Mitte Juni ist Schluss für die Tassilo-Apotheke im oberbayerischen Neuching. Für Inhaber Roland Fellermeier ist das kein leichter Schritt. Doch weil für die in den Ruhestand gehende Filialleiterin kein Ersatz gefunden werden konnte, gibt es keine Alternative. Die Personalnot war allerdings nicht der einzige Grund.
Der Personalengpass in Apotheken treibt die Inhaberinnen und Inhaber immer öfter zum Äußersten und sie müssen sich von Betrieben trennen. Auch in Neuching im Landkreis Erding gibt es bald eine Apotheke weniger. Der Ruhestand der Filialleiterin sei der akute Auslöser, sagt Fellermeier. Sie habe zwar die gesetzlich vorgeschriebene Altersgrenze von 67 Jahren noch nicht erreicht, habe sich jedoch für eine vorzeitige Rente entschieden.
Monatelang hat der 64 Jahre alte Inhaber nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger gesucht. Doch im Team habe niemand Interesse, die Verantwortung zu übernehmen. Dabei gebe es genügend Approbierte. Von außerhalb habe er kaum Bewerbungen erhalten – und wenn doch, seien die Gehaltsvorstellungen nicht kompatibel gewesen. Abgesehen davon hätte der einzige in Frage kommende Bewerber auch nicht ins Team gepasst.
Vor zwölf Jahren gründete Fellermeier mit Unterstützung der Gemeinde die Apotheke. Es sei ein neues Ärztehaus mit Physiotherapie errichtet worden, in dem auch Platz für eine Apotheke vorgesehen war. „Zum damaligen Zeitpunkt schien es geeignet.“ Doch das Problem sei, dass zwar Verordnungen von der Praxis mit drei Ärztinnen kämen, allerdings keine Kundschaft mit Verordnungen etwa von Facharztpraxen ihren Weg in die Tassilo-Apotheke fänden.
Außerdem sei die Kaufkraft der Gemeinde „schlichter“ als an den übrigen drei Standorten des Inhabers. „Wir haben im OTC-Bereich und der Freiwahl nicht wirklich nennenswerte Umsätze erzielt.“ Insgesamt sei die Apotheke immer noch auf dem Niveau von Anfang.
Dazu sei die Personalnot gekommen. Außer der Filialleitung seien noch zwei PKA und eine PTA in der Tassilo-Apotheke beschäftigt. Bei Krankheitsausfällen seien Mitarbeitende aus den anderen Betrieben eingesprungen. Die einzige Kontinuität sei die Filialleiterin gewesen. Die verbliebenen drei Angestellten werden nach der Schließung in den weiteren Apotheken Fellermeiers unterkommen.
Der Inhaber ist wie viele Kolleginnen und Kollegen ein Apotheker aus Leidenschaft. „Ich mache diesen Beruf sehr gerne, trotz der Widrigkeiten“, betont Fellermeier. Erst im Februar übernahm er eine Apotheke, weil der Inhaber die Verantwortung abgeben wollte. Der Kollege ist jetzt als Filialleiter beschäftigt. „Das war eine wunderbare Lösung für uns, es bleibt alles wie es war und wir können uns breiter aufstellen.“ Die Expansion macht für Fellermeier Sinn, da sein Sohn Anfang 2026 in den Familienbetrieb einsteigen will.
APOTHEKE ADHOC Debatte