Jahrzehntelang waren Apotheken für ihre Besitzer ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge. Ging ein Pharmazeut in Rente, verkaufte er sein Geschäft und hatte ein stolzes Sümmchen in der Tasche. Diese Gewissheit schwand in den vergangenen Jahren zusehends. Mittlerweile werden Apotheken für symbolische Beträge abgegeben – oder auch geschlossen und das Inventar bei Ebay verramscht. Dabei trifft es – wie gemeinhin angenommen – nicht nur Landapotheken in Hintertupfingen, sondern auch in attraktiven Großstädten.
So ergeht es derzeit einer Apotheke in München-Süd. Obwohl in einer Hauptverkehrs- und Geschäftsstraße gelegen, findet der Pharmazeut, der die Apotheke seit 1973 führt, keinen Nachfolger. Spätestens zum Jahresende will er schließen, sagt Waldemar Goldberg. Seine Unternehmensvermittlung wurde vom Apotheker damit beauftragt, einen Käufer oder Mieter für die Münchener Apotheke zu finden.
Noch vor wenigen Wochen wurde der Kaufpreis auf 40.000 Euro festgesetzt. Doch die geringen Erfolgsaussichten hätten ihn in Absprache mit dem Inhaber dazu veranlasst, einen symbolischen Betrag von einem Euro als Kaufpreis anzugeben. „Mittlerweile wäre der Apotheker froh, wenn er zumindest den Wert der Einrichtung und der vorhandenen Ware erhält“, sagt Goldberg. „Die Zeiten, in denen man sich mit einer Apotheke eine goldene Nase verdient hat, sind endgültig vorbei.“
Vor allem kleinere Apotheken – und zwar weitgehend unabhängig von ihrem Standort – hätten nur geringe Chancen, verkauft zu werden. „Unter 1,5 Millionen Euro Umsatz geht in der Regel wenig“, weiß Goldberg. Der Umsatz der Apotheke in der bayerischen Landeshauptstadt lag allerdings im vergangenen Jahr bei 830.000 Euro und damit weit unter der magischen Grenze.
Die Münchner Apotheke ist beileibe kein Einzelfall. Allein im Portfolio der Goldberg Unternehmensvermittlung befinden sich derzeit mindestens drei Apotheken, deren Verkaufspreis mit einem Euro angegeben wird. Auch ihre Umsätze liegen unter einer Million Euro. Die Chancen, einen Käufer zu finden, stehen dennoch ziemlich schlecht.
Nicht jeder Apotheker will sich mit der Tatsache abfinden, dass seine Apotheke nicht mehr ganz so viel, in manchen Fällen sogar nichts mehr wert ist. „Einige – vor allem ältere Apotheker – sind überzeugt von ihrem Geschäft und haben für heutige Verhältnisse unrealistische Vorstellungen“, sagt Goldberg. Wer das Achtfache seines Jahresgewinnes als Kaufpreis verlangt, würde trotz einer gut laufenden Apotheke nur schwer einen Käufer finden. Ein Kaufpreis in Höhe eines Jahresgewinns sei dagegen auch heute eigentlich mehr als angemessen. Im Falle der Münchner Apotheke wären das etwa 77.000 Euro.
Aber auch potenzielle Apotheken-Käufer kritisiert der Unternehmensvermittler. Sie würden inzwischen ausschließlich auf den Umsatz achten und andere wirtschaftliche Parameter häufig außer Acht lassen. „Was bringt einem ein hoher Umsatz, wenn die Kosten beispielsweise für Personal und Miete exorbitant hoch sind“, betont der Unternehmensvermittler. Er empfiehlt daher allen Interessenten, sich ein umfassendes Bild von der Apotheke zu machen, bevor sie sich für oder gegen einen Standort entscheiden.
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