Arzneimittelausgaben

Warmer September bremst OTC-Geschäft APOTHEKE ADHOC, 17.11.2016 09:06 Uhr

Berlin - 

Der außergewöhnlich sonnige und warme September hat in den Apotheken zu einem nennenswerten Rückgang der Verkäufe rezeptfreier Arzneimittel geführt. Insbesondere bei Schnupfen- und Erkältungsmitteln sanken Umsatz und Absatz nach aktuellen Marktdaten von IMS Health deutlich. Bei rezeptpflichtigen Arzneien gab es trotz geringerer Packungszahlen einen Umsatzanstieg. Der Versandhandel zeigte sich vom Wetter unbeeindruckt.

OTC-Präparate wurden in den Vor-Ort-Apotheken im September laut IMS deutlich weniger nachgefragt als im Vorjahresmonat – der im Vorjahr stark war. Die Rückgänge betrugen nach Umsatz 1 Prozent auf 373 Millionen Euro nach Herstellerabgabepreisen (ApU) und nach Absatz rund 6 Prozent auf 63 Millionen Packungen. Bei Schmerzmittel sank die Menge um 6 Prozent, bei topischen Schnupfenmitteln sogar um 13 Prozent und bei Hustenmitteln noch stärker um 27 Prozent. Das sind die drei absatzstärksten OTC-Gruppen im Markt.

Dem Versandhandel konnte der warme September hingegen so gut wie nichts anhaben: Der OTC-Versand legte im September nach Umsatz um 8 Prozent auf 64 Millionen Euro zu, nach Absatz um 3,2 Prozent. Im ersten Dreivierteljahr wuchs der Umsatz des Versandhandels um 15 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro und die Zahl der Packungen um 12 Prozent auf knapp 110 Millionen.

Etwas mehr als die Hälfte des Versand-Umsatzes und zwei Drittel aller Packungen entfallen laut IMS auf die Produktsparte Arzneimittel. Danach folgen Gesundheitsmittel und Kosmetik-/Körperpflegeprodukte mit 23 Prozent und 15 Prozent Umsatzanteil, während auf Medizin- und Ernährungsprodukte jeweils nur ein geringer Anteil entfällt. Medizinprodukte wuchsen allerdings mit einem Umsatzplus von 32 Prozent am kräftigsten, weshalb sich ihr Anteil weiter erhöhen wird. In den ersten neun Monaten 2016 verbuchten die nach Menge führenden Produktgruppen im OTC-Versandhandel deutliche Zuwächse. Der Umsatz mit Vitaminen/Mineralstoffen/Nahrungsergänzungsmitteln sowie Homöopathika und Jodpräparate stieg um je 17 Prozent.

Der gesamte Apothekenmarkt einschließlich rezeptpflichtiger Arzneimittel entwickelte sich im September gespalten: Der Umsatz legte um 5 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu. Die Packungsmenge sank hingegen um 2 Prozent auf 124 Millionen. Bei Rx-Präparaten fiel das Umsatzwachstum im September mit 6 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro etwas höher aus. Auch der Absatz stieg um 2 Prozent auf 61 Millionen Einheiten. Die führenden zehn Präparategruppen, zu denen Herz-Kreislauf-Therapeutika, Schmerzmittel, Thyreoidpräparate und Antidepressiva zählen, wuchsen der Menge nach im unteren bis mittleren einstelligen Bereich.

Im gesamten Dreivierteljahr 2016 wuchs der Umsatz des Apothekenmarktes um 4 Prozent. Vom Umsatzvolumen in Höhe von 24 Milliarden Euro entfallen laut IMS 85 Prozent auf Rx-Präparate, die um 4 Prozent zulegten. OTC-Präparate wuchsen um 2 Prozent. Bei der Mengenentwicklung fiel das Wachstum geringer aus. Es wurden 1 Prozent mehr Rx-Packungen an Patienten abgegeben, während die Abgabe von rezeptfreien Produkten um 1 Prozent sank.

Auf die nach Umsatz führenden zehn Arzneimittelkategorien entfiel in den ersten neun Monaten ein Drittel des gesamten Apothekenumsatzes. Das Wachstum fällt aber sehr unterschiedlich aus: Direkte Faktor-Xa-Hemmer (Antikoagulantien) verzeichnen den größten Zuwachs (+34 Prozent). Weitere Bereiche mit zweistelligem Wachstum sind antineoplastische Proteinkinasehemmer (+19 Prozent), MAB-Antineoplastika (+22 Prozent), Immunsuppressiva (+12 Prozent) und Anti-TNF-Produkte (+10 Prozent). Erneut sank der Umsatz von Hepatitis-C-Mitteln (-40 Prozent) besonders stark.

Für die Arzneimittelausgaben zu Lasten der Krankenkassen legte IMS jetzt die Halbjahresbilanz 2016 vor: Nach einem leichten Rückgang in den ersten drei Monaten zogen Umsatz und Absatz im zweiten Quartal wieder an: Es wurden 178 Millionen Packungen (+4 Prozent) für insgesamt acht Milliarden Euro (+2 Prozent) abgegeben. Die Umsatzwerte beruhen auf dem Apothekenverkaufspreis abzüglich des Herstellerabschlages und der Rabatte aus Erstattungsbeträgen sowie der Apothekennachlässe. Einsparungen aus Rabattverträgen sind nicht berücksichtigt.

Im Dreivierteljahr betrugen die Herstellerabschläge inklusive Rabatte durch Erstattungsbeträge 2,1 Milliarden Euro. Die Steigerung von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum geht weitgehend auf die Erstattungsbeträge zurück.

Das Volumen der Apothekennachlässe blieb im Zeitraum Januar bis September mit 850 Millionen Euro nahe zu unverändert gegenüber dem Vorjahreswert.