Rund zwei Drittel der Apotheken nutzen bereits das internetbasierte Bestellverfahren MSV3 – die übrigen sollen in den kommenden Jahren wechseln. Die Kosten, die dafür beim Softwareanbieter gezahlt werden müssen, unterscheiden sich stark. Das liegt vor allem daran, dass die Dienstleister generell auf verschiedene Preismodelle setzen.
Kostenlos ist die Umstellung bei ADG und Pharmatechnik. „Die mit der Umstellung erforderlichen Programme sind in der Softwarewartung beinhaltet und die notwendige Serviceleistung der Umstellung ist ebenfalls kostenfrei“, erklärt ADG-Geschäftsführer Joachim von Morstein. Voraussetzung sei natürlich, dass die technischen Voraussetzungen – vor allem der Internetanschluss – gegeben seien. Darüber hinaus stellt ADG den Apothekenmitarbeitern ein Schulungsvideo zur Verfügung, mit dem sie sich schon im Voraus mit den Veränderungen vertraut machen können.
„Dass im Markt Gebühren erhoben werden, kann ich nachvollziehen, da der zeitliche Aufwand im Bereich Umstellung, Schulung und Hotline erheblich ist“, sagt von Morstein. „Auch wir haben diesen Aufwand. Allerdings halten wir die jetzigen und zukünftigen Vorteile mit MSV3 für die Apotheke für so wichtig, dass wir hier keine Umstellungshürde aufbauen wollten.“
Lars Polap von Pharmatechnik erklärt, dass der Aufwand für die Umstellung mit dem Servicevertrag, den Kunden abschließen, auch bei seinem Unternehmen bereits abgedeckt sei. Zusätzliche Kosten könnten lediglich dann entstehen, wenn die notwendigen Voraussetzungen in der Apotheke nicht erfüllt seien – wenn es etwa kein Internet gebe. Das sei aber nur noch bei 1 Prozent der Anwender der Fall.
Zum Teil können die Apotheken den Aufwand auch selbst schultern – und damit Gebühren sparen. So handhaben es Compugroup Medical (Lauer-Fischer), die NARZ-Tochter Prisma (Aposoft) und ADV. Die Nutzung der Schnittstelle ist bei allen drei Anbietern kostenfrei. Eine Sprecherin von Lauer-Fischer erklärt, Kunden könnten die Einrichtung mittels einer mehrseitigen Anleitung übernehmen. Am komfortabelsten sei Umstellung aber mit zusätzlicher Hotline-Unterstützung. „Hierzu fallen Kosten in Höhe von 95 Euro für die Programminstallation und Einrichtung durch die Hotline an.“
Für Aposoft-Kunden, die sich den Aufwand sparen wollen, kostet die technische Unterstützung 90 Euro. 77 Prozent der Kunden haben laut Prisma-Geschäftsführer Uwe Ennen bereits auf MSV3 umgestellt, die meisten hätten den Service in Anspruch genommen. „Rein technisch ist es zwar unkompliziert, aber der Aufwand, die verschiedenen Parteien zusammenzubringen, ist groß“, erklärt er. Die einzelnen Großhändler würden die Prozesse unterschiedlich handhaben – und jede Apotheke werde von mehreren Großhändler beliefert.
Bei ADV haben die Kunden ebenfalls die Wahl, sich selbst mit Hilfe des Unternehmens mit der Materie auseinanderzusetzen oder die Arbeit zu delegieren. In diesem Fall komme eine ADV-Schulungskraft in die Apotheke und 49 Euro würden fällig, erklärt Regina Heyl, Niederlassungsleiterin in Berlin. Sie schätzt, dass etwa 60 Prozent der Kunden lieber die Gebühr zahlen als die Umstellung selbst in die Hand zu nehmen.
Cida, die Softwaresparte des ARZ Darmstadt, berechnet für die Umstellung eine Pauschale von 50 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Damit sind die Entwicklung der Software und der Schnittstelle, die Abfrage der Zugangsdaten des Großhandels, das Einspielen der Software, das Einrichten der Großhändler und ein Funktionstest sowie ein telefonischer Support und gegebenenfalls Hilfe vor Ort abgedeckt. Rund 70 Prozent der Cida-Kunden haben bereits auf das neue Verfahren umgestellt.
Etwas kompliziert gestaltet sich die Situation bei Awinta und Asys: Obwohl beide Anbieter seit einem Jahr zusammen gehören, fallen bei Awinta keine Zusatzkosten für die Umstellung an, bei Asys hingegen 150 Euro. Werden mehr als eine Auftragsart pro Großhändler benötigt, werden für jede zusätzliche Installation 50 Euro erhoben.
Asys-Kunden seien eine generelle Systemautomatisierung gewohnt, erklärt ein Sprecher. Diese Vollautomatisierung sei von jeher Grundlage der Software und solle auch künftig ermöglicht werden. „Für die Umsetzung von MSV3 ist jedoch ein signifikant höherer zeitlicher Konfigurationsaufwand nötig als bei unseren anderen Produktlinien“, so der Sprecher. Daher fielen diese Kosten bei den anderen Produktlinien nicht an.
Bei Awinta sieht man aber auch Vorteile: Den Asys-Anwendern werde der gewohnte Umgang mit der Software ermöglicht. „So vermeiden wir für unsere Kunden eine unnötige Umgewöhnung beziehungsweise zeitraubende Schulungen in diesem Bereich und erhalten dennoch eine qualitativ hochwerte Nutzungsmöglichkeit der neuen Technologie“, so der Sprecher.
Bei Optipharm muss man sich mit der MSV3-Umstellung überhaupt nicht mehr befassen: Laut Geschäftsführer Dr. Michael Schönfelder nutzen bereits alle rund 200 Kunden schon seit einem Jahr das internetbasierte System. Er habe sich an den ursprünglichen Zeitplan gehalten, laut dem MSV2 Ende 2014 abgeschaltet werden sollte, erklärt der Apotheker.
Optipharm hat die MSV3-Umstellung mit einem großen Systemupdate verknüpft – „um alle Möglichkeiten nutzen zu können“, so Schönfelder. Insgesamt kostete die Umstellung somit 495 Euro. Schönfelder hatte seinen Kunden in einem Schreiben und Telefonaten die Vorteile von MSV3 deutlich gemacht. „Damit war der Bedarf geweckt“, sagt er. „Den Kunden war sofort klar, dass es nicht nur um eine Umstellung von Telefon auf Internet geht, sondern um viel mehr.“
Jeder dritte Apotheker hält noch an dem alten System MSV2 fest. Apotheker, die umsteigen wollen, sollten sich zunächst an ihren Großhändler wenden, erklärt Lothar Jenne, Chef des Großhändlers Max Jenne. Dort erhalten sie die Zugangsdaten, die ihr Softwarehaus für die Anpassung benötigt. Spätestens wenn immer mehr Telefonanbieter ihr auf Voice over IP (VoIP) umstellten, werde die Luft für Internetverweigerer dünn, warnt Jenne.
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