Apotheken-App: 100 Dosen Almased, bitte! Lothar Klein, 27.02.2017 08:02 Uhr
Eigentlich dient die App „Apotheke vor Ort“ des Wort & Bild Verlags dazu, dass Patienten Medikamente mit dem Handy reservieren, Notdienstapotheken finden oder Wechselwirkungen checken können. Doch kürzlich erhielt ein Apotheker eine ungewöhnliche Anfrage: Per Mail wollte eine Kundin wissen, zu welchem Preis er ihr 50 bis 100 Dosen Almased liefern könne. Der Apotheker wunderte sich ob der Menge und rätselt nun, ob es sich dabei um einen Scherz, einen Test oder einfach um Spam handelt.
So eine Anfrage hatte er noch nicht erlebt. In den sozialen Medien erkundigte er sich, ob andere Apotheker ähnliche Anfragen erhalten hatten – keine Antwort. Offensichtlich ist die Mail ein Einzelfall. Der Kundin schrieb er dennoch eine Antwort: Almased sei ein Artikel, der auch im Internet „verramscht“ werde. Da könne er mit seiner kleinen Landapotheke sicher nicht mithalten. Insofern dürfte sich die Anfrage erübrigt haben.
Seine Apotheke definiere sich über Kompetenz, Service und Qualität und nicht über „Verkaufen“, er habe seine Ressourcen auch dahingehend optimiert. Er biete individuell angefertigte Rezepturen, die günstiger und in vielen Fällen auch „besser“ beziehungsweise „passender“ seien als analoge Fertigarzneimittel.
Almased sei zudem in vielen Fällen gar nicht die optimale Lösung, sondern eher kohlenhydratarme Eiweiß-Drinks. Das müsse „zugeschnitten“ werden auf die individuellen Bedürfnisse, auf die „sonstige Ernährung“, auf sportliche Aktivität und eventuelle Vorerkrankungen, „die wir in einem Beratungsgespräch ermitteln“.
„Da sie kaum 100 Packungen Almased benötigen, sondern in irgendeiner Weise weitergeben werden, sind wir sicher nicht der Ansprechpartner, der Ihren Wunsch nach dem billigsten Preis bei Masseneinkauf entsprechen kann“, schrieb der Apotheker. Seine Apotheke biete nur ein Bonuspunktesystem, zudem habe er in jedem Quartal 15 bis 18 Produkte im Angebot. „Darüber hinaus gibt es keine Diskussion über Preise bei uns.“ Auf der Suche nach dem besten „Schnäppchen“ könne er sicher Ihren Wunsch nicht erfüllen, so der Apotheker weiter.
Angegeben hatte die Kundin in ihrer Mail eine offenbar ungültige Telefonnummer: „Da zudem die von Ihnen angegebene Telefonnummer gar nicht existiert, bin ich mir über die Motivation Ihres Schreibens nicht im Klaren“, antwortete der Apotheker. Sollten Sie dennoch Interesse besitzen, „ausgerechnet bei uns das Almased zu erwerben“, stehe er gern zu einem persönlichen Telefonat oder besser zu einem Gespräch unter vier Augen zur Verfügung. Seit dem herrscht Funkstille. Eine Antwort auf seine Schreiben erhielt der Apotheker bislang nicht mehr.
Laut Werbung des Wort & Bild Verlags kann die App auf „unzählige Gesundheitsfragen“ Antworten geben: „Sie wollen sich schnell über Halsschmerzen, Herpes oder 'die Pille danach' informieren? Unter 'Rat & Hilfe' finden Sie in der App mehr als 500 nützliche Gesundheitsinfos – in acht verschiedenen Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Russisch und Türkisch. Das passende Medikament könne man in seiner Stammapotheke vorbestellen. Rezepte können mit Hilfe der App gescannt werden. Außerdem halte die App Informationen zu rund 45.000 Medikamenten bereit. Für die Schnäppchenjagd ist die App allerdings nicht gedacht.