Ein Drittel der bayerischen Stadt Simbach am Inn wurde gestern überschwemmt. Nach anhaltenden Regenschauern war ein Damm gebrochen. Von den Überschwemmungen ist auch die Stadt-Apotheke von Inhaberin Constanze Callies betroffen. In ihrer Apotheke steht der Schlamm, das Warenlager ist vernichtet. Doch Callies hat noch schwerwiegendere Sorgen.
Schon über Tage habe es geregnet, sagt Callies. Doch gestern am frühen Nachmittag brach ein Staudamm und das Wasser überschwemmte die Kleinstadt an der Grenze zu Österreich. „Die Feuerwehr und das THW sind in der Apotheke – ganz Simbach ist voller Einsatzkräfte“, so Callies.
Sie hat die Apotheke erst 2013 von ihrem Vater übernommen. Nun entfernt die Feuerwehr Schlamm aus den Räumlichkeiten. „Vielleicht können wir die Einrichtung nach dem Trocknen noch verwenden“, sagt sie. Allerdings könne es sein, dass diese aufquillt und damit ebenfalls unbrauchbar werde.
Auch das Haus von Callies wurde überschwemmt, die Apothekerin hat ihren privaten Besitz verloren. „Aber wir haben überlebt“, sagt sie. Fünf Menschen sind nach Angaben der Polizei in Bayern nach der Überschwemmung umgekommen. Mehrere Personen werden noch vermisst. Unter ihnen ist Callies' Mutter.
Die anderen Apotheken in Simbach sind weitestgehend verschont geblieben. Die Blumen-Apotheke von Inhaberin Waltraud Feirer hat zwei Filialen in der Stadt. In der Maximilianstraße ist gestern Nachmittag der Strom ausgefallen; heute gibt es kein Wasser.
Apotheker Bühler hatte gestern Dienst in der Maximilianstraße. Trotz der Stromausfälle hielt das Team die Stellung. Am Nachmittag sei allerdings kein Kunde mehr in die Blumen-Apotheke gekommen. „Wir wären mit dem Notdienst an der Reihe gewesen“, sagt Bühler. In Absprache mit der Apothekerkammer Bayern habe man den Dienst in die Filiale am Rennbahn-Center verlegt, die Strom hatte.
Heute kämen weiterhin nur wenige Kunden. Doch dafür sind es komplizierte Fälle: „Es sind Patienten, die ihre Medikamente oder Rezepte durch die Überschwemmung verloren haben, sie aber dringend benötigen“, so Bühler. Daher seien viele Telefonate mit den behandelnden Ärzten notwendig, um die Verordnungen zu prüfen.
Die privaten Wohnungen der Mitarbeiter seien vom Unwetter nicht betroffen, berichtet Bühler. Nur in manche Keller sei Wasser eingedrungen. Allerdings könnten manche Angestellte aus den umliegenden Orten nicht zur Arbeit kommen: Die Straßen sind weiterhin gesperrt. „Wir arbeiten also in einem kleineren Team als sonst.“ Die Wetterlage habe sich etwas gebessert; im Augenblick würde es in Simbach nur nieseln. Doch der Wetterbericht warnt noch bis zum Sonntag vor Unwettern.
Nach Angaben der Polizei Niederbayern schwanken die Zahlen der Vermissten stark. In bis zu 50 Fällen konnten Angehörige noch nicht erreicht werden. Wie viele Menschen verletzt sind, konnte die Polizei noch nicht sagen: „Es ist alles ein großes Chaos“, sagte eine Sprecherin einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge. Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) kündigte eine Soforthilfe in Höhe von 1500 Euro für die Betroffenen an.
Am vergangenen Wochenende hatten starke Regenschauer Braunsbach in Baden-Württemberg überschwemmt. Auch die Apotheke im Ort ist betroffen und war nicht erreichbar. Über die Situation der Offizin konnte auch die Apothekerkammer Baden-Württemberg keine Auskunft geben.
APOTHEKE ADHOC Debatte