Apotheker kleben Ampeln Alexander Müller, 12.06.2013 12:21 Uhr
Jeder Fünfte ist schon einmal selbst Auto gefahren, obwohl er sich wegen der Nebenwirkung eines Medikaments nicht fit fühlte. Die ABDA hat dieses Ergebnis einer repräsentativen Umfrage zum Anlass genommen, zum Tag der Apotheke eine Kampagne zum Thema Fahrtüchtigkeit zu lancieren. Apotheken sollen verstärkt zu den Risiken im Straßenverkehr beraten und gegebenenfalls kritische Arzneimittel mit einem kleinen Ampel-Aufkleber versehen.
In Berlin stellte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt die Ergebnisse der Forsa-Umfrage unter 3014 Personen vor. 99 Prozent wissen demnach zwar, dass Medikamente die Fahrtüchtigkeit beeinflussen können. „Doch bei rezeptfreien Medikamenten wird das Risiko offensichtlich komplett unterschätzt“, so Schmidt.
58 Prozent sind demnach schon Auto oder Motorrad gefahren, obwohl sie sich wegen einer Erkrankung nicht danach fühlten, 19 Prozent trotz spürbarer Nebenwirkungen ihrer Medikamente. „Das ist eine heftige Aussage: 77 Prozent ignorieren das Risiko“, so Schmidt. Ein Drittel der Befragten hatte sich überhaupt nicht über die eigenen Medikamente informiert. In der Apotheke hatte sich nur jeder Fünfte zu diesem Thema beraten lassen, jeder Dritte beim Arzt.
„Die Information muss aus unserer Sicht intensiver und personalisierter werden“, sagte Schmidt. Dazu hat die ABDA kleine Ampel-Aufkleber entwickelt, mit denen in der Apotheke kritische Arzneimittel versehen werden können. Insbesondere Interaktionen zwischen Medikamenten müssten im Beratungsgespräch erörtert werden, so Schmidt. Zudem reagiere jeder Patient anders auf seine Arzneimittel.
Eine zu allgemeine Warnung wäre aus Sicht der ABDA jedoch wenig zielführend. „Wir wollen Medikamente nicht verteufeln“, sagte Schmidt. Bestimmte Arzneimittel, etwa gegen Epilepsie oder Diabetes, stellten die Fahrtüchtigkeit überhaupt erst wieder her.
Die Teilnahme der Apotheken an der Aktion ist freiwillig. Material hat die ABDA nur auf Wunsch verschickt, 300 Aufkleber hat jede Apotheke bekommen. Dass nun 8000 Apotheken mitmachen, freut den ABDA-Präsidenten. Es sei die höchste Zahl seit Einführung des freiwilligen Verfahrens.
Für die Zukunft könnte sich Schmidt auch Piktogramme auf Arzneimittelpackungen vorstellen, wie es sie früher in der DDR schon gab. Bei besonders kritischen Medikamenten könnte so der Apotheker in der Beratung an das Thema Fahrtüchtigkeit erinnert werden und der Patient erhalte bei der Einnahme einen erneuten Hinweis.
In diesem Jahr steht der „Tag der Apotheke“ unter dem Motto „Erst fragen, dann fahren!“. Kooperationspartner für die Kampagne ist der ADAC. Bereits Anfang 2011 hatte die ABDA zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem ADAC eine Aufklärungskampagne zu den Themen Medikamentenmissbrauch und Arzneimittel im Straßenverkehr gestartet.