Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat noch keine Daten über die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken in der Corona-Pandemie vorgelegt. Daten von Steuerberatern deuten darauf hin, dass die Schere zwischen kleinen und großen Apotheken weiter auseinandergeht. Insgesamt legen die Zahlen und Hochrechnungen aber nahe, dass die Apotheken wirtschaftlich besser als befürchtet durch die Krise gekommen sind.
Die Betroffenheit von der Corona-Krise variiert je nach Standort immens. Vor allem Center- und Bahnhofapotheken spüren weiterhin die Rückgänge, auch sehr OTC-lastige Apotheken leiden tendenziell mehr unter dem gedrosselten Einkaufsverhalten. Das gilt besonders für Apotheken an touristischen Hotspots.
Die Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover hatte für das erste Halbjahr – trotz Einbußen bei den Kunden- und Rezeptzahl – ein Umsatzwachstum von 7,1 Prozent bei den „ihren“ Apotheken verbucht. Grund waren vor allem die Steigerung der Rx-Packungen im März sowie begleitende Preis- und Struktureffekte dem Frühjahr, namentlich Veränderungen bei Hochpreisern und N-Packungsgrößen. Ab Ende April kam dann der Effekt der Botendienstvergütung dazu. Zunächst bei 5 Euro, mittlerweile mit dem VOASG halbiert, aber verstetigt.
Für das dritte Quartal hat die Treuhand noch keine Zahlen veröffentlicht. Ein Trend zeigt sich aber bereits: Das Wachstum verteilte sich ab August sehr unterschiedlich auf die Umsatzcluster. So konnten kleinere Apotheken mit rund 1,5 Millionen Euro ihren Umsatz um 3 Prozent steigern, mittlere Betriebe bei etwa 2,5 Millionen Euro dagegen um 5 Prozent. Und die großen Apotheken mit 4 Millionen Euro Umsatz konnten im August sogar um durchschnittlich 7 Prozent zulegen. Eine Erklärung für diesen Effekt gibt es noch nicht, die Treuhand veröffentlicht halbjährlich größere Analysen.
Der unabhängige Steuerberater Torsten Feiertag hat die Apotheken anders gruppiert und kommt in seiner Trendberechnung zu dieser Beobachtung. Demnach haben die Erlöse von Apotheken bis zu einem Jahresumsatz von 2,6 Millionen Euro in den ersten neun Monaten um 14 Prozent von 1,39 Millionen Euro auf 1,58 Millionen Euro zugelegt. Apotheken über 2,6 Millionen Euro Umsatz steigerten ihre Erlöse dagegen im Durchschnitt um 1,6 Prozent von 2,42 Millionen Euro auf 2,46 Millionen Euro. Bei diesen Werten liegt allerdings eine kleinere Grundgesamtheit mit regionalem Schwerpunkt zugrunde.
In Apotheken unter 2,6 Millionen Euro Umsatz sank der Rohertrag nach Feiertags Hochrechnung von 23,3 Prozent in den ersten neun Monaten 2019 auf 22,8 Prozent in diesem Jahr. Verantwortlich dafür ist der um 0,55 Prozentpunkte auf 77,3 Prozent gestiegene Wareneinsatz. Apotheken über 2,6 Millionen Euro Umsatz konnten ihren Rohertrag auf 22,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern, weil hier der Wareneinsatz um 0,67 Prozentpunkte sank.
Bei den Apotheken unter 2,6 Millionen Euro Umsatz stiegen die Kosten für Personal, Miete und sonstiges in den ersten neun Monaten wieder an, von 16,8 Prozent im Vorjahr auf 18,2 in diesem Jahr. Sowohl die Personalkosten als auch die Mietkosten waren im ersten Halbjahr noch aufgrund von Kurzarbeit und Mietstundungen gesunken. Apotheken über 2,6 Millionen Euro Umsatz konnten ihre Kosten in den ersten neun Monaten dagegen unterm Strich senken und zwar von 16,4 Prozent auf 15,9 Prozent.
Das durchschnittliche Betriebsergebnis der Gruppe der Apotheken unter 2,6 Millionen Euro Umsatz legte um 0,28 Prozentpunkte auf 6,38 Prozent zu, lag damit aber unter dem Wert für das erste Halbjahr von 6,7 Prozent. Bei Apotheken über 2,6 Millionen Euro Umsatz stieg das Betriebsergebnis von 5,62 im Vorjahr auf 6,05 Prozent in den ersten drei Quartalen 2020. Der vorläufige Ertrag für die ersten neun Monate 2020 verharrte nach Feiertags Berechnungen mit 6,13 Prozent auf Vorjahresniveau. Bei Apotheken über 2,6 Millionen Euro Umsatz sank der vorläufige Ertrag leicht von 6,6 auf 5,96 Prozent.
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