsgeld – der Betrag ist gestiegen. Dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge sind es knapp 86 Prozent. Ausgezahlt werde ein durchschnittlicher Betrag von 2987 Euro brutto. Das sind 6 Prozent mehr als im Vorjahr.

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