Grippeimpfstoffe

Warten auf 600 Impfdosen Influvac Tetra

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Berlin -

Im Oktober und November dreht sich in den Arztpraxen alles um die Grippeimpfung. Jetzt ist laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) der richtige Zeitpunkt für die saisonale Grippeschutzimpfung. Doch um den kleinen Pieks gibt es großen Ärger, denn die Apotheken sitzen auf dem Trockenen und können den vorbestellten Impfstoff nicht an die Praxen liefern. Eine Apotheke in Bayern wartet sehnsüchtig und inzwischen ungeduldig auf 600 Impfdosen Influvac Tetra von Mylan. Was sind eure Erfahrungen? Jetzt mitdiskutieren im LABOR von APOTHEKE ADHOC!

Der Ärger um die Grippeimpfstoffe für die Saison 2018/19 nimmt kein Ende. Eine Apotheke in Bayern hatte bereits im April 600 Impfdosen Influvac Tetra mit Kanüle bestellt. Die Ware soll laut Auftragsbestätigung „nach Chargenfreigabe“ ausgeliefert werden. Bislang hat die Apotheke noch keine Vakzine erhalten. Und so warten Arztpraxis und Apotheke auf die Ware. „Die Praxis läuft Amok und droht, die vorbestellte Menge nicht abzunehmen. Bis Dezember will die Praxis nicht warten“, erzählt die Apothekerin. „Auch der Großhandel ist ratlos. Weder kann man sagen, wann der Impfstoff geliefert wird, noch ist bei Mylan jemand für den Großhandel erreichbar.“ Was schon da war, ist jedenfalls wieder weg.

Zwar erreiche den Großhandel zwischenzeitlich stückchenweise Ware, allerdings Influvac Tetra ohne Kanüle. Um die Arztpraxis beliefern zu können, hat die Apothekerin bereits 70 Impfdosen der verfügbaren Ware ergattern können. Allerdings mit bitterem Beigeschmack, denn die 70 Dosen will die Praxis mit den 600 vorbestellten verrechnen und somit bleibt die Apotheke am Ende auf der Notration sitzen. Die Apothekerin hofft auf Kulanz seitens des Großhandels und eine mögliche Retoure.

„Das ist eine Situation, in die ich nicht kommen möchte. Es kann nicht sein, dass die Apotheke das finanzielle Risiko trägt. Wenn sich daran nichts ändert, mache ich das im nächsten Jahr nicht mehr. An den Impfstoffen verdient die Apotheke ohnehin nichts mehr und im Moment kann ich nicht einmal kostendeckend liefern. Und auch sonst will ich nicht nur für die Umsatzsteuer arbeiten.“

In der Form erlebt die Apothekerin eine verspätete Auslieferung der saisonalen Grippeimpfstoffe zum ersten Mal. „In den Jahren zuvor hat eigentlich immer alles ganz gut geklappt. Wir haben im Frühjahr bestellt und Ende August, Anfang September wurde geliefert.“ Bei Grippeimpfstoffen gilt die Devise „first come first serve“: Wer früh bestellt, wird auch früh beliefert. Von Mylan heißt es, man sei gut dabei und habe bereits etwa fünf Millionen Vakzine ausgeliefert, aktuell seien etwa 3,5 Millionen in der Distribution und etwa neun Millionen seien noch geplant. Wer im März/April bestellt hat, sollte auch schon beliefert worden sein. Das lange Warten der Apothekerin wurde schließlich belohnt, in diesen Tagen wurden alle 600 Impfdosen an die Apotheke geliefert, leider ohne Vorankündigung. Doch alle Vakzine haben einen Platz im Kühlschrank gefunden.

Warum die Apothekerin so lange warten musste, bleibt weiterhin unklar. Eine offizielle Antwort von Mylan steht noch aus. Das PEI sorgt nach eigenen Angaben für keine Verzögerung, die Chargenfreigabe verlaufe zügig. Dem Vernehmen nach kommen die Hersteller mit der Produktion nicht hinterher. Die ersten Chargen wurden Anfang August (KW 32) freigegeben – bis zur Kalenderwoche 39 wurden 12,8 Millionen Impfdosen freigegeben.

Für Influvac Tetra ist es die erste Grippesaison. Mylan hatte bislang nur eine trivalente Vakzine im Sortiment. Der quadrivalente Impfstoff hat am 31. Juli die Zulassung erhalten. Die Zusammensetzung der saisonalen Grippeimpfstoffe orientiert sich an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Für die Saison 2018/19 sollen die tetravalenten Vakzine A/Michigan/45/2015 (H1N1)pdm09-ähnlicher Stamm, A/Singapore/INFIMH-16-0019/2016 (H3N2)-ähnlicher Stamm, B/Colorado/06/2017-ähnlicher Stamm der B/Victoria-Linie und B/Phuket/3073/2013-ähnlicher Stamm der B/Yamagata-Linie enthalten.

In der aktuellen Saison sind tetravalente Vakzine Kassenleistung. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) folgte im April der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) aus dem Januar. Seit Juni ist der Beschluss in Kraft – nicht zuletzt weil der trivalente Impfstoff in der Saison 2017/18 die B-Linie fehlte, die für viele Infekte verantwortlich war. Die tetravalenten Vakzine hatte die B-Linie enthalten und hätte den Großteil der Grippefälle verhindern können.

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