Ukraine-Mission: Apotheker liefern Tourniquets an Grenze Carolin Ciulli, 28.04.2022 15:08 Uhr
Seit einigen Tagen ist Apotheker Jochen Wenzel wieder für die Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen (AoG) in Rumänien im Einsatz. An der Grenze zur Ukraine, wo seit mehr als zwei Monaten ein Angriffskrieg tobt, wurde dem Pharmazeuten wieder bewusst, wie nah der Krieg ist. Gemeinsam mit Kollegin Dr. Anne Eichhorst lieferte er 1000 Tourniquets – ein seltenes Produkt in der Apotheke.
Die Abbindesysteme wurden am Wochenende am Grenzübergangs Sighetu-Marmatiei an eine ukrainische Organisation übergeben. Die Anfrage hatte die Geschäftsstelle wenige Tage vorher in München erreicht. „Normalerweise haben Apotheker:Innen in ihrem beruflichen Alltag sehr selten mit Tourniquets zu tun. Auf den Hinweis, dass wir immer wieder Anfragen für Tourniquets bekommen, bekam ich von einem rumänischen Partner die schlichte Antwort ‚They save lifes!‘“, sagt Wenzel.
Die lebensrettenden Artikel würden in der Ukraine benötigt, um im Notfall Menschen mit stark blutenden Verletzungen schnell und effektiv helfen zu können. „Während des Treffens mit den beiden Ukrainern wurde uns wieder einmal bewusst, wie nah der Krieg ist, und welches Glück wir haben, auf der anderen Seite der Grenze stehen zu dürfen“, sagt der Apotheker.
Tränen bei der Übergabe
Bereits kurz nachdem die Partner sich wieder auf den Weg in die Ukraine gemacht hatten, erreichte die Organisation eine Rückmeldung der deutschen Kontaktperson. Die Tourniquets seien gut und sicher angekommen. Sie ließ ausrichten: „Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, was Sie für diese Menschen getan haben.“ Wenzel betont: „Wir können es nur erahnen, denn bereits bei der Übergabe hatten die beiden Tränen in den Augen und zeigten Gesten großer Dankbarkeit, mit Worten konnten wir uns leider nur sehr wenig verständigen. Diesen Moment werden wir niemals vergessen!“
Wenzel löste im rumänischen Cluj vergangene Woche Apothekerin und AoG-Mitglied Michaela Spöttl ab, deren Mission endete. Der Pharmazeut stammt aus Mecklenburg-Vorpommern und war seit Kriegsbeginn schon zweimal im Einsatz für AoG – in Polen und Rumänien. Seit Wochen organisieren AoG-Mitglieder in Nachbarländern der Ukraine, wie Krankenhäuser und Organisationen effizient mit Arzneimitteln beliefert werden können. Die Anfragen reißen nicht ab. Seit Ende März wurde mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine die medizinische Versorgung der Ukrainer:innen in vielen Orten nahezu zum Erliegen gebracht.
„Wir sind unsererseits ebenfalls sehr, sehr dankbar. Dankbar dafür, dass wir so viele Unterstützer haben. Dankbar für jede Spende. Dankbar dafür, dass wir damit lebensrettende Medikamente und Hilfsmittel in die Ukraine liefern können. Dankbar dafür, dass es innerhalb und außerhalb der Ukraine so viele tolle Menschen gibt, die unsere Lieferungen begleiten und teilweise bis an die Frontlinie liefern. Dankbar für alle, die in irgendeiner Form helfen“, betont der Apotheker.
Viele Apothekenteams möchten den Menschen in der Ukraine und den vielen Flüchtlingen irgendwie helfen. Apotheker ohne Grenzen (AoG) hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die Versorgung mit dringend benötigten Medikamenten zu ermöglichen.
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