Existenzgründer-Analyse der Apobank

Um 20 Prozent: Übernahmepreise für Apotheken stürzen ab

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Berlin -

Jahrelang stiegen die Preise für die Übernahme von Apotheken. 2019 hat sich der Trend umgekehrt. Nachdem die durchschnittlichen Übernahmepreise 2018 noch einmal deutlich gestiegen waren, purzelten sie im vergangenen Jahr: 2019 zahlten Existenzgründer für eine Apothekenübernahme mit 367.000 Euro um knapp 20 Prozent geringere Kaufpreise. Das zeigt die jüngste Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank).

Apotheker, die sich für die Selbständigkeit entscheiden oder Filialen gründen, übernehmen in der Regel bestehende Apotheken am Markt. Neugründungen sind selten, schreibt die Apobank. Dieser Trend zeige sich unverändert seit vielen Jahren. Für die Kaufpreise lasse sich nun eine interessante Entwicklung beobachten: Diese sind 2019 stark auf durchschnittlich 367.000 Euro gesunken, 2018 waren es noch 458.000 Euro. Das hat auch Auswirkungen auf die Gesamtinvestitionen: Nachdem sie jahrelang tendenziell gestiegen sind, waren sie 2019 deutlich rückläufig und lagen im Schnitt bei 516.000 Euro (2018: 598.000 Euro).

„Ob die Übernahmepreise sich in Zukunft auf niedrigerem Niveau einpendeln oder sogar noch weiter fallen, bleibt abzuwarten“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank. „Insgesamt haben wir seit Jahren ein Überangebot an Apotheken. Vor allem viele kleine Offizinen haben gerade Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Relevant für die Niederlassung sind ja auch immer die Rahmenbedingungen und die Perspektiven. Das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken steht beispielsweise noch aus, könnte aber Existenzgründern signalisieren, welche Möglichkeiten sie haben, um die Apothekenbetriebe künftig weiterzuentwickeln und die Gesundheitsversorgung mitzugestalten.“

Eine differenzierte Darstellung der Kaufpreise der letzten fünf Jahre zeigt laut Apobank, dass der Anteil der Apotheken im mittleren Preissegment tendenziell weiter zurückgeht. Die Apothekengründer fokussieren sich immer stärker entweder auf Apotheken mit kleineren Umsätzen zu Kaufpreisen unter 300.000 Euro oder auf große, sehr umsatzstarke Apotheken ab 600.000 Euro. Mit 21 Prozent sei die Übernahme von ganzen Apothekenverbünden nach wie vor eine beliebte Option.

Ähnlich wie bei der klassischen Übernahme einer Apotheke zeigt die Apobank-Analyse auch hier rückläufige Investitionssummen. So zahlten die Übernehmer im Durchschnitt für einen Apothekenverbund 1,03 Millionen Euro und damit deutlich weniger als in den beiden Jahren davor (2018: 1,32 Mio. Euro und 2017: 1,21 Mio. Euro). Zuzüglich der zu übernehmenden Warenlager und weiteren Investitionen in Umbaumaßnahmen, Geschäftsausstattung oder IT betrug das Gesamtvolumen 2019 hier durchschnittlich 1,33 Millionen Euro.

Eine Spreizung ist laut Apobank auch beim Alter der Apotheker zu beobachten, die sich entschließen, eine Filiale zu gründen. Auf diese Art zu expandieren wird zunehmend für jüngere Apotheker interessant, der Anteil der Filialgründer unter 40 Jahren ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen: von 35 Prozent im Jahr 2017 auf 54 Prozent im Jahr 2019. Die Möglichkeit zur Geschäftserweiterung durch Filialbildung nehmen nach wie vor aber auch erfahrene Apotheker wahr. Entsprechend war gut jeder fünfte Filialgründer 50 Jahre und älter. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter derer, die sich erstmalig mit einer Einzelapotheke oder einem Verbund niedergelassen haben, lag unverändert bei 38,4 Jahren.

Angesichts der großen Spannen bei den Übernahmepreisen lohnt sich laut Apobank ein Blick auf den Median. Dabei wird deutlich, dass auch im Jahr 2017 ein Einbruch der Kaufpreise stattgefunden hat. „Das könnte ein Beispiel dafür sein, wie sich gesundheitspolitische Rahmenbedingungen auf das Niederlassungsverhalten der Heilberufler auswirken“, sagt Zehnich. „Denn im Jahr zuvor sorgte der Europäische Gerichtshof für Verunsicherung unter den Apothekern, in dem er entschied, dass sich ausländische Versandapotheken nicht an die deutsche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel halten müssen und somit sogenannte ‚Rx-Boni‘ gewähren dürfen.“

„Ob auch die Corona-Krise den diesjährigen Apothekengründungsmarkt negativ beeinflussen wird, können wir heute noch nicht gesichert sagen. Da eine Apothekengründung aber im Regelfall eine gewisse Vorlaufzeit hat, wird sich unserer Einschätzung nach die Pandemie zumindest in diesem Jahr nur moderat auswirken“, so Zehnich. „Eines lässt sich aber jetzt schon sagen: Die Apotheker vor Ort haben während der Corona-Zeit deutlich gezeigt, welchen zentralen Beitrag sie bei der Gesundheitsversorgung in Deutschland einnehmen. Von diesem Umstand könnte das Berufsbild des niedergelassenen Apothekers sogar profitieren und möglicherweise die eine oder andere Entscheidung für eine eigene Apotheke begünstigen.“

 

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