Die Abgabe von Hilfsmitteln ist ein kompliziertes Geschäft: Lieferverträge, Kostenvoranschläge und Präqualifizierung machen den Apothekern das Leben schwer. Viele haben sich inzwischen aus dem Geschäft zurückgezogen und überlassen das Feld den Sanitätshäusern. Jetzt soll eine Datenbank Abhilfe schaffen.
Auch für Apotheker Dr. Detlef Glaß aus Berlin war die Situation lange unbefriedigend: „Generell macht die Abgabe von Hilfsmitteln in Apotheken keinen Spaß. Die Erträge sind relativ mager, der Aufwand ist erheblich. Aber wir haben den Anspruch, sämtliche Rezepte zu beliefern und eine Vollversorgung für unsere Patienten wohnortnah umzusetzen.“ Deshalb habe sein Team sich seit einigen Monaten zum Ziel gesetzt, alle Hilfsmittel auch spontan zu beliefern.
Neben den geringen Margen bremst vor allem der bürokratische Aufwand das Geschäft mit Hilfsmitteln. Glaß geht davon aus, dass dieses Segment aus den meisten Apotheken fast komplett verschwunden ist.
„Man darf aber den Umsatz und Ertrag aus dem Hilfsmittelgeschäft nicht für sich isoliert betrachten, sondern muss ihn als Gesamtpaket sehen: Hier wird die Kompetenz einer Apotheke erheblich gesteigert. Wenn man dann noch in anderen Bereichen dieses Premium-Image bei den Patienten hat, braucht man sich nicht auf eine Billigschiene zu bewegen. Dann ist die Mischkalkulation auch betriebswirtschaftliche stabil“, ist Glaß überzeugt.
Unterstützung hat der Berliner Apotheker von seinem Rechenzentrum AvP bekommen. Gemeinsam mit anderen Apothekern wurde eine Datenbank für Hilfsmittelverträge entwickelt. Darin sind alle Anforderungen der einzelnen Krankenkassen hinterlegt.
AvP-Geschäftsführer Klaus Henkel berichtet, wie es zu dem Projekt kam: „Ein Rechenzentrum steht zunächst für die Sicherheit der Abrechnung. Und wenn Kunden verunsichert sind, weil sie Retaxierungen bekommen, wenden sie sich an uns.“ Gerade in einem Segment mit geringen Margen sei es für Apotheken entscheidend, keine Fehler zu machen.
Diesem Thema habe sich AvP gestellt, obwohl es für das mittelständische Unternehmen eine große Investition gewesen sei, so Henkel. „Wenn unsere Kunden in diesem Segment Geld verdienen, dann sind sie treue Kunden und bleiben bei uns. Daher war es eine strategische Entscheidung“, sagt der AvP-Geschäftsführer.
Glaß ist zufrieden: „Die neue Datenbank ist eigentlich eine Revolution auf dem Gebiet der Abrechnung.“ Damit gehörten Retaxierungen weitgehend der Vergangenheit an, so der Apotheker.
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