Preise für Healthcare-Projekte

VISION.A Awards: Strahlende Sieger:innen

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Berlin -

Ein weiteres Jahr Coronapandemie ist vorbei – und zehntausende Apotheken sind über sich hinausgewachsen. Bei den VISION.A Awards 2021 erhielten sie ihre Würdigung: Bei der gleichnamigen Digitalkonferenz powered by APOTHEKE ADHOC und NOVENTI wurden nicht nur die digitalen Vorreiter der Branche ausgezeichnet, sondern auch diejenigen, die ganz besonders eindrucksvoll gezeigt haben, dass es an den Apotheken vorbei keinen Weg aus der Pandemie gibt.

Die Zukunft hat in der Gegenwart längst begonnen, man muss sie nur an den richtigen Stellen finden: Das gilt nicht nur für die ausgezeichneten Frauen und Männer, die die Branche und das gesamte Gesundheitswesen mit ihren innovativen Ideen und ihrem Engagement voranbringen, sondern auch für die VISION.A Awards selbst. Über 150 Menschen fanden sich zur Hybrid-Veranstaltung im berühmten Berliner Kino International ein – für die meisten von ihnen die erste große Veranstaltung dieser Art, seit die Coronapandemie unser aller Leben durcheinandergewirbelt hat.

Zeit also zu genießen, sich trotz aller Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen endlich wieder von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Und Zeit, um diejenigen auszuzeichnen, die sich besonders ins Zeug gelegt haben, um ihren Beitrag zum Ende der Pandemie zu leisten und denjenigen zu helfen, die von ihr besonders getroffen wurden – das ist von tatkräftiger Unterstützung bis zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit auf viele Arten geschehen.

Einer der größten Stars des Abends war zweifelsohne ein Apotheker, den spätestens seit diesem Jahr jede:r Kollege kennt: Dr. Björn Schittenhelm, Inhaber der Alamannen-Apotheke in Holzgerlingen. Von der Hochskalierung der Desinfektionsmittelproduktion über das Böblinger Modell, das bundesweit als Blaupause einer erfolgreichen Teststrategie wahrgenommen wurde, bis hin zu seinen Holzgerlinger Impfmarathons, bei denen er in kürzester Zeit tausende Menschen gegen Corona immunisieren ließ, hat er sich nicht nur dank seiner Medienpräsenz zum „Posterboy der Apothekenbranche“ entwickelt, wie Noventi-Marketingchef Dr. Silvio Kusche in seiner Laudatio augenzwinkernd anmerkte. Schittenhelm hat auch gezeigt, wozu die Vor-Ort-Apotheken in der Lage sind, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen: ein innovatives Mindset, das Digitalisierung nicht als Problem, sondern als Problemlösung begreift, eine betriebliche Organisation, die Vertrauen vor Überwachung setzt, sowie Engagement und Ideen, wie sich die Apotheke als niedrigschwellige, inhabergeführte Gesundheitseinrichtung in ihrer Region aktiv einbringen kann, um den Menschen zu helfen.

Entsprechend wurde er auch ausgezeichnet: mit dem Gold-Award in der Kategorie Corona-Held:innen. Schittenhelm selbst zeigte sich bescheiden: Ohne die Zusammenarbeit mit dem Landkreis und den Ärzten wäre das alles nicht möglich gewesen. „Nichtsdestotrotz würde ich diesen Preis gern allen Apothekerinnen und Apothekern, PTA und Teams da draußen widmen, den eigentlich sind wir alle mehr oder weniger Corona-Held:innen in den letzten anderthalb Jahren“, so der 38-Jährige. „Mir ist keine Apotheke bekannt, die nicht über sich hinausgewachsen ist.“

Doch es waren nicht nur die Apotheken, die über sich hinausgewachsen sind. Die Lage in den Kliniken war auf dem Höhepunkt der Pandemie vielerorts dramatisch – und zwar nicht nur für die zehntausenden von Menschen, die wegen Covid-19 hospitalisiert wurden. Die Krise warf auch ein Licht auf den seit Jahren herrschenden Pflegenotstand und die prekären Arbeitsbedingungen, unter denen sich hunderttausende Pfleger für ihre Patienten einsetzen. Der Berliner Intensivpfleger Ricardo Lange ist zu ihrem Gesicht geworden. „Er spricht offen und ungeschönt über den Pflegenotstand und die Missstände in den Kliniken, aber genauso eindringlich und einfühlsam führt er vor Augen, was es bedeutet, wenn ein Corona-Patient stirbt“, so APOTHEKE-ADHOC-Chefredakteur Patrick Hollstein in seiner Laudatio zur Verleihung des ersten Preises in der Kategorie Gesundfluencer:innen.

