„Eine Dankeschön kommt selten“

Wegen Schließung: 14 Tage Notdienst am Stück

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Berlin -

Das Aus einer Apotheke bringt den Notdienstplan durcheinander. Auch in Wittingen ist der Turnus wegen der Schließung eines Kollegen straffer geworden. Für Rolf Gades von der Neuen Apotheke bedeutet das einen Notdienst von 14 Tagen am Stück.

In Niedersachsen absolvieren die Apotheken noch sieben Tage Dienst am Stück. Man habe sich auf dieses System geeinigt, sagt Gades. Alle neun Wochen ist er mit seiner Apotheke an der Reihe. Als Mitte 2023 eine Apotheke geschlossen hat, wollten die übrig gebliebenen Kolleginnen und Kollegen nicht, dass der Plan durcheinander gerät. „Wir haben beschlossen, dass jeder einfach eine Woche mehr macht.“

Rufbereitschaft für Notfälle

Die Absprache hatte unter anderem den Hintergrund, dass Vertretungen mitunter anderthalb Jahre im Voraus gebucht würden. „Wir wollten nicht, dass alles verschoben wird.“ Für den 64-Jährigen bedeutet das im November jedoch, dass er 14 Tage hintereinander Nacht- und Notdienst leisten muss. Nach den regulären Öffnungszeiten geht er nach Hause und hat dann Rufbereitschaft.

Da die Entfernungen zwischen Notarztpraxen oder Notaufnahme und Apotheke teils sehr groß seien, riefen die Patientinnen und Patienten vorher an, ob das entsprechende Medikament vorrätig sei. „Da wird man zweimal gestört“, sagt Gades, der die Anrufe angesichts der weiten Fahrtwege von um die 30 Kilometer durchaus verstehen kann. Allerdings sei dies auch „nervig.“

Der Apotheker versucht seinen Warenbestand im Blick zu haben, um für eine Beantwortung der Frage nicht extra in die Apotheke gehen zu müssen. „Wir halten auch Medikamente vorrätig, die selten vorkommen, aber wenn nötig, sofort gebraucht werden. Sie werden in der EDV auf ‚nicht aussortieren‘ gesetzt“, sagt er. Dazu zählten etwa Arzneimittel bei Gürtelrose. „Die Menschen sind sehr dankbar, wenn sie diese Medikamente bekommen.“

Wenn sie nicht verschrieben würden und verfielen, müsse er sie auf eigene Kosten tragen. Auf den Service will er jedoch nicht verzichten. „Gerade weil es weniger Apotheken gibt, die Dienst machen, ist es wichtig.“ Was beim Notdienst jedoch viel zu kurz komme, sei die Wertschätzung. „Wenn ich bei 30 Leuten zwei habe, die sich bedanken, dann ist das etwas Besonderes und ich erzähle es zu Hause meiner Frau.“

Unterstützung von Tochter

Dass er zwei Wochen am Stück die Stellung halte, sei in Ordnung. Er habe die Kammer darum gebeten, die Zeit so zu legen, dass er tagsüber seine Tochter als Unterstützung in der Offizin habe, um nicht der einzige Approbierte zu sein. „Es geht um die Wertschätzung in der Gesellschaft für eine Leistung, die erbracht wurde. Leider ist die nicht in ausreichender Weise vorhanden.“

Gades betont: „Der Apothekennotdienst ist Teil der Daseinsvorsorge. Es fragt niemand, ob die Feuerwehr da sein muss und natürlich gibt es die politische Seite, die die Kosten sieht. Aber genauso wie wir die Feuerwehr brauchen, möchten wir doch auch Medikamente bekommen können.“

Der Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), einen zentralen Apothekennotdienst aufzubauen, sei „absurd“, sagt Gades. Mit der Notfallreform soll Patientinnen und Patienten der oftmals weite Weg zur Notdienstapotheke erspart werden und die Abgabe an sogenannten Notfallzentren erfolgen – entweder durch anwesende Apothekerinnen und Apotheker, oder durch die Ärztinnen und Ärzte selbst. „Er wird nie jemanden finden, der das macht, aber die Gefahr ist da, dass Verabredungen getroffen werden. Das Ziel ist, denke ich, ein Dispensierrecht für Ärzte.“

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