Kommentar

Von Ersatz- zu Zombie-Apotheken

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Berlin -

So weit ist es also schon gekommen: Weil sich in Treffurt in Thüringen eine Apotheke nicht mehr betreiben lässt, wird der Betrieb auf eine Pick-up-Station umgestellt. Das ist auf den ersten Blick bequem, weil die Gegebenheiten vor Ort bekannt und sogar die Mitarbeiterinnen noch dieselben sind. Nur dürfen die PTA in der Zombie-Apotheke keine pharmazeutische Beratung mehr erbringen, stattdessen müssen sie Rezepte einsammeln und Tütchen aushändigen. Sieht so die zukünftige pharmazeutische Versorgung auf dem Land aus?

Gesundheitsmarkt nennt sich das neue Modell in Treffurt, das es so ähnlich auch in anderen Regionen schon gab oder gibt: Weil sich die Apotheke vor Ort finanziell oder personell nicht halten kann, werden die Geschäftsräume kurzerhand zur Pick-up-Station umfunktioniert. Besser eine solche Pseudo-Apotheke als ein schnöder Rezeptbriefkasten, könnte man meinen. Und in jedem Fall besser als gar keine Versorgung vor Ort.

So gesehen ist es leicht zu verstehen, dass sich die Ortsvorsteher der betroffenen Gemeinden über jede solcher Ersatzapotheken freuen. Und dass sich vielleicht nicht ausgerechnet der nächstgelegene Konkurrent dafür fand, sondern ein besonders umtriebiger Kollege aus entfernteren Gefilden, der auf eine zusätzliche Einnahmemöglichkeit hofft. Hauptsache ist doch, dass überhaupt jemand in die Lücke gesprungen ist.

Und weil die Forderung nach einer vollwertigen Apotheke angesichts der realen Probleme im Markt oft nicht mehr als eine utopische Vorstellung ist, will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) solche Ersatzlösungen jetzt von ihrem Stigma befreien und zu einer Dauerlösung machen.

Denn natürlich ist es lebensfremd, dass alle pharmazeutischen Angelegenheiten ausnahmenslos in der fernen Apotheke zu erledigen sind, während die Mitarbeitenden vor Ort nur vorgepackte Tütchen aushändigen dürfen und bei jeder Nachfrage an die Kolleginnen und Kollegen verweisen müssen.

Nach den Plänen von Lauterbach sollen solche Konstrukte überall dort etabliert werden, wo sich eine eigene Apotheke nicht (länger) betreiben lässt. Man könnte es auch Bankrotterklärung nennen. Denn der Ersatz von Apotheken durch Gesundheitsmärkte ist das Eingeständnis des Gesundheitsministers, dass er an eine vollwertige pharmazeutische Versorgung nicht mehr glaubt – oder dass diese ihm einfach nichts mehr wert ist. So oder so: Wenn solche Lösungen erst einmal der neue Standard für die Versorgung sind, dann werden aus Ersatz- bald Zombie-Apotheken.

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