Treuhand: Dekadenzahlung kann teurer werden Patrick Hollstein, 22.08.2024 14:57 Uhr
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Rx-Skonto zusammengestrichen, in den Apotheken sorgen die ersten BWA seit Anpassung der Großhandelskonditionen für Sorgenfalten. Die Treuhand Hannover rechnet in ihrem aktuellen Newsletter vor, dass die Dekadenzahlung sogar teurer werden kann.
Auch in den neuen Vereinbarungen der Großhändler gibt es Skonti – allerdings nur dann, wenn dadurch die Spanne von 3,15 Prozent nicht unterschritten wird beziehungsweise umgekehrt der Nachlass insgesamt im rechtlich möglichen Rahmen bleibt, also unter der Grenze von 3,05 Prozent.
Allerdings ist auch der Großhandel mit Blick auf die eigene Liquidität darauf angewiesen, dass das Geld von den Apotheken nicht viel später kommt als bislang. Daher wird für eine frühere Zahlung nach wie vor ein höheres Skonto eingeräumt als bei einer Rechnung, die erst im Folgemonat beglichen wird. Die Sanacorp beispielsweise hat ein Staffelskonto für die Dekadenzahlung ausgelobt. Je nach Zahlungsturnus liegt das Skonto bei 0,75 bis 1,5 Prozent.
Viele Ausschlüsse, wenig Skonto
Allerdings weist Treuhand-Experte Guido Michels darauf hin, dass die Berechnungsgrundlage mittlerweile sehr gering sein kann. Denn nur Rx-Artikel, die nicht im Angebot seien, würden skontiert. „Je nach Bestellstruktur der Apotheke und Angebotswesen des Lieferanten trifft dies schätzungsweise nur noch auf 20 bis 30 Prozent der Bruttoeinkaufssumme zu.“ Gehe man also von einem Bruttoeinkaufsvolumen von 210.000 Euro aus, blieben nach Abzug der Umsatzsteuer und der nicht-skontofähigen Sortimente nur noch 44.500 Euro übrig. „Auf diesen Betrag wird Skonto gewährt, doch das sind gerade einmal 21 Prozent der Ausgangsbasis.“
So erhalte die Apotheke in diesem Beispiel bei Dekadenzahlung ein Skonto in Höhe von 668 Euro pro Monat, bei Zahlung am 15. seien es nur 334 Euro.
Entscheidend sei allerdings, dass bei Dekadenzahlung höhere Kapitalkosten entstünden – und zwar über das gesamte Sortiment hinweg: „Alle 10 Tage muss ein Drittel der Bruttosumme – also 70.000 Euro – vorgehalten werden“, so Michels. Wenn dabei die Apotheke finanziell gut dastehe und der Betrag zu jedem Zahlungstermin verfügbar sei, könnten die Gelder bis zur Auszahlung durch das Rechenzentrum am 15. des Folgemonats angelegt werden. Bei aktuell 3 Prozent Jahreszins auf Tages- oder Festgeld lohne sich die spätere Zahlung bereits.
Lieber Zinsen als Skonto
„Schon in diesem Beispiel wird deutlich: Wenn man auf die späte Zahlung wechselt, bekommt man weniger Skonto, aber die Zinsen. Wenn man jetzt noch die Steuern mit einrechnet, wird es noch deutlicher. Die Zinsen werden mit 25 Prozent Kapitalertragssteuer belegt, das Skonto mit dem persönlichen – vermutlich höheren – Steuersatz.“
Und noch schlimmer würde es Apotheken treffen, die das Geld für die frühe Zahlung nicht haben und Kontokorrent beanspruchen müssen. Bei 8 Prozent Zinsen wären die Kapitalkosten laut Michels „verheerend hoch“.
Sein Fazit: Trotz Skonto kann es sich unter Umständen lohnen, die Rechnung später zu bezahlen.
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