Zum 1. April wurde der „Zukunftspakt“ von Noweda/Burda mit der Kundenzeitschrift Mylife und der Bestellplattform IhreApotheken.de scharf gestellt. Die Partner zeigen sich mit dem ersten Monat zufrieden. Das geht aber nicht allen Noweda-Kunden so. Der Kölner Apotheker Dirk Vongehr hat jetzt wegen des Zukunftspakts seinem Zweitlieferanten sogar gekündigt. Mit einem Partner wie Burda dürfe man sich nicht in ein Bett legen, schrieb er an die Genossenschaft. Völlig unvoreingenommen kann Vongehr als MVDA-Vorstand bei dem Thema allerdings auch nicht sein.
Genau angeschaut hat sich Vongehr das Mylife-Magazin aus dem Hause Burda: Die Qualität der Zeitschrift gefällt Vogehr nicht – „nicht der Artikel, die scheinen in Ordnung – aber das Drumherum“ . Ganzseitige Anzeigen von „Alkoholwerbung“ sind ihm aufgefallen, ebenso Anzeigen von KSK, einer Art Lieblingsfeind des Kölner Apothekers. Schon vor zwei Jahren hatte er seinem Ärger über Anzeigen des Herstellers in der Apotheken Umschau Luft gemacht. Außerdem stört ihn, dass „kein einziger Apotheker im Beirat für Mylife“ sitzt und sich im Magazin „Anzeigen für ein dann doch kostenpflichtiges Rätselheft“ finden.
Zweifel hegt Vongeht auch an den Social-Media-Aktivitäten von Mylife. Die findet er „inakzeptabel“: Angeblich habe Mylife 175.000 Follower. Es gebe aber keine nennenswerte Interaktionen der Fans, hat Vogehr festgestellt: „Das sieht unseriös aus.“ Darüber hat er sich mit dem Social-Media-Beauftragen von Mylife austauschen wollen und stattdessen „eine Lehrstunde in Facebook-Algorithmen“ bekommen.
Man müsse sich grundsätzlich fragen, so Vongehr, welche Zielrichtung der Burda-Verlag verfolge: „Wirklich die Stärkung der öffentlichen Apotheke? Wenn man sich die Onlinepräsenzen der verschiedenen Seiten anschaut, kommen ausschließlich Verweise auf Preisvergleiche und Versandhandel. Nichts mit Apotheke vor Ort. Wer schützt uns davor, dass es mal Anzeigen in Mylife von einer Versandapotheke gibt?“
Er habe zum Zukunftspakt „Fragen über Fragen, Bedenken über Bedenken, die leider auch die Noweda bisher nicht ausräumen konnte“, so der Kölner Apotheker. Deswegen bleibe ihm nur, den Zukunftspakt zu kündigen und „konsequenterweise“ auch die Zusammenarbeit mit der Noweda als Zweitlieferant, „das allerdings mit sehr schwerem Herzen“. Ob er als MVDA-Vorstandsmitglied überhaupt nennenswerte Umsätze mit der Genossenschaft gefahren hat, steht auf einem anderen Blatt.
Anders als Vongehr sind die Initiatoren mit der Entwicklung von IhreApotheken.de – eine hundertprozentige Noweda-Tochter – äußerst zufrieden. „Die ersten Wochen dienen natürlich dazu, dass sich die bereits heute 6600 am Zukunftspakt Apotheke teilnehmenden Apotheken mit der Vorbestellplattform und den Prozessen vertraut machen, ihre individuellen Einstellungen vornehmen und erste Bestellungen ausführen“, so eine Noweda-Sprecherin. Ab Ende April soll IhreApotheken.de verstärkt beworben werden. Die teilnehmenden Apotheken haben dazu aber bereits erste POS-Materialien erhalten. Und auf der Rückseite der erste My Life-Ausgabe wurde auch schon auf die Plattform aufmerksam gemacht.
Heft und Plattform sind Teil des Zukunftspakts, an dem auch Burda beteiligt ist. Teilnehmen können nicht nur Noweda-Kunden, sondern theoretisch alle Apotheken – sowie weitere Akteure im Gesundheitswesen. „Daher stehen wir für weitere Partnerschaften zur Verfügung, die weitere attraktive Services für Kunden und Patienten rund um das Thema Gesundheit bieten und die starken Leistungen der Vor-Ort-Apotheken ins Digitale verlängern und wieder zurück: Alles was dazu beiträgt, IhreApotheken.de und damit das Online-Angebot der Vor-Ort-Apotheken online sichtbar zu machen, die kurzfristige Bestellung von Medikamenten zu vereinfachen oder ergänzende Services anzubieten, die Vorteile für Kunden und Patienten bereithalten“, wirbt die Noweda-Sprecherin für den Pakt.
APOTHEKE ADHOC Debatte