Filialverbund

Vaters Apotheke mit Großhandel garniert

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Berlin -

Seit mehreren Jahren führt Christina Heitland bereits drei Apotheken. Anfang 2018 trat sie nun die Nachfolge ihres Vaters an und übernahm seine Mühlen-Apotheke und den Pharmagroßhandel der Familie. Zumindest in Steinhagen ist die 33-Jährige damit Monopolistin. Ihr gehören alle drei Apotheken der Kleinstadt mit rund 21.000 Einwohnern. In den kommenden Jahren muss die junge Apothekerin dennoch allerhand Herausforderungen meistern. Ob sie am Ende alle Apotheken halten kann, ist ungewiss.

Vor 37 Jahren hat Lutz Heitland die Mühlen-Apotheke eröffnet. Sie war der Kern seines unternehmerischen Wirkens. „Damals habe ich hier auf 124 Quadratmetern mit einer Angestellten angefangen“, erinnert sich der Apotheker. „Heute haben wir 65 Angestellte, davon etwa 30 am Standort Mühlen-Apotheke. Nach der Erweiterung 2008 steht uns hier eine Fläche von 400 Quadratmetern zur Verfügung.“

Obwohl der Apotheker erst 62 Jahre alt ist, beschloss man, den Generationenwechsel schon jetzt einzuleiten. „Uns war ein geordneter Übergang sehr wichtig“, erläutert Christina Heitland. „Deshalb haben wir entschieden, uns lieber etwas mehr Zeit damit zu lassen. Man weiß ja nie, wie das Leben so spielt.“ Gerade die Einarbeitung im Pharmagroßhandel, den ihr Vater von 2003 an aufgebaut hat, brauche Zeit. Von Steinhagen aus werden Apotheken und Firmen in ganz Deutschland beliefert. Der Fokus liege dabei auf innovativen, hochpreisigen Arzneimitteln.

Während sich die junge Pharmazeutin im Apothekengeschäft bereits sicher fühlt, sind ihr die Abläufe im Großhandel noch weniger vertraut. „Der Bereich lebt auch stark von Kontakten, die sich ja auch nicht über Nacht aufbauen lassen“, so Heitland. Bei den Apotheken setzt sie auf das bewährte Personal – und auf ihren Vater, denn der wird als Filialleiter weiterhin in der Mühlen-Apotheke präsent sein. Schließlich will er seiner Tochter mit Rat und Tat zur Seite stehen.

„Mein Vater ist typischer Unternehmer und extrem fleißig“, sagt sie. „Ich bewundere auch seine Offenheit für Neues. Denn viele Menschen tun sich vor allem im fortgeschrittenen Alter häufig schwer damit, neuen Entwicklung gegenüber offen zu sein und sie umsetzten.“ Die Art von Fleiß und Verantwortung seien ganz wichtig, wenn man Unternehmer sein wolle. Zu ihren eigenen Stärken zählt die junge Apothekerin vor allem die Personalführung. „Mir ist unter anderem sehr wichtig, meine Mitarbeiter zu Wort kommen zu lassen“, so Heitland.

Bereits 2014 hat sie ihre erste Apotheke im Elisabeth-Carree in Gütersloh – ebenfalls von ihrem Vater – übernommen. Nur ein Jahr später kamen die Apotheke am Markt und die Sonnen-Apotheke in Steinhagen hinzu. Nach der Übernahme der Mühlen-Apotheke gehören der 33-Jährigen jetzt alle Steinhagener Apotheken. Ob das so bleibt, ist derzeit allerdings ungewiss.

Denn hinter der Apotheke am Markt liegt laut Heitland ein schwieriges Jahr. Die Großbaustelle anlässlich der Marktplatz-Sanierung direkt vor der Tür, der Weggang eines Arztes und nicht zuletzt die lange Ungewissheit über den Bau des Ärztehauses auf dem benachbarten Grundstück zählt sie als Gründe auf. Um so mehr freut sie sich, dass der Bau des Ärztehauses nun beschlossen wurde, und hofft, dass man mit den Bauarbeiten so bald wie möglich beginnen kann. Es gebe bereits zwei Hausärzte, die in die neuen Räume gern einziehen möchten.

Auch über der Sonnen-Apotheke, dem kleinsten Standort von Heitland, ziehen dunkle Wolken auf. Ob sie die Filiale langfristig halten kann, kann die Apothekerin zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Fest steht: Wenn im Sommer die benachbarte Praxis schließt, wird es dort keine Ärzte mehr in unmittelbarer Nähe geben. Das dürfte sich aufs Geschäft der Apotheke auswirken. „Für das kommende Jahr kann ich aber sagen, dass die Sonnen-Apotheke geöffnet bleibt. Ich hoffe, dass uns die Kunden dort die Treue halten“, sagt die Apothekerin. „Wir werden die Zahlen bis Ende des Jahres beobachten und müssen dann entscheiden." Derzeit rechne sich das Geschäft noch.

Der von Menschen gern eingeforderten dezentralen Nahversorgung, auch und vor allem im medizinischen Bereich, stehen laut Heitland politisch gewollte Zwänge entgegen, die ganz automatisch große Einheiten förderten. „Was die Apotheken angeht, so wurden die Honorare für den Arzneimittelverkauf gedeckelt, gleichzeitig sind die Anforderungen an uns gestiegen. Die Einführung des Qualitätsmanagementsystems und die Plausibilitätsprüfung für Rezepturen bedeuten mehr Bürokratie und damit Zeit“, merkt sie an. Das könne eine kleine Apotheke kaum noch leisten.

Angesichts der neuerlichen Diskussion rund um das Honorargutachten des Bundeswirtschaftsministeriums hat die Apothekerin großen Respekt vor den Herausforderungen, die vor ihr liegen. „Man möchte sich nicht vorstellen, irgendwann vielleicht Personal entlassen zu müssen“, sagt sie. Deshalb will sie alles daran setzen, ihre Apotheken zukunftssicher aufzustellen. Für das aktuelle Jahr lautet ihr Ziel zunächst, dass die Apotheken und das gesamte große Team zu einer Einheit wachsen.

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