Die Bürger von Börger sind vermutlich die geduldigsten im ganzen Land. Seit fast einem Jahr warten sie auf einen neuen Apotheker. Die Gemeinde im Emsland verspricht demjenigen, der die alte Hümmling-Apotheke wachküsst, 25.000 Euro. Trotzdem hat sich bisher niemand gemeldet.
Dass es keine Riesen-Finanzspritze ist, ist allen klar. „Das ist als Bonbon zu verstehen“, sagt Gemeindedirektor Johannes Müller (SPD). Doch bislang wollte niemand das Bonbon. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Gemeinde bald wieder eine eigene Apotheke hat: „Wir sind mit zwei bis drei Apothekern am Verhandeln.“ Die Gespräche laufen. Und sie sollen weiter laufen. „Wir haben schließlich auch keine andere Option.“
Eine Erhöhung der Prämie steht bislang nicht zur Diskussion: „Da würde sich die Frage stellen, ob man als Gemeinde so weit in den freien Markt eingreifen soll und darf“, sagt Müller. Schließlich funktioniere die Rezeptsammelstelle seit Monaten gut: „Die Grundversorgung ist garantiert.“
Für das Betreiben des Rezeptbriefkastens an der geschlossenen Apotheke haben sich drei Apotheken beworben. Derzeit gibt es in Abstimmung mit der Landesapothekerkammer eine Regelung, wonach im Vier-Monats-Turnus gewechselt wird. Die Rezeptsammelstelle wird zweimal am Tag geleert, die Kunden bekommen die Arzneimittel innerhalb von 24 Stunden geliefert.
Trotzdem ist es nur eine Notlösung für 2800 Menschen. Müller sagt: „Die Bürger können nicht nachvollziehen, warum es keine Apotheke gibt.“ Über ein Jahr lang suchte der vormalige Apotheker erfolglos nach einem Nachfolger. Eines Tages schloss er dann sein seit Jahrzehnten bestehendes Unternehmen. Die weißen Rolläden der Hümmling-Apotheker sind heruntergelassen, die Geschäftsräume geschlossen. Die Zukunft ungewiss.
Im Gemeinderat beschloss man deshalb vor einigen Monaten, potenziellen Kandidaten den Umzug ins Emsland zu versüßen. Doch auch das vermochte bislang niemanden nach Börger zu locken. Wer sich als Apotheker auf den 25.000-Euro-Deal einlässt, garantiert im Gegenzug, dass er die Apotheke mindestens fünf Jahre betreiben wird.
Aus Müllers Sicht ist Börger für Apotheker eine wirtschaftlich lohnenswerte Destination: „Wir haben hier zwei Hausärzte, zwei Zahnärzte und eine Altenpflegeeinrichtung.“ Das ist mehr als viele andere Gemeinden mit Apotheke aufzuweisen haben. Die nächstgelegene Apotheke befindet sich neun Kilometer entfernt in Sögel. Bis zur Lösung des Problems müssen die Bürger mit dem Auto dort hin fahren oder die Rezeptsammelstelle nutzen. Fest steht: Geduld haben sie, die Emsländer.
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