Erkältungsmittel

Warentest: Glaeskes OTC-Top 50

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Berlin -

„Eine Erkältung dauert sieben Tage, mit Behandlung eine Woche.“ Dieser Binsenweisheit zum Trotz hat laut Stiftung Warentest jeder Deutsche 2017 im Schnitt etwa 15 Euro für Erkältungspräparate ausgegeben. Aber halten die Produkte auch, was sie versprechen? Warentest hat unter der Leitung des bekannten Pharmakritikers Professor Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen eine Liste von 50 preiswerten Präparaten zusammengestellt, die Leiden lindern.

Die Arzneimittelexperten von Warentest haben in Zusammenarbeit mit Glaeske Studien von hunderten Präparaten gegen Schnupfen, Husten, Halsschmerzen sowie Schmerzen und Fieber gesichtet und jedes Produkt bewertet. Kombinationspräparate wurden als „wenig geeignet“ eingestuft. Sie würden den Körper nur unnötig belasten, besser seien Monopräparate. „Behandeln sie Symptome individuell, verzichten sie auf Kombipräparate mit mehreren Wirkstoffe“, rät Glaeske. „Die Mittel sind nicht sinnvoll zusammengesetzt.“ In der Kritik stehen vor allem die enthaltenen schleimhautabschwellenden Wirkstoffe. Diese können müde machen oder gar zu Herzrasen führen. „Abschwellendes Nasenspray ist verträglicher, es wirkt lokal.“

50 Erkältungsmittel mit „sinnvollen“ Einzelwirkstoffen gegen Husten, Schnupfen oder Halsweh können die Experten empfehlen, wenn auch einige mit Einschränkung. Auf die Liste der Empfehlung haben es die preiswertesten Präparate geschafft. Die beste Bewertung „geeignet“ erhalten Monopräparate gegen Schnupfen und Schmerzen, sie seien ausreichend erprobt, wirken nachweislich und ihr Nutzen sei größer als die möglichen Risiken.

Unter den Top 50 sind abschwellende Nasensprays mit Xylometazolin und Oxymetazolin. Diese sollten bevorzugt konservierungsmittelfrei sein und maximal sieben Tage Anwendung finden. Im Preisranking liegt Nasenspray Sine Al (Aliud) vor Imidin oK (Aristo), Nasenspray Ratiopharm, Snup (Stada) und Otriven (GSK). Die Experten empfehlen zudem isotonische Salzlösungen, die reinigende und befeuchtende Effekte haben sollen. Hier liegt die Drogerie mit Abtei Meersalz Standard vor Teterisal E (CNP).

„Geeignet“ sind auch Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Paracetamol. Die Monopräparate können bei leichten bis mäßigen Schmerzen und Fieber eingesetzt werden. Der Zusatz Vitamin C bei ASS bringe therapeutisch nichts, so die Experten. „Gut ist, dass die Einnahme von ASS als Brausetablette Wasser zuführt.“

Eine Empfehlung gibt es auch für Präparate gegen Halsschmerzen. Betäubende Lutschpastillen werden jedoch nur als „mit Einschränkung geeignet“ bewertet. Auf die Liste der Top 50 haben es die Produkte dennoch geschafft, aber nur „weil eine unterstützende Wirkung möglich ist und der Markt nichts Besseres bietet“. Die Experten empfehlen bei leichten Halsschmerzen Emser Pastillen (Siemens & Co.). Zu den empfohlenen aber „mit Einschränkung geeigneten“ Halsschmerztabletten zählen Trachilid (Lidocain, Engelhard) und Mucoangin (Ambroxol, Sanofi). Der Wirkstoff Ambroxol sei jedoch bei Entzündungen im Hals nur wenig erprobt, so die Experten. Eine kurzfristige Anwendung sei dennoch vertretbar.

Ist die Erkältung nach dem Etagenwechsel in den unteren Atemwegen angekommen, sind Präparate gegen Husten gefragt. Hier kommen sowohl Hustenlöser als auch Hustenstiller in Frage. Vor allem Schleimlöser werden laut Warentest häufig nachgefragt. 2017 war ACC akut (Acetylcystein) das meistverkaufte Erkältungsmittel in Deutschland. Für die Experten gibt es jedoch „keine rundum geeigneten Mittel“ gegen festsitzenden Schleim. Bisherige Studien zu ACC und Ambroxol ließen bestenfalls eine unterstützende Wirkung erwarten.

Wer dennoch ein ACC-haltiges Arzneimittel anwenden will, sollte die Preise vergleichen, denn es seien Preisunterschiede von etwa drei Euro möglich. Die Liste der preisgünstigen Präparate führen NAC 200 akut 1A Pharma, NAC Al akut und NAC Ratiopharm akut 200 an. Nachholbedarf in puncto Studien bestehe auch bei Hustenlösern mit Efeu und Thymian. Die Präparate sind ebenfalls nur „mit Einschränkung geeignet“. Besser fällt das Ergebnis für den Hustenstiller Dextromethorphan aus. Der Wirkstoff wird als „geeignet“ bewertet. Für Hustensäfte mit Spitzwegerich sei die Wirkung noch nicht abschließend belegt.

Präparate mit Echinacea und Umckaloabo (Dr. Willmar Schwabe) beurteilen die Experten ebenfalls nur als „mit Einschränkung geeignet“. Für Sonnenhut-haltige Mittel sei die Studienlage uneinheitlich und für Umckaloabo „noch nicht zufriedenstellend“.

Bei allem Lob für die 50 Präparate gilt es zu bedenken: „Die Mittel machen weder gesund noch verkürzen sie das Leiden. Sie können aber Symptome lindern und das Wohlbefinden verbessern.“

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