Vergangenes Jahr haben Frauen erstmals mehr in Apothekenübernahmen investiert als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank). Das Novum beim geschlechterspezifischen Investitionsverhalten unter den pharmazeutischen Existenzgründern hat aber eine Schattenseite: Die Frauen haben deshalb überholt, weil die Investitionen bei den Männern so stark gefallen sind.
Der Abstand war in den vergangenen Jahren kontinuierlich kleiner geworden, nun haben die Frauen ihre männlichen Kollegen erstmals überholt: 526.000 Euro machten sie im Durchschnitt locker, 24.000 Euro mehr als die Männer. An denen sind sie aber vor allem deshalb vorbeigezogen, weil die Investitionen bei den Männern stark gefallen sind. 20 Prozent weniger gaben sie vergangenes Jahr im Schnitt für eine Apotheke aus, bei den Frauen betrug der Rückgang demnach 9 Prozent.
Im Vorjahr kam die Apobank-Auswertung noch zum Ergebnis, dass Frauen im Schnitt 580.000 Euro ausgegeben hatten, nach knapp 500.000 Euro im Vorjahr – eine Steigerung von 17 Prozent. Männer investierten demnach 2018 rund 630.000 Euro und lagen ungefähr beim Vorjahreswert.
Der Unterschied zwischen den Gesamtinvestitionen ist laut Apobank insbesondere durch unterschiedlich hohe Übernahmepreise begründet. Frauen zahlten 2019 im Schnitt mit 382.000 Euro einen um 10 Prozent höheren Kaufpreis als ihre männlichen Kollegen mit 346.000 Euro. „Trotz der jährlich steigenden Investitionsbereitschaft der Existenzgründerinnen konnten wir beobachten, dass Frauen bisher häufiger nach kleineren Apotheken mit entsprechend geringeren Übernahmepreisen Ausschau hielten“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank. „Doch unsere jüngste Analyse zeigt hier eine deutliche Veränderung. So war zum Beispiel der Anteil der Existenzgründer unter den Frauen und Männern, die einen Kaufpreis jenseits von 600.000 Euro gezahlt haben, nahezu gleich.“
Der letzten Jahresuntersuchung der Apobank zufolge hatten die Apothekenpreise 2019 zusammengenommen noch um 12 Prozent zugenommen. 458.000 Euro hatte eine Apotheke im Jahr 2018 durchschnittlich gekostet, das waren 73.000 Euro mehr als noch im Vorjahr. Dabei waren die höheren Gesamtinvestitionen vor allem auf einen starken Anstieg beim „ideellen Wert“ zurückzuführen, der sich unter anderem aus der Kundenstruktur, dem bisherigen Umsatz und dem Standort der Apotheke zusammensetzt. Während er um 23 Prozent stieg, stagnierte der materielle Wert, also die Summe der Kosten für Einrichtung, IT-Ausstattung und Warenlager. Letzteres kostete 2018 im Durchschnitt 108.000 Euro, im Vorjahr waren es noch 114.000. Auch bei den sonstigen Investitionen ist ein leichter Rückgang von 37.000 auf 32.000 Euro zu verzeichnen. Der Standort wird also immer wichtiger.
Unverändert ist hingegen der Trend, dass sich mehr Frauen als Männer niederlassen. 2019 waren 59 Prozent der Existenzgründer Frauen, nur 41 Prozent Männer. Dabei waren es vor allem der Süden und der Osten Deutschlands, indem der Frauen Anteil besonders hoch war. Er belief sich dort auf 67 Prozent beziehungsweise 61 Prozent.
Was sich ebenfalls nicht geändert hat, ist das Alter bei der Existenzgründung: Frauen lassen sich im Schnitt nach wie vor drei Jahre länger Zeit, bis sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Frauen ließen sich 2019 mit durchschnittlich 39,7 Jahren nieder und Männer mit 36,6 Jahren. So haben sich etwa 47 Prozent der Frauen erst ab 40 Jahren für eine eigene Apotheke entschieden, bei Männern waren es lediglich 28 Prozent. Diese Analyse basiert auf einer anonymisierten Stichprobe von rund 350 Apothekengründungen, die die Apobank vergangenes Jahr begleitet hat.
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