Wenn Amazon kommt, wird es ernst – nicht nur für die Apotheken vor Ort, sondern auch für die Versender. Eine gemeinsame Plattform als Gegengewicht sehen viele Experten als einzige Lösung. Doch noch tut sich die Branche schwer, ein entsprechendes Projekt auf die Beine zu stellen. Die Macher von DocMorris, Shop-Apotheke und Medpex wollen nun Gespräche aufnehmen.
Konkret geht es um die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, das IT-Dienstleistungen übernehmen soll. Beim Bundeskartellamt liegt seit Kurzem eine entsprechende Anfrage vor, ob die drei führenden Versender dazu überhaupt in Gespräche einsteigen dürfen. Entschieden ist noch nichts.
Ob es bei dem Vorstoß nur um die Bündelung von Technik geht oder tatsächlich um eine gemeinsame Plattform, ist nicht bekannt. Shop-Apotheke und der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose sind an der Börse notiert, entsprechend vertraulich wird mit kursrelevanten Informationen umgegangen.
Dass es nur um gemeinsame Technik geht, bezweifeln Experten allerdings. Denn alle drei Versender haben ihre IT fest im Griff. Shop-Apotheke etwa hat seinen Dienstleister Xsite 2013 übernommen; das mittlerweile in RedTecLab umbenannte Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf programmiert nicht nur für den Mutterkonzern, sondern auch für Drittkunden.
Gegen die Theorie eines gemeinsamen IT-Dienstleisters spricht auch, dass der dritte Partner im Bunde nicht das Unternehmen Comventure ist, an die bei Medpex die Bereiche Software und IT-Infrastruktur ausgelagert sind. Vielmehr ist dessen Schwesterfirma Visionrunner an Bord. Das Unternehmen gehört ebenfalls den Medpex-Eigentümern Ulrich Spindler, Tobias Kindlieb, Frank Müller und Christiane Bülow-Bichler, ist aber die Firma hinter dem holländischen Ableger Esando, der erst seit einigen Wochen am Start ist. Insofern liegt zumindest der Verdacht nahe, dass es eher um den Außenauftritt als um interne Prozesse geht.
Eine Kooperation auf technischer Ebene wäre auch keineswegs außergewöhnlich. Im Februar 2016 übernahmen Zur Rose und die mittlerweile zur Shop-Apotheke gehörende Europa Apotheek gemeinsam das Rechenzentrum König IT-Systeme. Seitdem werden alle Rezepte, die nach Holland geschickt werden, über die Firma mit Sitz in Gottmadingen am Bodensee bei den Krankenkassen eingereicht.
Für DocMorris hatte die Zusammenarbeit auch schon in besonderer Hinsicht einen Nutzen: Von der Apothekerkammer Nordrhein gegen die Versandapotheke erwirkte Ordnungsgelder konnten wegen der Abtretung nicht vollstreckt werden – und verjährten schließlich.
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