Kampfhandlungen und Raketenangriffe

Ukrainische Apothekerin in großer Sorge

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Berlin -

Der russische Einmarsch in der Ukraine ist auch in deutschen Apotheken ein Thema. In der Scheffel-Apotheke in Radolfzell arbeiten Angestellte mit Wurzeln in beiden Ländern. Inhaber Michael Dohm schickte heute eine ukrainische Approbierte nach Hause, weil sie ihren Verwandten bei der Flucht helfen will. Auch Nathalie Hohenstein ist Ukrainerin und sorgt sich um ihre Familie in ihrem Heimatland.

„Wir wachen heute in einem anderen Europa, in einer anderen Welt auf. Mit dem militärischen Angriff auf die Ukraine bricht die russische Regierung vor den Augen der Welt mit den elementarsten Regeln der internationalen Ordnung“, teilte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) heute morgen mit. Das Auswärtige Amt warnt vor Kampfhandlungen und Raketenangriffen.

Mit großer Sorge betrachtet die Apothekerin und PTA Nathalie Hohenstein die Lage in der Ukraine. „Im Moment ist es sehr belastend, ich muss aufpassen, dass ich nicht sofort anfange zu weinen“, sagt die 33-Jährige, die im Alter von sieben Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland auswanderte. „Mein Appetit ist verschwunden, die Angst ist ständig da, weil man nicht weiß, was als nächstes kommt.“

Oma, Onkel und Cousin in der Ukraine

Mehrere nahe Verwandete Hohensteins leben nach wie vor in dem osteuropäischen Land. „Meine Familie ist Gott sei Dank im Westen in Lemberg, etwa 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt.“ Ihr Onkel, Cousins und ihre Oma seien dennoch in Alarmbereitschaft. „Sie bereiten sich vor, bringen Matratzen in den Keller, falls es zu einem Bombenangriff kommen wird.“

Gute Freunde und Bekannte lebten in der zentralen Ukraine. „Sie sitzen auf gepackten Taschen.“ Ein Problem sei, dass nicht alle Menschen mobil sind. „Nicht jeder kann sich wie in Deutschland ein Auto leisten.“ Für diese Menschen sei die Situation noch auswegloser, dazu komme, dass die Straßen gesperrt seien. „Es gibt kein Entkommen.“

Das Auswärtige Amt teilt aktuell mit, dass eine Ausreise auf dem Landweg grundsätzlich noch möglich sei. Der Luftraum ist vorübergehend geschlossen. „Falls Sie das Land nicht auf einem sicheren Weg verlassen können, bleiben Sie vorläufig an einem geschützten Ort“, heißt es aus Berlin.

„Es ist so traurig mit anzusehen, was mit dem Land passieren kann“, sagt Hohenstein. Ihre Mutter habe den Kommunismus noch erlebt, jetzt kämen die Ängste wieder hoch. „Putin ist in vielen Dingen nicht berechenbar, er ist ein Despot.“ Hohenstein spielt mit dem Gedanken, ihre Familie an der Grenze abzuholen. Noch ist eine Ausreise dem Auswärtigen Amt zufolge für ukrainische Staatsangehörige möglich, die über biometrische Reisepässe verfügen. Sie benötigten für Kurzaufenthalte im Schengenraum – bis zu 90 Tage innerhalb eines Zeitraums von 180 Tagen – nach wie vor kein Visum.

Hohenstein kann jedoch auch die Menschen verstehen, die ihr Land nicht verlassen wollen. „Viele wollen nicht fliehen und es verteidigen“, sagt sie. Auch sie habe ihre Wurzeln nicht vergessen, obwohl sie schon lange in Deutschland lebt und hier groß geworden ist.

Rückhalt findet Hohenstein in der Apotheke. Eine Kollegin habe heute die Arbeit verlassen, um bei der Flucht ihrer Familie zu helfen, sagt der Inhaber. Die Apothekerin habe im vergangenen Jahr erfolgreich ihre Anerkennung als Approbierte in Deutschland erhalten. Jetzt sorge sie sich unter anderem um ihre Cousine, die in Wien festhängt. „Sie muss jetzt organisieren, wie sie sie nach Radolfzell holen kann.“

Die russischen Kolleg:innen reagierten „allergisch“, wenn man den Namen „Putin“ erwähne, sagt Dohm. „Sie wollen nicht auf ihn angesprochen werden.“ Viele seien schon sehr lange hier und verstünden den Mann nicht. „Sie fühlen sich hier längst zu Hause.“ Im Team gebe es deshalb keine Probleme – die Kolleg:innen halten zusammen.

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