Eine Revision ist wohl immer eine Ausnahmesituation für Apotheken: Nicht nur zahlreiche rechtliche Vorgaben müssen beachtet werden – womöglich fragt der Pharmazierat auch nach der Berechnung einer Antibiotika-Dosierung oder dem Feuerlöscher. Wie genau die Kontrolle abläuft, obliegt dem einzelnen Pharmazierat. Dass dieser menschliche Faktor nicht zu vernachlässigen ist, zeigt eine Umfrage von APOTHEKE ADHOC.
Mehr als ein Drittel der Teilnehmer hat schon sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Revisionen gemacht. Wie es läuft, „kommt leider sehr auf den Pharmazierat an“, meinen sie. Tatsächlich haben die Prüfer einige Freiheitsgrade, etwa bei der Prüfung der Beratung, die seit 2014 mit auf dem Programm steht.
In den meisten Apotheken gibt es keine größeren Probleme bei der Begehung: 45 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass lediglich Kleinigkeiten bemängelt würden, die behoben werden könnten. „Wir sind immer top“, sagen 2 Prozent der Teilnehmer von sich – die Revision sei daher „ein Spaziergang“.
Allerdings läuft es nicht immer so glatt: 3 Prozent fühlen sich von den Kontrollen überfordert. „Man kann nie auf alles achten“, meinen sie. Als „katastrophal“ beurteilen 1 Prozent der Teilnehmer ihre Erfahrungen mit Pharmazieräten: „Wir mussten schon öfter zahlen“, gaben sie an. Weitere 15 Prozent der Teilnehmer sehen Revisionen prinzipiell kritisch: „Dieses Durchleuchten ist unwürdig“, meinen sie.
An der Umfrage nahmen am 10. und 11. Februar 2016 insgesamt 287 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.
Bei einer Revision wird geprüft, ob die Apotheke den Vorschriften entspricht. Im Saarland übernimmt das seit dem vergangenen Jahr die Apothekerkammer. Als Service für ihre Mitglieder stellt die Kammer umfangreiches Material zu den Begehungen bereit – unter anderem die Checkliste der Pharmazieräte.
Ein Blick auf diese Liste lohnt auch für Apotheker aus anderen Ländern. Denn die Probleme sind oft dieselben. „Das Labor wird häufig als Müllhalde benutzt, da liegen Kartoffeln, Äpfel, Frühstücksbrötchen und Kaffeetassen rum“, berichtet ein Pharmazierat aus Rheinland-Pfalz. Er schaut sich auch den Abzug an: „Der muss frei sein. Da dürfen keine Dinge drin rumstehen und der darf auch nicht als Lager für leicht entflammbare Dinge genutzt werden“, betont er.
Ein Sachverständiger aus Sachsen-Anhalt erlebt nach eigener Schätzung häufig Mängel bei der Prüfung von Ausgangsstoffen auf Identität und den Prüfprotokollen. Sein Kollege aus Rheinland-Pfalz formuliert es drastischer: „Skeptisch werde ich bei Herstellungsprotokollen, bei denen Soll- und Ist-Einwaage bis auf die zweite Nachkommastelle übereinstimmen. Das ist unmöglich – da wird gemogelt.“
Einen weiteren häufigen Schwachpunkt sehen die beiden Prüfer in der Schulung des Personals. Laut Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) müssen die Mitarbeiter regelmäßig unterwiesen werden. Die Schulung muss sich nicht nur auf ihre Tätigkeiten, sondern auch auf die Theorie und Anwendung des Qualitätsmanagementsystems (QMS) sowie die Besonderheiten der Arzneimittel, die hergestellt, geprüft und gelagert werden, erstrecken.
„Mitarbeiter müssen einmal im Jahr in Sachen Gefahrstoffen geschult werden“, betont der Pharmazierat aus Rheinland-Pfalz. Neue Mitarbeiter müssten sofort eingewiesen werden. „Das Ganze muss mit Datum und Unterschrift der Angestellten dokumentiert werden.“ Dokumentiert werden müssen auch alle Reinigungs- und Hygienemaßnahmen, sowohl für die Räume als auch das Personal. Aus Sicht des Pharmazierates ein weiteres wichtiges und häufig vernachlässigtes Thema.
Ein Stolperstein stellt auch die Vorgabe dar, dass nicht verkehrsfähige Arzneimittel in Quarantäne müssen. Dass verfallene Medikamente nicht im normalen Lager liegen dürfen, scheint einem dritten Pharmazierat zufolge nicht jedem Apotheker selbstverständlich. Die Vorgabe gilt nicht nur für das Generalalphabet, sondern auch für die Kommissionierer.
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