Im Handel regieren noch immer Plastiktüten als Transportmittel Nummer 1. Auch in Apotheken werden Produkte meist in Kunststoff verpackt. Einige Inhaber versuchen mit speziellen Aktionen auf umweltfreundlichere Alternativen hinzuweisen. Eine Berliner Apothekerin bietet ihren Kunden heute bei Verzicht einen Rabatt an, eine Kollegin spendet an eine Hilfsorganisation. Anlass ist der „Internationale Plastiktütenfreie Tag“, der in der Hauptstadt von verschiedenen Einzelhändlern unterstützt wird.
Kunden der Apotheke am Sophie-Charlotte Platz erhalten 5 Prozent Nachlass, wenn sie sich gegen die kostenlose Plastiktüte entscheiden. Die Aktion gilt nicht für verschreibungspflichtige Arzneimittel und Privatrezepte. Allerdings müssten die Beutel vorher explizit gewünscht werden, sagt Inhaberin Angelika Fandl. „Ich spreche den Rabatt nicht direkt an.“
Die Apothekerin wirbt seit Jahren für Papier statt Plastik. „Ich frage auch immer wieder, ob es ohne Tüte geht“, sagt Fandl. Einige Kunden forderten aber auch eine Plastiktüte ein. Die Gründe seien dann Regen, besonders schwere Einkäufe oder weil sie mit dem Rad gekommen seien. „Das geht zur Not natürlich auch.“
An dem Aktionstag beteiligen sich in Berlin mehrere Apotheken. Auch Helga Beyer hat sich etwas Besonderes einfallen lassen: Die Inhaberin der Rheinland Apotheke spendet im Namen des Kunden bei Verzicht 1 Euro an „Apotheker ohne Grenzen“. Kunden seien per Mail über die Aktion informiert worden.
Beyer steht heute selbst vor ihrer Apotheke und wirbt für mehr Umweltbewusstsein. Das Geld für die Spenden stellt sie aus eigener Kasse bereit. Bisher seien rund 150 Euro zusammengekommen. „Wir machen das aus Überzeugung. Plastik verwende ich nur auf dringenden Wunsch“, sagt Beyer.
Papiertüten werden von verschiedenen Anbietern für Apothekenbedarf angeboten, sind aber noch in der Minderheit. Bei Wepa macht der Anteil derzeit etwa ein Fünftel aus. „Die Tendenz ist steigend“, sagt Vertriebsleiter Wolfgang Letschert. Derzeit testet die Hillscheider Firma in Apotheken, wie wiederverwertbare Taschen beim Kunden ankommen.
Auch die Firma Melsbach Wolf oder der Verbund „Lieber Natürlich“ bieten Papiertüten an. Die Beutel sind meist teurer. Die Hersteller geben sowohl kostenfreie Papier- als auch Plastiktüten in Apotheken ab.
Der weltweite Verbrauch an Plastiktüten wird dem Veranstalter des Berliner Festes, Life Bildung Umwelt Chancengleichheit, auf etwa eine Billion geschätzt. In Deutschland sind es demnach über 6 Milliarden. Bis kommenden Freitag werden in Berlin Veranstaltungen wie Mehrwegtaschen-Nähkurse, Filmvorführung oder Workshops zum Thema “Plastikfrei leben” angeboten.
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