Wie gut beraten Apotheken vor Ort? Und wie sieht es bei den Online-Apotheken aus? Ist die Apotheke um die Ecke teurer als die Konkurrenz im Internet? Diesen Fragen ging der WDR in der Sendung „Servicezeit“ nach. Begleitet wurde der Test von Dr. Heinz-Wilhelm Esser.
Die Reporter führten in zwölf Apotheken in Nordrhein-Westfalen, von Aachen bis Siegen, Testkäufe durch. Verlangt wurden jeweils vier Arzneimittel – Aspirin complex (ASS/Pseudoephedrin, Bayer), Nasivin (Oxymetazolin, Merck), Grippostad (Paracetamol/Chlorphenamin/Coffein/Ascorbinsäure, Stada) und Paracetamol.
Dabei waren die ersten beiden Medikamente für den Käufer selbst und die anderen Arzneimittel für nahe Verwandte. Das verrieten die Käufer jedoch nur auf Nachfrage. Im Ergebnis gab es nur einen Totalausfall – in elf der zwölf Apotheken fragte das pharmazeutische Personal nach, nur in einem Fall ging die Ware ungefragt über den Tresen.
Als zweite Schwierigkeit sollten die Wechselwirkungen der Medikamente erkannt und ein entsprechender Hinweis gegeben werden. Werden Aspirin complex und das abschwellende Nasenspray kombiniert, kann eine hypertensive Krise auftreten. Daher sollten die Arzneimittel nicht kombiniert werden. Die Kombination für den nahen Verwandten birgt ein Risiko für die Leber, da beide Arzneimittel Paracetamol enthalten. In der Apotheke sollte daher ein entsprechender Hinweis erfolgen und die tägliche Höchstdosis genannt werden.
In elf der zwölf getesteten Apotheken wurde vor der Gefahr bei gleichzeitiger Einnahme von Grippostad und Paracetamol gewarnt. Auf die Wechselwirkung zwischen Komplexmittel und Nasenspray wurde jedoch nur in acht Apotheken aufmerksam gemacht. Positiv fielen Apotheken auf, die nach Vorerkrankungen fragten oder auf eine befristete Anwendung des Nasensprays hinwiesen. „Apotheker haben eine Beratungspflicht. Das heißt sie sollten schon hingehen und sagen: Diese Medikamente in der Kombination machen keinen Sinn“, so Doc Esser.
Die gleichen vier Medikamente wurden außerdem in sechs Versandapotheken bestellt (Apo-Rot, DocMorris, Europa Apotheek, Medikamente per Klick, Medpex, Shop-Apotheke). Laut WDR sind Versandapotheken „nicht im gleichen Umfang verpflichtet, Kunden von sich aus zu beraten“. Dennoch sei es aus Sicht der Verbraucher „wünschenswert, auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen hingewiesen zu werden“.
Daher wurden zwei Kriterien getestet: Werden Kunden bereits beim Bestellvorgang gewarnt? Oder liegen der Lieferung entsprechende Anwendungs- und Warnhinweise bei? Bereits beim Bestellvorgang warnte nur Medpex – jedoch nur vor einer möglichen Paracetamol-Überdosierung. Nur zwei der sechs Pakete lagen Informationen in zufriedenstellendem Umfang bei. Zwei Versender lieferten nur unvollständige Informationen und zwei weitere verzichteten gänzlich auf Informationen.
„Es ist in einer Internet-Apotheke üblich, dass ein Kunde für Familienangehörige mitbestellt. Eine Bestellung mit 20 Tabletten Paracetamol, 20 Beutel Aspirin Complex, 24 Hartkapseln Grippostad sowie 10 ml abschwellendes Nasendosierspray entspricht einer haushaltsüblichen Menge, die in diesem konkreten Fall über das Internet bestellt wurde. Es besteht kein begründeter Handlungsbedarf, irgendwelche Infozettel beizulegen“, lautet die Stellungnahme von Medikamente per Klick.
Das Fazit in puncto Beratung: Die Apotheken vor Ort beraten im Schnitt ordentlich bis gut, dennoch könne man sich nicht darauf verlassen, beraten zu werden. Kunden sollten daher auch bei vermeintlich harmlosen Arzneimitteln eine Beratung aktiv einfordern. Die Versandapotheken müssten eine telefonische Fachberatung anbieten und die Telefonnummer des Kunden einfordern, um im Zweifelsfall telefonisch Information liefern zu können.
Wie sieht es aber mit dem Preis aus? Im günstigsten Fall zahlten die Tester 18,39 Euro (Medikamente per Klick) für die vier Arzneimittel. Am teuersten waren die Produkte in Köln mit 38,40 Euro. Mit 25,59 Euro zahlten die Tester in der vor Ort Apotheke in Aachen den geringsten Preis. Die teuerste Versandapotheke mit 24,94 Euro war die Europa Apotheek.
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