Personalplanung

„Unser kleines Team hält zusammen wie eine Familie“

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Berlin -

Zoya Sepehri beschäftigt insgesamt acht Mitarbeiter – in zwei Apotheken. Viel größer will sie ihr Team gar nicht werden lassen. Die Verbundenheit untereinander sei groß. Und es bleibt jederzeit klar, wer hier das Sagen hat.

Die Apothekerin aus Düsseldorf stammt ursprünglich aus dem Iran. „Mit 14 kam ich nach Deutschland, machte hier mein Abitur und studierte dann Pharmazie.“ Mit 27 kam ihr erstes Kind. Das habe sie bei der Stellensuche vor besondere Herausforderungen gestellt, sagt Sepehri. „Im Iran ist es ganz normal, dass fast alle Frauen mit Kindern arbeiten. Doch in Deutschland wird ein Kind vielfach als Last empfunden, man wird als Mutter schnell in eine Schublade gesteckt.“ Das habe sie nicht eingesehen: „Ich wollte mich nicht dafür rechtfertigen, dass ich auch mit Kindern arbeiten gehen will. ‚Weißt du was, ich mach mich selbstständig‘, sagte ich mir.“

Gesagt, getan: Sepehri übernahm 2006 die Bergische Apotheke in Knittkuhl. „Das gehört zwar offiziell zu Düsseldorf, ist aber ein kleines Örtchen für sich mit 2000 Einwohnern. Hier fährt gerade mal ein- bis zweimal in der Stunde ein Bus, die Apotheke und die Arztpraxis liegen im Zentrum.“ Ein dörflicher Betrieb wie dieser sei genau das Richtige gewesen, um Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bekommen.

Im Jahr 2014 kam die Phönix-Apotheke im lebhafteren Ortsteil Gerresheim dazu. „Sie steht in zentraler Lage, hier gibt es viel Laufkundschaft.“ Die Phönix-Apotheke gleiche auch aus, was der Bergischen Apotheke fehle. „Die zunehme Bürokratie macht den Apothekenbetrieb immer unwirtschaftlicher. Die Rabattverträge, die Datenschutzauflagen, ich sitze mehr im Büro, als mir lieb ist.“ Am liebsten würde sie alles ignorieren. „Dann würden wir unglaublich viele Retaxationen bekommen. Doch eigens einen Mitarbeiter für diese Arbeit einzustellen, würde sich finanziell gar nicht rechnen.“ Sie fühle sich dem Standort Knittkuhl sehr verbunden. „Ich will hier bleiben, solange es geht.“

Heute ist ihre Tochter 16, der Sohn zehn Jahre alt. Berufstätig zu sein gehe nur, wenn die ganze Familie mitziehe. „Das ist eine Sache der Organisation, jeder hat seine Aufgaben im Haushalt. Und man muss miteinander reden.“ Ganz essentiell sei aber die Unterstützung des Partners: „Wenn mein Mann nicht hinter mir stehen würde, würde das nicht funktionieren.“

Auch ihr kleines Team halte wie eine Familie zusammen. Eine Vollzeitapothekerin, eine PKA und eine PTA arbeiten in der kleinen Bergischen Apotheke. Zwei Apotheker, eine PTA, zwei PKA und eine PTA in Ausbildung sind in der größeren Phönix-Apotheke beschäftigt. So eine kleine Belegschaft habe viele Vorteile. „Das Team harmoniert gut miteinander, die Arbeitsatmosphäre ist sehr angenehm. Bei Bedarf kann ich alle acht Mitarbeiter in beiden Apotheken einsetzen.“ Die jüngste Mitarbeiterin sei 23, die älteste 46 Jahre alt. Gerne hätte sie Mitarbeiterinnen in einem noch reiferen Alter dabei.

„Ich habe zu jedem einzelnen eine sehr enge Beziehung“, erzählt Sepehri. „Sie wissen, dass sie mir alles erzählen und mit privaten Problemen zu mir kommen können.“ Doch wie sie als Mutter ihren Kindern bei aller Nähe Regeln setzen müsse, sei auch in den Apotheken jederzeit klar, wer den Hut auf habe. „Wenn man in einer Führungsposition ist, muss man relativ schnell den Dreh herausbekommen, wann man freundlich und nahbar sein und wann man die Distanz wahren muss. Ich sage klar, wo es lang geht. Das funktioniert mit einem Lächeln. Wenn klar strukturierte Vorgänge vorhanden sind, dann gibt es auch keine Missverständnisse.“

Dabei sei es wichtig, als Chefin auch abgeben zu können. Jeder Mitarbeiter habe seine festgelegten Pflichten und Aufgabenbereiche. „Man hat eine Kontroll- und Aufsichtsfunktion. Aber wenn man versucht, alles selbst zu machen, laufen mindestens zehn Sachen schief“, findet Sepehri. Der Sinn für Solidarität komme dabei nicht zu kurz. „Wir haben zwar klare Strukturen. Aber das bedeutet nicht, dass wir vorne in der Offizin Kaffee trinken, wenn die Winterbevorratung kommt und die PKA in Arbeit untergeht. Dann müssen alle anpacken, egal ob Apotheker, PTA oder PKA.“ Das gelte natürlich auch für sie selbst. „Als Inhaberin habe ich eine Vorbildfunktion.“

Ihr Führungsstil komme den Apotheken zugute. „Ich bin offen für Verbesserungsvorschläge, wenn sie die Arbeit erleichtern, egal von wem sie kommen“, findet Sepehri. So habe eine PKA-Auszubildende eine rettende Idee gehabt, wie man am besten ohne größere Bürokratie mit der Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO) umgehen könne. „Sie hat sich die Umsätze angeschaut und dabei gesehen, welche Artikel im letzten Jahr gut gelaufen waren. Sie hat vorgeschlagen, den Rest auszubuchen. So muss nicht alles doppelt und dreifach erfasst und kein Papier verschwendet werden.“ Eine PTA dagegen habe wertvolle Umsatzimpulse gegeben: „Sie liebt Kosmetik, hat die Sichtwahl neu organisiert und mit den Kunden Hautanalysen gemacht.“ Das sei ein voller Erfolg gewesen. „Wenn man den Mitarbeitern die Freiräume lässt, Ideen zu verwirklichen, dann arbeiten sie gerne.“

Die Hürden, vor denen sie als junge Mutter gestanden habe, habe sie nicht vergessen. „Ich stelle explizit und ganz bewusst Frauen mit Kindern ein.“ Für Notfälle hat sie in der Bergischen Apotheke ein komplettes Kinderzimmer eingerichtet. „Da stehen Spielzeug, Bücher und ein Bett. Als meine Kinder noch kleiner waren, konnte ich sie mit in die Apotheke nehmen, wenn sie mal krank waren.“ Heute können ihre Mitarbeiterinnen davon profitieren.

An ihren Erfahrungen als Apothekerin will Sepehri auch andere teilhaben lassen. Dafür gab sie Evelyn Rosewich von der Plattform „A wie Apotheke“ mehrere Interviews zu verschiedenen Aspekten des Pharmazeutenlebens. Die Themenpalette reicht von Serviceleistungen, über Digitalisierung bis zum Extrem-Hindernis Bürokratie. Mit ihren persönlichen Meinungen hält sie dabei nicht hinter den Berg. Die Videos sind auf dem YouTube-Kanal von „A wie Apotheke“ zu finden.

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