Verbraucherschutz

Warentest kritisiert Apothekenschaufenster

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Berlin -

Die Stiftung Warentest hat die Werbung in Apothekenschaufenstern unter die Lupe genommen: Das Ergebnis fiel dabei insgesamt schlecht aus. Die Tester vermissten sachlich-neutrale Aufklärung ohne Kaufanreiz. Stattdessen zeuge „manch marktschreierische Werbung“ von einem mangelnden Gespür für ethische Verantwortung.

Die Tester hatten von März bis September in vier Städten die Schaufenster von 28 Apotheken fotografiert. Die Werbung wurde anschließend von einem Juristen und einem Arzneimittelexperten begutachtet. Zwar habe es nur wenige juristische Verstöße gegeben; es seien aber Medikamente beworben worden, deren medizinischer Nutzen fehle oder zweifelhaft sei, kritisieren die Tester.

Mit ihrer „Fotorecherche“ machten die Tester in acht Beispielen auf die vermeintlich „fragwürdige Werbung“ aufmerksam: So hätten mehrere Apotheken zu Einschulungszeit für Vitamin- und Mineralstoffpräparate geworben, obwohl Tipps für gesunde Pausenbrote sowie Obst und Gemüse aus Sicht der Autoren hilfreicher wären. Kritisiert wurde außerdem die Werbung mit einem „finsteren 'Gedankenkarussell'“ für das Beruhigungsmittel Lasea mit Lavendelöl von Spitzner Arzneimittel: Diese hochemotionale Ansprache sei fragwürdig.

Arzneimittelwerbung allgemein kritisierte die Stiftung Warentest am Beispiel des Magenmittels Omep akut (Omeprazol) von Hexal: Reklame für ehemals rezeptpflichtige Arzneimittel spiele mit dem Vertrauen der Patienten und fördere sorglose Selbstmedikation.

Juristische Probleme sahen die Tester bei der Werbung für Entgiftung mit dem Homöopathikum Regenaplex von Regena: Da das Medikament nur registriert, aber nicht zugelassen sei, dürfe nicht für konkrete Anwendungen geworben werden.

Kritisch kann es für Apotheken auch dann werden, wenn der Hinweis „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihnen Arzt oder Apotheker“ verstellt und für die Patienten nicht sichtbar ist.

Ein weiterer Kritikpunkt betraf die Schaufenster-Dekorateure: Sie arbeiteten meist im Auftrag der Hersteller, so Warentest. Die Dekorateure und das Material würden von den Pharmakonzernen finanziert. Die meisten Apotheker scheuen demnach Ausgaben für eigene, unabhängige Werbung und machen sich somit „zum Sprachrohr der Hersteller“. Die Stiftung Warentest fordert deshalb von Politik und Gesetzgeber, sich für mehr seriöse Informationen einzusetzen.

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