Apotheker Jan Schroer ist verärgert: Seit Anfang des Jahres liegen der Apotheken Umschau mehrseitige Werbeprospekte bei. Während er für das Heft bezahle und es kostenlos seiner Kundschaft mitgebe, solle er nun auch noch unentgeltlich Werbeeinnahmen für den Verlag generieren, so der Eindruck des Apothekers.
Bereits im Januar hatte sich Schroer über den umfangreichen beigelegten Prospekt beim Wort & Bild Verlag beschwert. „Ich sehe nicht ein, dass ich als Verteilservice für Werbehefte fungiere“, betont er. „Wort & Bild kassiert die Werbeeinnahmen und ich darf das unentgeltlich für sie verteilen. Geschweige denn, dass das die Umschau weiter entwertet.“
Nachdem im Januar-Heft eine Modebeilage enthalten war, liegt der neuen Februarausgabe ein 16-seitiger Flyer der Firma Giesswein bei. Beworben werden Hausschuhe, bei einer Bestellung gibt es ein Begrüßungsgeschenk plus 10 Prozent Aktionsrabatt. „Also das hat für mich schon ein Geschmäckle“, betont Schroer. „Und es hat in meinen Augen nichts in so einer Zeitung zu suchen.“
Mittlerweile hat er sich in Kollegenkreisen umgehört. „Einige haben diese Werbeeinlagen auch schon in der Umschau gehabt, andere nicht. Es scheint wohl kein flächendeckendes Phänomen zu sein“, schätzt er.
„Das ist korrekt“, bestätigt der Verlag. „Es sind nie alle Ausgaben der Apotheken Umschau belegt, weil die Kund:innen in verschieden gelagerten Teilbelegungen buchen.“ Eine Belegung der Komplettausgabe sei allein aus technischen Gründen unmöglich.
Als Entschädigung wollte die Kundenberaterin Schroer 500 Papiertüten gratis zukommen lassen; er lehnte dankend ab. „Ich mache nicht noch zusätzliche Werbung für die Umschau.“ Ganz im Gegenteil; komme eine derartige Werbeeinlage noch einmal vor, „sehe ich mich gezwungen, das Blatt zum Jahresende zu kündigen.“
An eine Ankündigung seitens des Verlags, dass ab Januar derartige Werbeflyer der Umschau beiliegen, kann sich der Apotheker nicht erinnern. Wort & Bild bestätigt: „Über Beilagen informieren wir im Vorfeld nicht, da sie gängige Praxis und gelernt sind. Sonderwerbeformen gibt es regelmäßig, sie sind nichts Neues und wir folgen damit unserer Informationspflicht.“
Insgesamt, betont der Verlag, seien Beilagen weniger geworden. „Der Fokus liegt natürlich auf pharma- und apothekennahen Themen, fachfremde kommen immer wieder dazu, da unsere Leser:innen und Anzeigenkund:innen uns als Medium für Information schätzen.“
Neben Schroer hätten sich bereits weitere Apotheker:innen wegen der Werbeeinlagen gemeldet. Daraus haben sich „viele konstruktive Gespräche ergeben“, berichtet Wort & Bild.