In zwölf Tagen ist Heiligabend. Das Weihnachtsgeschäft läuft auch in den Apotheken auf Hochtouren. An Bahnhöfen ist in diesen Tagen besonders viel los. Touristen, Weihnachtsmarktbesucher und Kunden, die Richtung Heimat reisen, stoppen oft in der Offizin. Die Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun.
In der Adventszeit wird in Bahnhofsapotheken oft nach Präsenten gesucht. Kunden kauften noch schnell etwas als Weihnachtsgeschenk dazu, sagt Michael Marquardt, Inhaber der Apotheken im Hauptbahnhof und im Bahnhof Zoo in Berlin. Körperpflegemittel stünden ganz oben auf der Wunschliste. Auch in der Leipziger Hauptbahnhof-Apotheke wird geshoppt: „Kosmetikprodukte werden hauptsächlich verschenkt“, sagt Inhaber Ulrich Tepe. Heutzutage schicke die Industrie vorkonfektionierte Angebote.
Arzneimittel werden ebenfalls stärker nachgefragt. Vor allem Großpackungen wie Voltaren oder Gingko-Präparate würden für Großeltern gekauft, sagt Tepe. Früher habe er in der Offizin sogar einen Einpackservice angeboten. Heute ist der Apotheker froh, dass das Einkaufszentrum dieses Angebot für die Mieter übernehme. „Man hat ohnehin mehr zu tun als in den restlichen Monaten des Jahres.“
Tepe stockt den Warenvorrat für die Zeit vor Weihnachten auf. In diesem Jahr hat seine Apotheke zudem am 25. Dezember erstmals seit etwa zehn Jahren wieder Notdienst. Im Team sei diskutiert worden, ob Kunden nur über die Glocke bedient würden. Nun steht fest: Die Türen bleiben offen: „Da die Apotheke zentral liegt, wollen wir eine lange Schlange vor der Tür vermeiden“, sagt er.
Die Personalpläne für die Feiertage sind in vielen Teams meist abgehakt. In Leipzig haben die Angestellten in der Weihnachtszeit Urlaubssperre. In Berlin wird sogar zusätzliches Personal eingeplant: „Wir verstärken die Schichten“, sagt Marquardt. Da die Mitarbeiter aus verschiedenen Kulturkreisen stammten, sei es einfacher Freiwillige für die Feiertage zu finden.
Auch in München steht die Schicht: Bei der Internationalen Hauptbahnhof Apotheke gibt es wegen der Arbeitszeit keine Streitereien vor dem Fest. „Wir sind ein internationales Team und gut besetzt“, sagt Apothekerin Jelena Vidakovic.
In der bayerischen Landeshauptstadt ist es in diesem Jahr noch vergleichsweise ruhig. Der Weihnachtstrubel gehe erfahrungsgemäß spätestens kurz vor Feierabend an Heiligabend los. „Wenn man am 24. Dezember um 14 Uhr die Apotheke schließen will, ist es voll.“ Momentan kämen viele Touristen vor allem aus Russland in die Offizin, sagt Vidakovic. Auch Geschenke würden gekauft. Sets mit Apothekenkosmetik seien besonders beliebt.
Die Apothekerin und ihre Kollegen sind momentan selbst beschäftigt, für besondere Stammkunden kleine Präsente zu verpacken. Im vergangenen Jahr sei für Wein oder Kosmetikartikel für die Patienten noch mehr Geld ausgegeben worden, sagt Vidakovic. In diesem Jahr spendeten die Inhaber Dr. Karl-Heinz Kugler und Martin Hillinger einen Betrag an die Bahnhofsmission. Auch Kunden bringen laut Vidakovic Geschenke für die Mitarbeiter mit: „Bei uns kaufen drei Mitarbeiter aus Bäckereien, die jedes Jahr Gebäck bringen.“
Geschenke werden in der Nürnberger Apotheke im Hauptbahnhof nicht verteilt. Inhaber Claus Reich konzentriert sich auf die Akutversorgung. Zu Weihnachten sei ohnehin mehr los. „Hier wird das Kundenaufkommen wegen des berühmten Christkindlesmarktes noch einmal um ein Vielfaches potenziert“, sagt er. In dieser Zeit leidet der Apotheker laut eigenem Bekunden besonders unter dem Fachkräftemangel.
Auch wegen des schlechten Wetters kämen in der Vorweihnachtszeit noch mehr Patienten dazu, sagt Marquardt aus Berlin. An den Feiertagen würden besonders viele rezeptpflichtige Arzneimittel wie Antibiotika abgegeben. „Wir bestellen auch Schmerz- und Hustenmittel vor“, sagt er.
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