Schnellanalyse

Was die Exportbeschränkung für die Versorgung bedeutet

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Berlin -

Indien hat den Export von 13 Wirkstoffen und zugehörigen Fertigarzneimitteln eingeschränkt. Ein Schritt, der Experten der Branche überrascht und ein drastisches Ausmaß annehmen könnte.

Nicht nur Wirkstoffe und Fertigarzneimittel stammen aus Indien, sondern auch verschiedene Zwischenprodukte, die in der Wirkstoffsynthese eine entscheidende Rolle spielen. So gibt es zwischen China und Indien eine Lieferkette an Zwischenprodukten.

Um die Auswirkungen für die Arzneimittelversorgung in Deutschland zu bewerten, wird es Zeit brauchen. Immerhin müssen die Lieferwege erst einmal durchdrungen und verstanden werden. Zwar wurde mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) beschlossen, dass die Wirkstofflieferanten öffentlich gemacht werden sollen. Doch so weit ist es noch nicht.

Analgetika

Indien hat für Paracetamol eine sofortige Exportbeschränkung bekanntgegeben. Die aktive Substanz wird zwar auch außerhalb Indiens beispielsweise in der Türkei produziert. Allerdings wurde die Wirkstoffproduktion von Paracetamol und ASS in den vergangenen Jahren maßgeblich nach Asien verlagert. Ein Ausfall indischer Lieferanten könnte also zu erheblichen Engpässen führen.

Würde Paracetamol knapp, könnte noch auf andere Schmerzmittel ausgewichen werden; ohnehin hat der Wirkstoff seine frühere Bedeutung verloren. Erschwerend kommt aber hinzu, dass Ibuprofen immer noch nicht in vollem Umfang als Alternative zur Verfügung steht. Zwar hat BASF die Produktion wieder hochgefahren, aber in Hubei stehen laut Experten aufgrund der Corona-Epidemie die Maschinen still. Derzeit sei für Ibuprofen keine Verbesserung der Lage zu verzeichnen, so Experten. Zwar würde die Absage für Paracetamol nach derzeitigem Stand vor allem die Selbstmedikation betreffen – nicht auszuschließen ist aber, dass schmerz- und fiebersenkende Mittel im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie verstärkt nachgefragt werden.

Antibiotika

Auch Antibiotika wie Erythromycin oder Clindamycin stehen auf der Liste der Exporteinschränkung. Aufgrund des Preisverfalls kann laut Experten nur auf wenige andere Hersteller ausgewichen werden.

Vitamine

Bereits jetzt lässt sich laut Experten jedoch sagen, dass die Exporteinschränkung der Vitamine B1, B6 und B12 nicht ins Gewicht fallen wird, da diese vor allem in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind. Hier ist allerdings ein Preisanstieg nicht auszuschließen.

Erst der Anfang?

Stellt Indien den Export weiterer Arzneistoffe ein, könnte dies die Versorgung in Deutschland erheblich beeinträchtigen. „Dann haben wir eine ganz große Problematik“, so ein Insider.

Metformin

Auch wenn andere Antidiabetika zur Verfügung stehen: Metformin ist nach wie vor der wichtigste Wirkstoff in der Behandlung von Diabetikern – nach Insulin. Während die Sulfonylharnstoffe durch DPP-4-Hemmer abgelöst wurden, wächst laut Arzneiverordnungsreport die Zahl der Metformin-Verordnungen.

Der Großteil der Wirkstoffproduktion findet in Indien statt. Außerdem kommt eine Vorstufe beinahe ausschließlich aus China. Lieferanten aus Norwegen, Spanien und Frankreich werden laut Experten einen Ausfall der Konkurrenz in Indien nicht abfedern können.

Produktion wieder in Europa?

Die Wirkstoffproduktion nach Deutschland zurückzuholen, wird nicht erst aufgrund der aktuellen Ereignisse diskutiert. Die anhaltenden Lieferengpässe der vergangenen Jahre haben zu einer sehr emotionalen Diskussion geführt. Aus technologischer Sicht wäre eine Herstellung in Europa möglich. Allerdings seien die Umweltauflagen entsprechend hoch, dies würde zu einem Preisanstieg der Wirkstoffe führen.

Solange der Kostendruck im Gesundheitssystem so groß ist wie jetzt, wird es kaum zu Veränderungen kommen. Zunächst muss laut Experten grundlegend umgedacht werden: Man dürfe nicht länger bei den „Volkskrankheiten“ sparen, um hochpreisige Therapien zu finanzieren, so Experten.

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