Sponsoring

Wegen DocMorris-Logo: Apotheker kritisiert CDU-Kandidaten APOTHEKE ADHOC, 28.10.2020 15:59 Uhr

Kürzlich wetteiferten die drei CDU-Politiker Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen als Kandidaten für den Parteivorsitz der CDU bei einem „The Pitch“ genannten Event der Jungen Union (JU). Foto: picture alliance/dpa/dpa-pool
Berlin - 

Kürzlich wetteiferten die drei CDU-Politiker Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen als Kandidaten für den Parteivorsitz der CDU bei einem „The Pitch“ genannten Event der Jungen Union (JU). Bei einem Fototermin vor der Sponsorenwand posierten die drei Rivalen einträchtig mit einer grünen Mundschutzmaske nicht nur mit JU-Logo. Wer ganz genau hinsah, konnte auch das Sponsoren-Logo von DocMorris erkennen. Bekanntermaßen zählt die niederländische Versandapotheke zu den regelmäßigen Sponsoren von Parteiveranstaltungen. Apotheker Dr. Christian Gerninghaus ärgerte das so sehr, dass er auf den Internetseiten der CDU-Politker einen offenen Brief postete. „Ist das Ihre Abkehr von den bewährten Strukturen mit inhabergeführten Apotheken“, will er jetzt von den Kandidaten wissen.

„Sehr geehrter Herr Laschet, sehr geehrter Herr Merz, sehr geehrter Herr Röttgen, als Kandidaten für den Vorsitz der CDU sind Sie am 17. Oktober gemeinsam bei einer Veranstaltung der Jungen Union aufgetreten. Es gibt ein Pressefoto von dpa, welches Sie zu dritt zeigt. Sie alle tragen einen Mund-Nasen-Schutz, der von der Farbe toll zu Ihren dunklen Anzügen passt. Neben der dunklen Grundfarbe findet sich auf dem Mund-Nasen-Schutz ein heller Balken mit dem Logo JU für die Junge Union und, und jetzt wird es interessant, mit dem Logo der in den Niederlanden ansässigen Aktiengesellschaft DocMorris, die von Heerlen aus, einem Niederländischen Ort kurz hinter der Deutsch-Niederländischen Grenze, Arzneimittel nach Deutschland versendet“, leitet Gerninghaus seinen Brief ein.

Damit stehe DocMorris in direkter Konkurrenz zu Apotheken in Deutschland: „Wie darf ich Ihr offensichtliches Eintreten für dieses Unternehmen verstehen? Sehen Sie im Versandhandel die Zukunft der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Deutschland? Ist das Ihre Abkehr von den bewährten Strukturen mit inhabergeführten Apotheken, die zurzeit noch eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gewährleisten? Glauben Sie, dass man zukünftig die Gesundheitsversorgung in Deutschland in die Hände von nach Gewinn strebenden Gesellschaften legen sollte, die in Deutschland keine Arbeitsplätze schaffen, keine Nacht- und Notdienste leisten, spezielle Arzneimittel gegen starke Schmerzen (Betäubungsmittel) nicht anbieten dürfen und die besondere Ware Arzneimittel wie ein x-beliebiges Konsumgut behandeln?“, fragt der Apotheker.

Ob Gerninghaus eine Antwort auf seine Fragen erhält, bleibt abzuwarten. Die Junge Union jedenfalls sieht in dem Sponsoring kein Problem. Das Event „The Pitch“ sei nicht nur von DocMorris, sondern auch von Bayer, der Allianz, Evonik und McDonalds finanziell unterstützt worden, so ein Sprecher. Als Jungendorganisation sei man besonders aufs Sponsoring angewiesen. Man schließe niemanden aus, was auch daran erkennbar sei, dass die JU in Niedersachsen mit dem dortigen Landesapothekerverband zusammenarbeite. Ein politisches Statement sei mit dem Sponsoring ohnehin nicht verbunden.

In seinem offenen Brief weist Gerninghaus die Kandidaten für den CDU-Vorsitz darauf hin, dass DocMorris nicht nur nach dem Apothekenmarkt greife, sondern neuerdings auch telemedizinische Dienstleistungen anbiete: „Seit Jahrhunderten gibt es eine strenge Trennung von Arzt und Apotheker, DocMorris erachtet dieses Modell als überholt.“ Werde jetzt deutsches Recht in den Niederlanden geschrieben?, fragt der Apotheker: „Diese und andere Fragen treiben mich um. Ich widme zur Zeit all meine Kraft in der aktuellen zweiten Welle der Corona-Pandemie der Versorgung meiner Patienten: täglich tröste, informiere, versorge ich so gut es geht mit Produkten, die auf den Weltmärkten knapp geworden sind, wie Handschuhe, Masken, Desinfektionsmittel, Impfstoffe. Die Arbeit, die meine Mitarbeiter und ich, die alle Inhaber und Angestellten in Apotheken leisten, ist durch Versandhandel nicht zu ersetzen. Uns allen circa 160.000 Mitarbeitern in circa 19.000 Apotheken in Deutschland fehlt eine klare Positionierung der Politik zur Deutschen Präsenzapotheke. Ihr Auftritt mit DocMorris-Logo ist das Gegenteil. Bleiben Sie gesund.“