Erst Zusicherung, dann Absage

Trulicity: Apothekerin ärgert sich über BfArM und DAK

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Berlin -

Wie so viele Menschen wartet auch einer der Kunden von Apothekerin Julia Ludolf auf das Diabetesmedikament Trulicity. Aus lauter Verzweiflung fragte er beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und bei der DAK-Gesundheit nach. Die Antworten klangen für ihn wie Zusicherungen. Leider sieht es in der Realität anders aus. Die Inhaberin der Franklin Apotheke in Mannheim verurteilt die Aussagen von Behörde und Kasse scharf.

Das BfArM meldete sich schriftlich beim Kunden zurück und gab an, dass die vorliegenden Absatzzahlen gut aussehen würden und dass es nicht zu einem Lieferabriss von Trulicity käme. „Eine kontinuierliche Belieferung der Großhandlungen im niedrigen Umfang kann realisiert werden. Bitte treten Sie mit Ihrer Apotheke in Kontakt, ob es eine Möglichkeit des Einzelimportes gemäß § 73 Absatz 3 Arzneimittelgesetz gibt.“ Diese Aussage bestätigte die Behörde auf Nachfrage als „grundsätzlich weiterhin zutreffend.“

Frohen Mutes fragte Ludolfs Kunde bei seiner Kasse, der DAK-Gesundheit, nach. Diese teilt ihm mit, dass die Beschaffung von Trulicity kein Problem darstelle, so die Apotheke eine Genehmigung beantrage. Innerhalb von zwei Tagen würde das Anliegen bearbeitet und von der Kasse bezahlt werden. Schließlich sei ein Import des Präparats weiterhin möglich.

Keine Chance auf Übernahme

Daraufhin holte die Apothekerin die geforderten Angebote ein. Diese fielen astronomisch aus – um die 4000 Euro für zwölf Spritzen – also rief Ludolf selbst bei der DAK an: „Ich wurde unmittelbar an den Leiter der Abteilung durchgestellt. Er sagte sofort, dass keine Chance bestünde, dass sie den Import bezahlen.“ Ludolf sprach die Zusage gegenüber ihrem Kunden an, doch das Argument verhallte. Dennoch sendete sie der Kasse die Genehmigung zu, nur um kurz darauf die Ablehnung zu erhalten. Die brauchte sie unbedingt, um ihrem Kunden schwarz auf weiß zeigen zu können, dass die DAK die Kosten für den Import nicht übernehmen würde.

„Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Kunden uns langsam auch nicht mehr glauben. Und das ist das Dramatische: Wir müssen immer alles nachweisen in der Vor-Ort-Apotheke. Wir sind immer in der Beweispflicht.“ Zwar würden ihr die Kunden grundsätzlich vertrauen, aber wie in diesem Beispiel gebe es immer wieder Momente, „in denen weiß ich selber nicht mehr, was ich glauben soll“.

Einzelfallentscheidung

Zwar habe die DAK im Gespräch mit der Apothekerin noch die Möglichkeit geäußert, dass der Versicherte ein ärztliches Attest einreichen könne. „Aber auch diesem Fall bliebe es eine Einzelfallentscheidung, ob die Kosten getragen werden oder nicht.“ Ludolf findet das nicht korrekt: „Also entweder sie zahlen es, oder sie zahlen es eben nicht. Ich bin der Meinung, wenn ein Arzt ein Medikament verschreibt, dann macht er das aus gutem Grund.“ Schließlich sei Trulicity im Fall ihres Kunden aufgrund seiner Diabeteserkrankung verordnet worden.

Auf Nachfrage erklärt die DAK: „Aktuell gibt es bei Trulicity ebenso wie allgemein bei GLP-1-Antagonisten erhebliche Lieferengpässe, so dass teilweise Einzelimporte beantragt werden müssen. Über diese entscheidet die DAK-Gesundheit wie andere Kassen auch im Rahmen von Einzelfallentscheidungen. Dies ist auch in diesem Fall geschehen. Eine E-Mail, die eine generelle Kostenübernahme in Aussicht stellt, ist uns nicht bekannt.“

Verzweiflung

Die Apothekerin musste demnach den Patienten wieder auf den Boden der Tatsachen holen. „Das Problem ist bei Trulicity und auch Ozempic, dass sich – je nach Dauer – die Blutzuckerwerte wieder verändern, wenn die Therapie ausgelassen wird. Jedes Mal, wenn der Patient erneut in die Therapie einsteigt, bekommt er wieder massiv Nebenwirkungen.“

Laut Ludolf weiß ihr Kunde nicht mehr, was er machen soll. „Er ist total verzweifelt. Er sagt selbst, er habe die meisten Therapieoptionen ausgeschöpft. Trulicity helfe ihm.“

Kritik an Informationspolitik

„Es ärgert mich ungemein, dass das BfArM solche Informationen an den Kunden herausgibt“, erklärt Ludolf. „Das suggeriert dem Verbraucher, dass es im Grunde genommen gar keine Lieferprobleme gibt.“ Zwar würden immer wieder kleine Mengen über den Großhandel geliefert werden. „Dabei wird aber nicht gesagt, um welche Stärke oder welche Mengen es sich handelt. Ich habe Patienten seit September auf der Nachlieferungsliste sitzen, weil entsprechende Stärken eben nicht lieferfähig sind“, ärgert sich die Apothekerin. „Der Kunde denkt bei solchen Aussagen am Ende des Tages doch, ich habe hier den Kühlschrank voller Trulicity, sitze auf diesem Kühlschrank und gebe das Mittel nicht raus.“

Auch über die Kasse ärgert sie sich: „Wie kommt denn jemand auf die Idee, das dem Patienten zu sagen, wenn man am Ende nicht zahlt?“ Ludolf findet es wichtig, dass Fälle wie dieser Gehör finden. „Ich finde es wichtig, dass kommuniziert wird, dass einfach irgendwelche Informationen an Laien herausgegeben werden. Wir sind am Ende diejenigen, die die Kohlen aus dem Feuer holen müssen.“

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