„Seine authentischen Schilderungen aus dem Alltag gleichen einem Puzzle, das am Ende, wenn man es zusammenfügt, viel mehr Aussagekraft hat als eine Politiker- oder Managerrede.“ Es geht ihm nicht nur darum, mehr Geld zu bekommen, sondern um die Arbeitsbedingungen von Pflegerinnen und Pflegern. „Kurzum: Ricardo Lange steht für das, was im Gesundheitswesen am wichtigsten ist: die Menschlichkeit.“ Er selbst machte das ebenfalls deutlich: „Es geht mir persönlich um mehr Menschenwürde und um eine Gesundheitspolitik, die wieder dem Menschen statt dem Profit dient.“

Lange hat nicht nur das Thema Pflegenotstand wieder mit der notwendigen Wucht in die Öffentlichkeit getragen, sondern die Menschen auch eindringlich davor gewarnt, Corona nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sich entsprechend zu verhalten. Genau darum ging es auch Noventi, die in der Kategorie Beste Kampagne für ihre „Initiative gegen Corona“ ausgezeichnet wurden. „Ihr habt es geschafft, mit dieser tollen Kampagne, Corona der breiten Bevölkerung anzutragen“, würdigte sie Anike Oleski, Inhaberin der MediosApotheke in Berlin. Damit hat es Noventi sogar ins Deutsche Historische Museum geschafft – also eine im Wortsinne historische Kommunikationsleistung. Auch Kommunikationschef Kusche ließ es sich nicht nehmen, die Verbindung zu Lange herauszustellen: „Ob in der Apotheke, in der Pflege oder im ganzen Gesundheitswesen: Wir arbeiten für das Wichtigste im Leben, das Leben selbst. Und da sind wir stolz drauf.“

Einen Beitrag zum Schutz vor Corona haben auch die Gewinner in der Kategorie Marken & Innovationen geleistet: Denn das scheinbar banale Thema Händewaschen erhielt während der Coronapandemie plötzliche eine besonders große Bedeutung. Color Safe aus Köln haben deshalb eine Seife mit Farbeffekt entwickelt, dank der Anwender:innen besser erkennen können, ob sie sich die Hände richtig und vollständig waschen. Welchen Wert digitale Anwendungen in der echten Welt haben, zeigten wiederum Cynteract, die für ihren Ansatz mittels eines Virtual-Reality-Handschuhs das Prinzip der Gamification in die Rehabilitation zu bringen, den Noventi eHealth Award erhielten.

Die Chancen der digitalen Welt für die Patienten zu nutzen, ist auch das Ziel der Hippo AI Foundation. Viktoria Prantauer weiß, wovon sie redet: Sie hat sich nach ihrer eigenen Krebsdiagnose in der Stiftung engagiert und arbeitet daran, Gesundheitsdaten möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Dafür erhielt sie Gold in der Kategorie Mutmacher:innen. „Wenn eine Person aus dem Nichts eine schlimme Diagnose ereilt, fühlt sie sich, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen“, so Apothekerin Linda Ungvari in ihrer Laudatio. Nach einiger Zeit stelle sie aber fest, „dass sie nur zwei Möglichkeiten hat: Entweder sie versinkt in der Angst vor der Zukunft und ergibt sich ihrem Schicksal oder sie nimmt das Schicksal an und versucht, diese Energie der schmerzlich erfahrenen Verwundbarkeit in etwas Positives zu übertragen.“

Prantauer möchte mit Hippo AI erreichen, dass nicht nur Krebs schneller diagnostiziert und effizienter therapiert wird, sondern auch die Ungerechtigkeit in der Medizin weltweit bekämpfen. „Ich würde diesen Preis gerne widmen, wenn ich darf: an alle Patientinnen und Patienten da draußen, die diese Erfahrung durchmachen“, so Prantauer mit Blick auf ihre eigene Geschichte. „Es gibt ganz unterschiedliche Faktoren, die einem da durchhelfen können. Bei mir war das neben meinem liebenden Ehemann und meiner Familie auch die Tatsache, dass ich Zugang zu Wissen hatte. Ich konnte mich informieren und verstehen, was das für ein Krebs ist. Ich fühlte mich empowered durch diese Informationen und konnte mit meinen Ärzten auf einer Ebene kommunizieren. Ich fühlte mich als aktive Partnerin in dieser Rolle und dieser Zugang zu Wissen ist in Zukunft in Gefahr.“ Deshalb setzt sie sich für eine Demokratisierung des Zugangs zu Wissen ein. „Wir wollen schaffen, dass medizinisches Wissen auch im Zeitalter Künstlicher Intelligenz für uns alle zugänglich bleibt.“

Einem sensiblen Thema haben auch Paulina Ellerbrock und Alexandra von Korff eine einfühlsame Stimme gegeben: In ihrem Podcast „Zwei Frauen, zwei Brüste“ widmen sie sich dem Leben mit Brustkrebs, nicht aus theoretischer Sicht, sondern aus dem Blickwinkel zweier Betroffener – „und zwar ganz echt, berührend, unverblümt und mit einer Portion Humor in ihrem Podcast zum Besten geben“, wie Laudatorin und PTA IN LOVE-Chefredakteurin Nadine Tröbitscher es auf den Punkt brachte. „Es geht um mehr als Krebsgeschichten. Es geht um den Alltag zwischen Chemo-Cocktail und Legosteinen, ohne zu dramatisieren oder zu bagatellisieren. Und es geht darum, ein Tabu aufzubrechen.“

„Jetzt hier zu stehen und zu sehen, dass unsere Message, dass Frauen auf sich Acht geben sollen, gehört wird, ist wunderbar“, so von Korff. „Wir freuen uns besonders, dass wir als Patientenvertreter hier sind“, legte Ellerbock nach. „Als Anwender, am Ende des Tages, bei denen alle Knoten des Gesundheitswesens zusammenlaufen. Und wir sind froh, ein Teil davon zu sein, genauso sehen wir uns auch. Wir gehören in Eure Mitte – Danke, dass Ihr uns mit offenen Armen empfangt!“

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