Modernisierung

Umbau gegen den Personalmangel

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Berlin -

Ein Apotheker aus dem nordrhein-westfälischen Goch macht seine Apotheke mit einem aufwendigen Umbau fit, nur um die Leitung in nicht allzu ferner Zukunft abzugeben. Dahinter steckt ein Plan.

„Die letzte Modernisierung liegt hier mehr als 30 Jahre zurück. Damals war es modern, die Offizin klein zu halten“, erzählt Bastian Schlotmann, der die Löwen-Apotheke in Goch für seinen Vater als Filialleiter leitet. Seit dieser Zeit sei nur hier und da etwas angebaut worden. „Dadurch sah die Apotheke etwas zusammengebastelt aus.“ Nach der Renovierung bei weiter laufendem Betrieb sei kein Stein auf dem anderen geblieben. „Wir haben eine neue Decke, eine neue Beleuchtung und einen neuen Boden.“

Der Fläche des Verkaufsraums habe sich verdoppelt. „So entstand mehr Platz für die Freiwahl und eine digitale Sichtwahl“, berichtet der Apotheker. Die HV-Tische stünden jetzt zwei Meter voneinander getrennt. „Das findet auch der Amtsapotheker gut.“ Die Schaufenster seien weggefallen. „Man kann jetzt direkt in die Apotheke schauen, das macht einen offenen Eindruck.“ Wie viel er für die Rundumerneuerung ausgegeben hat, will Schlotmann nicht verraten. „Das war nicht günstig. Aber ich freue mich, dass die Apotheke jetzt so modern und hell aussieht.“ Seine Kunden teilten die Begeisterung. „Nur manche fragen uns, ob die Medikamente jetzt teurer werden.“

An den Preisen werde sich natürlich nichts ändern, versichert er, die Verfügbarkeit werde sich dagegen verbessern. „Der neue Kommissionierautomat gibt uns jetzt die Möglichkeit, unser Sortiment in der Breite besser aufzustellen“, sagt Schlotmann. „Zudem haben wir gemeinsam mit der Dorf-Apotheke ein automatisiertes Lagersystem angeschafft. Es erkennt schneller, wenn ein Patient auf ein neues Arzneimittel umgestellt wurde. So haben wir die benötigten Medikamente schneller auf Lager, die Leute brauchen in der Regel nicht noch ein zweites Mal zu kommen.“

Ganz im Sinne seines Vaters: „Als er mir 2016 die Löwen-Apotheke als Filialleiter übergeben hat, gab er mir den Auftrag, sie an die heutigen Erfordernisse anzupassen.“ Ulrich Schlotmann eröffnete die Löwen-Apotheke 1981 und führt sie im Verbund mit der Dorf-Apotheke. Erst habe er gar nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten wollen, sagt sein Sohn. „Ich wollte Biotechnik studieren, doch dafür war mein Abitur zu schlecht“, räumt er freimütig ein. „Dann dachte ich mir, Naturwissenschaften kannst du ja, und in der Pharmazie kommen sie alle vor.“ Danach habe er zunächst eine Karriere in der Industrie angestrebt. „Doch in meinem praktischen Jahr merkte ich, dass mir die Offizin viel mehr Spaß macht.“

Zunächst arbeitete Schlotmann vier Jahre in einer Apotheke in Offenbach. Die Rückkehr habe er sich reiflich überlegt. „Ich machte erst einmal eine Standortanalyse.“ Die Stadt am Niederrhein zählt 34.000 Einwohner. Sechs Apotheken gebe es in der Innenstadt, dazu kommt die Dorf-Apotheke am Stadtrand. „Trotz der recht großen Zahl hat Goch als Apothekenstandort auch in Zukunft Potenzial, vorausgesetzt, dass man genug geeignetes Personal findet.“

Gerade daran hapere es. „Bei den PTA sind wir noch gut aufgestellt“, sagt Schlotmann. „Darum haben wir uns aktiv gekümmert.“ Sicher habe dabei auch geholfen, dass sein Vater lange an der PTA-Fachschule Niederrhein im nahe gelegenen Duisburg unterrichtet und sich so einen guten Ruf aufgebaut habe. „So spricht sich herum, dass wir gute Jobmöglichkeiten bieten.“ Doch Approbierte für die Löwen-Apotheke zu finden, sei schon wesentlich schwerer. „Außer mir gibt es keinen fest angestellten Apotheker. Ich muss hier die ganze Zeit anwesend sein und dazu an jedem dritten Samstag im Monat den Notdienst übernehmen.“ Immerhin könne auch er mal in den Urlaub fahren. „Es gibt zwei, drei Kollegen im Ruhestand, die Vertretungen übernehmen.“

In nicht allzu ferner Zukunft soll es zum Generationswechsel kommen. Dann will Sohn Bastian in die Dorf-Apotheke wechseln und die Löwen-Apotheke an einen neuen Filialleiter übergeben. „Doch nicht jeder Apotheker will direkt so eine weitreichende Verantwortung übernehmen, viele fühlen sich im Angestelltenverhältnis wohler. Und Pharmazeuten im Praktikum zieht es nach Beendigung ihrer Ausbildung in der Regel eher in eine größere Stadt.“

Seit 2016 sei er mal mehr, mal weniger intensiv auf der Suche. „Mit einer Kollegin aus Spanien konnte ich mich finanziell nicht einigen, sie wollte zu viel Geld für das, was sie mit ihren mangelnden Sprachkenntnissen zu bieten hatte“, berichtet er. „Ein anderer, älterer Kollege hat sich nach dem Gespräch einfach nicht mehr gemeldet.“ Ihn störe das mit Mitte 30 noch nicht sonderlich. „Aber mein Vater will mit jetzt 67 Jahren irgendwann in den wohlverdienten Ruhestand gehen.“

Schlotmann baut darauf, dass der Umbau die Personalsuche beschleunigt. Der Dorf-Apotheke einen ähnlichen Facelift zu verpassen, sei schon aus den räumlichen Gegebenheiten nicht so einfach, berichtet er. „Doch da ist es auch nicht ganz so nötig, hier wurde erst vor zehn Jahren die Einrichtung erneuert.“ Zudem liege sie etwas außerhalb am Stadtrand. „Dagegen hat die Löwen-Apotheke viel direkte Konkurrenz, hier war es viel wichtiger, uns gut für die Zukunft aufzustellen. Ein potenzieller neuer Filialleiter kann jetzt eine schöne, neue Apotheke übernehmen.“

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