Kein Anschluss unter dieser Nummer Patrick Hollstein, 07.03.2013 12:32 Uhr
Cleveres Geschäftsmodell oder verzweifelter Versuch, dem Versandhandel
Paroli zu bieten? Man mag von Lieferdiensten halten, was man will. Eines
haben Ordermed, Pillentaxi und Dedendo schon geschafft, bevor sie
richtig loslegen konnten: Sie haben gezeigt, dass zwischen Versand- und
Vor-Ort-Apotheken mit zweierlei Maß gemessen wird. Denn während erstere
von der Politik als gern gesehene Alternative mit allerlei Sonderrechten
bedacht werden, wird für letztere die Messlatte immer höher gelegt.
Betriebswirtschaftlich rechnen sich Lieferdienste vermutlich genauso wenig wie Videoboxen oder andere Geschäftsmodelle, bei denen Dritte an vermeintlich wachstumsträchtigen Randbereichen der pharmazeutischen Versorgung von den Erträgen der Apotheken profitieren wollen. Dass die Bestellplattformen überhaupt aufgezogen wurden, bevor die rechtliche Grundlage klar war, fällt unter die Kategorie unternehmerisches Risiko.
Viel spannender als die Frage, was nun aus Dedendo & Co. wird, ist aber die Begründung der Behörden. Warum darf der Botendienst eigentlich nur im Einzelfall durchgeführt werden, wenn der Versandhandel „zum Wettbewerb im Apothekenmarkt“ gehört und selbst Pick-up-Stellen von den zuständigen Ministern als „Spielart des Versandhandels“ nicht nur toleriert, sondern verteidigt werden.
Und warum dürfen Vor-Ort-Apotheker nicht am Telefon beraten, wenn Versandapotheker gerade einmal ein Rückrufformular anbieten müssen? Dass der Botendienst ohne persönliche Beratung nicht zur Regelversorgung werden soll, ist richtig. Dass diese Prämisse für den Versandhandel einfach nicht gilt, zeigt einmal mehr, dass die Versorgung zweiter Klasse nicht mehr fern ist: Wer es nicht mehr bis zur Apotheke schafft, muss im Internet bestellen, damit er telefonisch beraten werden kann.