Versandhandel

Ring-Apotheke: Notnagel für DocMorris

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Berlin -

Mit einem schnellen und flächendeckenden Lieferservice wirbt die niederländische Versandapotheke DocMorris um ihre Kunden. Ist ein Arzneimittel einmal nicht vorrätig, „bestellen wir es umgehend für Sie nach“. Dass das nicht in jedem Fall klappt, musste jetzt eine Kundin in Hessen erleben. Diese hatte wie immer bei DocMorris ihr Rezept mit drei Verordnungen eingereicht. Weil DocMorris aus Heerlen aber ein Medikament nicht liefern konnte, gab es Unannehmlichkeiten und die Ring-Apotheke in Seeheim-Jugenheim musste einspringen.

Apotheker Oliver Eichhorn kennt seine Kundschaft in Seeheim-Jugenheim gut. Daher weiß er, wer die Apotheken vor Ort aufsucht oder lieber bei DocMorris bestellt. Kürzlich staunte er nicht schlecht, als eine Kundin in seiner Ring-Apotheke vorsprach, die sonst ihre Arzneimittel in Heerlen ordert. Das hat dieses Mal aber nicht funktioniert.

Denn die Kundin hielt ein DocMorris-Schreiben mit einer Absage in der Hand. Das Antidiabetikum Komboglyze (Saxaglitpin, Metformin) von AstraZeneca sei „innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Lieferfrist nicht lieferbar“, stand dort zu lesen und weiter: „Wie telefonisch besprochen, streichen wir deshalb die betroffenen Artikel von Ihrem Rezept.“ DocMorris bemühe sich, diesen „Engpass schnellstmöglich zu beheben“. „Bis dahin bitten wir um ihr Verständnis.“

Nach § 11 Apothekengesetz (ApoG) ist sicherzustellen, „dass innerhalb von zwei Arbeitstagen nach Eingang der Bestellung das bestellte Arzneimittel versandt wird, soweit das Arzneimittel in dieser Zeit zur Verfügung steht, es sei denn, es wurde eine andere Absprache mit der Person getroffen, die das Arzneimittel bestellt hat“. Anderenfalls muss der Besteller „in geeigneter Weise“ über die Nichtlieferfähigkeit unterrichtet werden, fordert das Gesetz.

Soviel Zeit hatte die Patientin natürlich nicht. Also erschien sie mit einem Duplikat in der Ring-Apotheke. Weil Apotheker aber glaubte, Duplikate nicht mit den Kassen abrechnen können, verweigerte er zunächst die Abgabe des Arzneimittels. Die Patientin musste erneut zum behandelnden Arzt und sich ein Wiederholungsrezept ausstellen lassen. Als Grund war auf dem Rezept angegeben: „DocMorris hat Original vernichtet.“ Am Ende kam alles in Ordnung: Apotheker Eichhorn versorgte die Patientin.

Eine Sprecherin von AstraZeneca kann sich nicht erklären, wie es zu dem Lieferproblem kommen konnte: „Wir haben das Arzneimittel auf jeden Fall an den Großhandel geliefert und zwar über den uns bekannten Bedarf hinaus.“ Außerdem stünde DocMorris auch der „Notfallkanal“ Pharma Mall offen. Ob die Bestellung über Pharma Mall DocMorris zu umständlich gewesen sein könnte, wollte die Sprecherin nicht kommentieren: „DocMorris hätte das Arzneimittel bekommen können.“

Es ist nicht das erste Mal, dass DocMorris nicht in der Lage ist, ein Rezept zu beliefern. Kürzlich gab es Probleme mit Metoprolol retard. Der Markt war im November 2016 wieder einmal leer gefegt. DocMorris kapitulierte vor dem Blutdrucksenker – und schickte das Rezept zurück. Verordnet war neben Lercanidipin der Betablocker Metohexal Z 100. In Heerlen bedruckte man das Rezept, doch bei der Bearbeitung kam es zu Problemen. Kein Wunder: Das Präparat ist bereits seit 2010 außer Handel.

Dass das verordnete Produkt schon nicht mehr in der Lauertaxe zu finden war, muss die Mitarbeiter so sehr irritiert haben, dass sie gar nicht mehr wussten, wie sie mit dem Vorgang umgehen sollten. Jedenfalls wurden die bereits bedruckten Stellen überklebt und das Rezept zurückgeschickt. Drei Wochen, nachdem er den Umschlag in die Post geworfen hatte, hielt der Patient die Verordnung wieder in der Hand. Er tat, was im sprichwörtlichen Sinne nahe lag: Er ging mit dem Rezept in die Apotheke vor Ort. Das war in diesem Fall die Apotheke im Ärztehaus von Oliver Hildebrand. Dort konnte man das Problem relativ schnell lösen: Das Hexal-Produkt wurde durch die Alternative von Aliud ersetzt, Sonder-PZN drauf, fertig.

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