Inhaberinnen und Inhaber sollen dem Entwurf der Apothekenreform zufolge künftig sechs Betriebe führen können. Die Erweiterung des Mehrbesitzes und das Schaffen von drei verschiedenen Apothekenformen werde langfristig zu einer Verschlechterung der ländlichen Versorgung führen, sagt Johannes Jaenicke. Der Inhaber der Adler-Apotheke in Rhaunen warnt vor den Folgen für die Landbevölkerung.
Jaenicke zufolge wird die pharmazeutische Qualität – wie man sie jetzt kennt – künftig nur noch dort zu finden sein, wo die Lage und die Frequenz stimme. „Das ist nicht unbedingt die Landapotheke, sondern eher ein Standort in einer exponierten Lage mit super Personal inklusive Apothekern, dort wird geimpft, dort gibt es Betäubungsmittel und pharmazeutische Dienstleistungen.“
Aus diesen Hauptapotheken heraus würden sich in dem Szenario Light-Filialen wie eine Art Subkultur entwickeln, sagt er. „Eine Apotheke in München könnte salopp gesagt ganz Deutschland versorgen. Die Verlängerung der Distanz auf drei Stunden Fahrtzeit ebnet den Weg für Mini-Ketten.“ Denn dazu könnten in attraktiven Lagen auf dem Land noch zwei Zweigapotheken eröffnet werden.
„Wenn eine Zweigapotheke beispielsweise als Konkurrenz zu uns in Rhaunen aufmachen würde, dann prallen hier zwei Systeme aufeinander“, so Jaenicke. Seine Hauptapotheke müsse angestellte Apotheker und Rezeptur vorhalten, die günstigere Abgabestelle habe jedoch geringere Personalkosten. „Diese ungleiche Konkurrenz wird deutschlandweit dazu führen, dass Hauptapotheken auf dem Land verschwinden. Die ländliche Gegend wird dadurch langfristig qualitativ schlechter mit Arzneimitteln versorgt als die Stadt.“
Dieses Szenario werde nicht von heute auf morgen eintreten, sagt er. Aber es werde sich in diese Richtung entwickeln. Deshalb schrieb Jaenicke alle Bundestagsabgeordneten in seiner Region an und lud sie zur Diskussion ein. Er appelliert an Kolleginnen und Kollegen, dies ebenfalls zu tun. „Ich bin Pragmatiker und gebe nicht auf. Es ist unehrlich, dass bei der Reform nicht klar gesagt wird, was die Folgen sind.“ Wer eine Stärkung der Fläche und keine Verringerung der Leistung wolle, der müsse mehr Geld ins System geben.
Jaenicke weist außerdem darauf hin, dass „Hauptapotheken gegen konkurrierende Billig-Filialen klagen“ könnten – und Recht bekämen. „Dann bräuchten auch Hauptapotheken eventuell bald keine Apotheker mehr und der Beruf des Apothekers würde aus der Apotheke vor Ort verschwinden. Das wäre dann auch der Moment, in dem Apotheken ohne Beratung in Supermarkt-Ecken wandern könnten und reine Arznei-Abgabestellen ohne Fachpersonal werden.“
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