Katastrophale Liefersituation

Trulicity: „Wir haben seit Wochen keine Ware bekommen“

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Berlin -

Offiziell gelten die Lieferengpässe zu Trulicity laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als beendet. In der Apothekenrealität sieht es aber ganz anders aus: „Wir haben seit mehreren Wochen keine Lieferung über Trulicity mehr bekommen. Unsere Warteliste ist entsprechend lang, das ist kein Zustand mehr“, ärgert sich Karola Distl, Inhaberin der Donaumoos Apotheke in Karlshuld.

In ganz Oberbayern fehle es an dem wichtigen Medikament für Diabetiker:innen: „Trulicity ist bundesweit nicht zu bekommen. Die Patientinnen und Patienten laufen leer und müssen mitunter die Therapie unterbrechen“, so Distl. Besonders prekär sei das für die Zuckerwerte: „Wir haben ältere Patienten, die die Therapie aufgrund der Lieferengpässe aussetzen mussten. Die Zuckerwerte sind folglich nach oben geschnellt“, so die Apothekerin.

Der Inhaltsstoff Dulaglutid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Inkretinmimetika. Eingestzt wird er zur Behandlung des Typ-2-Diabetes, um den Blutzucker zu regulieren. Schnelle der Glukosespiegel plötzlich nach oben, können Krankheitsfolgen wie Organschäden auftreten. „Das ist im Moment überhaupt kein Zustand. Bis vor kurzem haben wir sporadisch mal eine Packung bekommen. Wenn möglich haben wir diese dann an die Menschen verteilt, die ganz oben auf der Liste standen“, so Distl. So habe sie wenigstens die Versorgung für einen Monat bei einigen Patient:innen aufrecht halten können.

Teurer Import

Um die Engpässe hierzulande irgendwie abzufedern, ließ sich Distl etwas einfallen: „Wir haben den Import aus den USA oder der Schweiz angeleiert“, so die Inhaberin. Dazu wurden mehrere Krankenkassen bezüglich der Übernahme des deutlich teureren Importartikels angefragt: „Wenn ich Trulicity über den deutschen Vertriebsweg abrechne, beträgt der Verkaufspreis 103,47 Euro. Importiere ich die Spritze aber, so kostet es die Kassen im Endeffekt etwa 1700 Euro.“

Zwei der etlichen angefragten Kassen hätten bereits auf die Anfrage reagiert und dem Import zugestimmt. Die Krux: „Laut den Lieferengpassmeldungen des BfArM gilt Trulicity als lieferbar. Es ist nur eine sogenannte Löschmeldung vorhanden, diese bestätigt ein Ende des Engpasses zum 28. Juli“, so Distl. Der Lieferengpass bestehe laut ihrer Defektliste nicht nur seit bereits April 2023, dieser sei auch noch nicht beendet.

Wochenlang keine Ware

„Wir bekommen seit Wochen keinerlei Ware über den Großhandel“, so die Apothekerin. „Die Kassen stellen uns aber die Frage, wo denn ein Lieferengpass bestünde“, so Distl. Glücklicherweise gaben trotzdem zwei Kassen grünes Licht: „Man sagte mir, die Genehmigung für den ersten Monat gehe durch. Ich sollte zudem die Defektliste vom Großhandel einreichen. Mit der zweiten Genehmigung würde sich dann der medizinische Dienst einschalten, um zu überprüfen, ob die ärztliche Verordnung des Mittels auch plausibel sei“, so die Apothekerin.

Zwischen sieben und 14 Tagen dauere der Import: „Wir bekommen die kleinen Packungen, um wenigstens die dringenste Versorgung aufrechtzuerhalten, das ist doch unsere Pflicht. Einige Anträge auf Genehmigungen sind noch in der Warteschleife, noch haben nicht alle Kassen reagiert“, so die Apothekerin.

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