Nach dem Zufallsprinzip wurden 16 Apotheken in Nordrhein-Westfalen ausgewählt. Verlangt wurde in allen Fällen nach Wick Medinait und Hoggar Night. Beide Präparate enthalten das synthetische Schlafmittel Doxylamin. Das H1-Antihistaminikum kann durch die Kombination überdosiert werden, denn der Wirkstoff wird nur langsam vom Körper abgebaut und hat eine Halbwertszeit von etwa zehn Stunden. Kommt dann noch der Alkohol aus dem Erkältungsmittel dazu, ist der Verwender am nächsten Morgen erst recht nicht fit. Das Reaktionsvermögen ist beeinträchtigt, das Auto sollte auf jeden Fall stehen bleiben. Von der Kombination der Bestseller ist daher dringend abzuraten.

Im Testergebnis berieten elf Apotheken sehr gut. Die Autoren beschreiben die Mitarbeiter in ihrer Beratung als engagiert und verantwortungsbewusst. Sie wollten die Kombination am liebsten gar nicht verkaufen. In einer der Apotheken bekam der Reporter beide Arzneimittel nur unter der Zusicherung, sie nicht zusammen einzunehmen. Die Apothekenmitarbeiter in allen elf Apotheken warnten eindringlich vor einer möglichen Überdosierung und erklärten die Hintergründe.

Die anderen fünf Apotheken packten die Kombination kommentarlos in die Tüte und kassierten ab. „Als wären es harmlose Süßigkeiten“, so der Reporter. „Kunden müssen die Beratung aktiv einfordern.“

Die im Test durchgefallenen Apotheken nahmen auf Anfrage vom WDR Stellung. Alle bedauern die versäumte Beratung und geloben Besserung. „Sie haben uneingeschränkt meine Zustimmung, dass auf eine mögliche Überdosierung hätte hingewiesen werden sollen. [...] Wir werden uns Mühe geben, in Zukunft auch auf Hoggar Night besonders zu achten“, schreibt eine Apotheke aus Köln.

„Ihr negativers Testergebnis bezüglich der Beratung beim Verkauf von Hoggar Night und Wick Medinait mit den entsprechenden Wechselwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme betrübt uns sehr. [...] Weiterhin ist es uns sehr wichtig, unsere Kunden vor Ort persönlich gut zu beraten. Dafür sind unserer PTAs und Apotheker besonders ausgebildet und nehmen ständig an Schulungen teil“, heisst es aus Siegen.

Vorab hatten sich die Reporter über rezeptfreie Schlafmittel erkundigt. Für die Behandlung von Schlafstörungen stünden eine Vielzahl von Produkten bereit, heißt es im Beitrag. Baldrian zähle als traditionelles Arzneimittel und könne als Einschlafhilfe verwendet werden. „Wirkstärke und Wirkdauer reichen bei Durchschlafstörungen nicht aus. Baldrian muss für eine erste Wirkung über mindestens zwei Wochen kontinuierlich eingenommen werden“, so die Reporter. Das synthetische Doxylamin wirke stärker und sei ursprünglich gegen Allergien entwickelt worden.