35 Jahre lang hat Markus Kerckhoff die Schloss Apotheke samt Versandhandel in Bergisch Gladbach betrieben und als Spezialversorger groß gemacht. Jetzt will er sich schrittweise aus dem Betrieb zurückziehen und wählte dafür eine Offene Handelsgesellschaft (OHG). Mit seiner früheren angestellten Approbierten, Astrid Baldauf, führt er seit Januar die beiden Apotheken. Nach einem „geordneten Übergang“ soll die Apothekerin alleine übernehmen.
Kerckhoff übernahm die Apotheke von seinem Vater und baute sie zu einem Unternehmen mit 65 Angestellten auf. Er spezialisierte sich unter anderem auf die Impfstoffversorgung und vertreibt die Vakzine. Während der Pandemie setzte er sich für die Impfstoffbeschaffung unter anderem für Betrieb ein. Bei all dem Engagement fällt das Abgeben mitunter schwer. Doch auch Kerckhoff war sich bewusst, dass er die Apotheken nicht ewig leiten wollte. „Das war für mich der erste Schritt – das Loslassen können. Die Selbsterkenntniss, nicht wichtig zu sein, ist für einen Mann schwierig.“ Im eigenen Team fand er eine passende Nachfolgerin: „Es gab immer Überlegungen, sich selbstständig zu machen“, sagt Baldauf. Als zuletzt das Rentenalter des Chefs im Raum stand, kam eines zum anderen.
Bei Baldauf stieß er mit seinem Vorschlag zur OHG auf offene Ohren. In den kommenden zwei bis drei Jahren wollen sie ein „Duo auf Zeit“ bilden – die Approbierte will viel von ihrem Geschäftspartner lernen. „Ich glaube, das ist realistisch, weil ich jetzt ganz andere Bereiche wahrnehme wie Personal. Damit hatte ich vorher wenig zu tun.“
Seit 2012 ist sie für Kerckhoff tätig, unter anderem als Filialleiterin. Zuletzt arbeitete sie im Versandbereich. Zum Unternehmen gehört der Versender Apo.de, außerdem werden etwa Hämophilie-Patient:innen mit dem apothekeneigenen Lieferdienst im Umkreis von 100 Kilometern um Köln versorgt. Weitere Bereiche des Betriebs sind Parenterale Ernährung oder Heimversorgung. Auch als Lieferant von Impfstoffen für große Unternehmen hat sich Kerckhoff überregional einen Namen gemacht.
Im Gesellschaftsvertrag sind die Aufgaben nicht streng definiert oder getrennt. „Wir sind beide zu 100 Prozent pharmazeutisch dabei“, sagt Kerckhoff. Über die Verteilung der Anteile wird nichts verraten. Am Ende der Partnerschaft gehe das Eigenkapital an Baldauf über und es werde der aktuelle Geschäftswert gebildet.
Das Team reagierte mitunter überrascht auf das neue Führungsduo. „Ich habe gesagt, dass ich älter werde und hier nicht rumlaufen und nörgeln möchte. Stattdessen muss eine vernünftige Lösung her.“ Der Moment sei sicherlich aufregend gewesen. „Ich habe von allen Seiten Rückendeckung bekommen“, freut sie sich. Noch müssen sich die neuen Partner etwas an die Situation gewöhnen. „Für mich ist es ungewohnt, Entscheidungen treffen zu müssen. Es ist ein anderer Level“, sagt Baldauf. „Das Absprechen müssen ist für mich noch schwierig“, so Kerckhoff.
Insgesamt sei die OHG besser als „die Eine-Mann-Geschichte“, so der Inhaber, der die Apotheke mit seiner Frau, ebenfalls Apothekerin, zu ihrer heutigen Größe ausgebaut hat. Diese habe sich schneller für eine OHG entscheiden können. „Ich habe ein Jahr gebraucht“, sagt er.
Wenn Baldauf das Unternehmen übernimmt, geht es für die Kerckhoffs weiter mit Apotheke. Wie viele Approbierte, können sie die Offizin nicht ganz hinter sich lassen. „Wir haben uns schon in anderen Apotheken beworben.“
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