Detmold

„Die Apotheke trifft es momentan von allen Seiten“ Maria Hendrischke, 29.03.2016 14:58 Uhr

Berlin - 

Die Straße vor der Südholz-Apotheke im nordrhein-westfälischen Detmold ist gesperrt – mal wieder. Inhaber Karl-Matthias Lichte reicht es: Die monatelangen Bauarbeiten hätten einen Kundenrückgang verursacht, der seine Apotheke empfindlich getroffen habe. Lichte musste Angestellte entlassen. Er will die Baufirma auf Schadensersatz verklagen. Parallel kämpft er mit dem Wegzug von Ärzten.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ist die Lagesche Straße vor der Apotheke voll gesperrt. Die erste Sperrung dauerte von Mitte April bis in den Dezember 2015. Bei den Arbeiten wurde beim Verlegen eines Wasserrohrs ein Fehler gemacht. „Mir wurde von der Stadt erklärt, dass es falsch 'angeschüttelt' wurde, was zu Rissen im Rohr geführt hat“, sagt Lichte. Daher musste ein kurzer Straßenabschnitt erneut aufgerissen werden – und die Straße ist vom 21. März bis Mitte April wieder voll gesperrt.

Für die Südholz-Apotheke bedeutet die Sperrung weniger Laufkundschaft. „Wir haben Parkplätze direkt vor der Apotheke, was für eine Detmolder Apotheke etwas Besonderes ist“, sagt Lichte. Entsprechend stark habe sich die Straßenvollsperrung bemerkbar gemacht: „Wir hatten einen Umsatzrückgang von etwa 20 Prozent.“ Pro Monat seien etwa 500 Rezepte weniger eingelöst worden und damit 600 Rx-Medikamente weniger gekauft worden, schätzt er.

Darüber hinaus sind innerhalb eines Jahres zwei Ärzte aus dem Apothekenhaus weggezogen; ein Allgemeinmediziner und ein Internist. Dabei sei die 1970 gegründete Südholz-Apotheke extra zum Arztsitz gezogen. „Die Stadt hat sich nicht dafür eingesetzt, den Praxisstandort zu erhalten“, sagt Lichte. Auch der Umzug der Mediziner habe die Apotheke wirtschaftlich getroffen. Er musste eine PTA und eine Apothekenhelferin entlassen. Die verbliebenen sechs Mitarbeiter arbeiteten verkürzt. „Die Apotheke trifft es momentan von allen Seiten.“

Lichte habe mit dem Bürgermeister gesprochen, ob die Bauarbeiten wirklich eine Vollsperrung erforderten. „Als in der Stadt im November eine Kirmes stattfand, war eine einseitige Sperrung möglich. Die Stadt wollte wohl keine Einnahmen aus dem Fest verlieren“, vermutet er. Doch sein Treffen mit der Stadt habe nichts bewirkt. Er sprach auch mit der kassenärztlichen Vereinigung in Detmold wegen den Wegzügen der Ärzte. „Mir wurde gesagt: 'Wir nehmen das zur Kenntnis'“, so Lichte. Passiert sei nichts.

Er könne nicht verstehen, wieso der Bauabschnitt insgesamt elf Monate beanspruche. Er habe beobachtet, dass oftmals nur drei Bauarbeiter vor Ort gewesen seien – und niemand von der Stadt. „Damit hat die Stadt ihre Aufsichtspflicht verletzt“, so Lichte.

Lichte will gemeinsam mit anderen Kaufleuten der Lageschen Straße gegen die Baufirma klagen. „Eigentlich will ich gegen die Stadt klagen, aber diese würde die Klage auch nur an die Baufirma weiterleiten“, sagt er. Er will Schadensersatz für die Ausfälle, die er nach dem Fehler bei der Rohrmontur hatte. Die genaue Schadenshöhe muss der Steuerberater noch feststellen. „Ehemalige Mitarbeiter der Stadt sagten mir, dass ich gute Erfolgsaussichten hätte und die Versicherung der Firma den Ausfall tragen könnte“, sagt Lichte. Sein weiteres Vorgehen müsse er noch mit seinem Anwalt absprechen.