Warum der BPhD die Rx-VV-Petition nicht unterstützt Tobias Lau, 21.02.2019 15:11 Uhr
Pharmaziestudent Benedikt Bühler wirbelt in der Standespolitik gerade Staub auf, erst mit seinem offenen Brief an CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, nun mit seiner Petition für ein Rx-Versandverbot. Doch ausgerechnet der Bundesverband der Pharmaziestudierenden (BPhD) stellt sich nicht offen hinter Bühler. BPhD-Präsident Max Willie Georgi erklärt, warum er die Petition zwar nicht unterstützt, sie aber trotzdem für richtig und wichtig hält.
#MitUnsNicht fordert Bühler und will möglichst viele Gleichgesinnte hinter seiner Petition versammeln. #MitUnsNicht hat er allerdings auch vom BPhD zu hören bekommen. „Leider möchte der BPhD nicht darauf aufmerksam machen“, zeigt sich Bühler enttäuscht. BPhD-Präsident Georgi bestätigt die Abfuhr auf Anfrage: „Herr Bühler hat sich bei uns gemeldet und gefragt, ob wir seine Kampagne öffentlich unterstützen können. Wir haben uns aber als Vorstand dagegen entschieden.“
Ganz ignoriert haben sie den jungen Aktivisten dann aber doch nicht. „Wir haben seinen offenen Brief und die Kampagne über unsere internen Kanäle an die Fachschaften weitergereicht, damit sie selbst entscheiden können, wie sie damit umgehen.“
Dass sich der BPhD-Vorstand nicht öffentlichkeitswirksam für Bühlers Petition einsetzt, hat einen einfachen, aber triftigen Grund: „Wir sind in den Arbeitsgruppen zu dem Schluss gekommen, dass wir das Rx-Versandverbot als nicht zukunftsfähig genug erachten.“ So habe sich die Arbeitsgemeinschaft Gesundheitspolitik im Dezember ausführlich mit den politischen Vorschlägen von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) befasst und fordert nun einen Paradigmenwechsel in der Standespolitik. „Wir denken, es ist besser, wenn die Diskussion vom Thema Rx-Versandverbot weg geht und wir eher über andere Maßnahmen reden, wie man den Apothekerberuf stärken und die Apotheke vor Ort vor dem Aussterben retten kann.“
Für Georgi krankt die dringend nötige Diskussion über die berufspolitischen Weichenstellungen an einer Verengung des Blickfelds. „Seit zweieinhalb Jahren diskutieren wir jetzt über das Rx-Versandverbot. Allerdings kann es doch nicht sein, dass all die Apotheken nur wegen des Arzneimittelversands aus dem Ausland schließen“, sagt er. Viel dringendere Probleme seien der Nachfolgermangel, wegen dem vor allem auf dem Land viele Apotheken schließen, der Bürokratieaufwand, der solche Ausmaße angenommen habe, dass er zu viel Arbeitskraft binde, oder aber das Honorarsystem, das seit Jahren einer Aktualisierung bedürfe. „Da würde ich viel eher Punkte sehen, über die man diskutieren sollte.“
Für besonders zielführend hält er auch Bühlers Vorgehensweise nicht, über eine Petition politisch Einfluss zu nehmen. „Ich kann mich erinnern, dass ich damals auch die Petition von Herrn Redmann unterzeichnet habe. Aber schon die hatte ja nicht ausgereicht, um irgendetwas zu bewirken.“ Eine wichtigere Funktion hat die Petition für ihn als Stimmungsbild aus dem Apothekenlager. „Rund 160.000 Menschen arbeiten in Apotheken. Schon bei der Petition von Herrn Redmann wurde gesagt, es müsste ja nur ein Drittel des Apothekenpersonals unterzeichnen, damit man das schafft. Und dann lief es trotzdem so schleppend.“
Die Frage sei nun, wie es mit Bühlers Petiton weitergeht. „Jetzt wird sich auch zeigen, was die Entwicklungen des letzten halben Jahres in den Köpfen der Apotheker gebracht haben. Vielleicht geht es dieses Mal noch schleppender, weil sich die Leute denken, dass sie ja schon einmal unterschrieben haben und es nichts gebracht hat. Vielleicht geht es aber auch schneller, da nun gesehen wurde, in welche Richtung die Diskussion mit dem Minister geht.“ Außerdem müsse man darauf achten, welche Botschaft man mit der Petition aussendet. „Sonst denken die Menschen noch, die Apotheker wären rückwärtsgewandt.“
Dennoch, Georgi will auf keinen Fall den Eindruck aufkommen lassen, dass er Bühlers Engagement geringschätze – ganz im Gegenteil. „Ich finde es sehr gut, dass Herr Bühler sich engagiert, seine Meinung einbringt und auch etwas für diese Meinung tut“, lobt er ihn und zeigt sich selbst als Musterdemokrat: „Dabei ist es völlig egal, ob ich persönlich diese Meinung teile oder nicht. Wichtig ist, dass sich da jemand aufrafft und aktiv seine Position vertritt. Wenn er damit andere animiert, aufzustehen, mitzumachen und ihre Meinung einzubringen, ist dadurch schon sehr viel gewonnen.“
Genau diesen Respekt vor anderen Meinungen vermisst Georgi oft in der Branche – und hat das auch schon am eigenen Leib erfahren. Als sich der BPhD öffentlich zu Spahns Acht-Punkte-Plan äußerte und sich gegen die Forderungen nach einem Rx-Versandverbot stellte, habe er reihenweise abwertende Reaktionen aus der Apothekerschaft erhalten – es handele sich sowieso bloß um Studenten, die keine Ahnung und keine Erfahrung hätten, und dergleichen.
„Da wurde man direkt degradiert, ohne dass geschaut wurde, wie die Meinung zustande kam“, sagt er. „Ich lege aber sehr großen Wert darauf, die Meinung meines Gegnübers nicht zu degradieren. Wir sind doch nicht so dumm, dass wir ein Honorarsystem nicht verstehen würden!“