Totalschaden in der Sule-Apotheke Eugenie Ankowitsch, 15.05.2018 15:10 Uhr
Ein verheerender Brand ereignete sich in einem Wohn- und Geschäftshaus im niedersächsischen Sulingen. Das Dach und das Obergeschoss des Hauses brannten komplett aus. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich die Sule-Apotheke von Gerdfried Rüter, die aufgrund eines Totalschadens geschlossen werden musste. Sechs bis sieben Monate wird es voraussichtlich dauern, bis Rüter seine Sulinger Filiale wiedereröffnen kann.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei brach das Feuer in einer der acht Mietwohnungen im ersten Obergeschoss des Gebäudes aus. Mehrere Stunden dauerten die Löscharbeiten an, weil immer wieder Glutnester auftraten. Die Einsatzkräfte waren mit einem Großaufgebot von mehr als 120 Mann vor Ort, auch ein Rettungshelikopter war im Einsatz. Denn es gab auch mehrere, zum Teil schwer Verletzte.
Nach Angaben einer Polizeisprecherin verunglückte ein Feuerwehrmann, als er eine im Obergeschoss eingeschlossene Frau retten wollte. Der Mann trug sie zu einer Drehleiter, doch im letzten Moment brach das Dach ein. Beide stürzten und kamen mit Knochenbrüchen schwer verletzt ins Krankenhaus. Ein weiterer Mann konnte sich selbstständig aus dem Gebäude befreien und wurde mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht.
Das Dach und das Obergeschoss des Hauses brannten komplett aus, für das gesamte Haus besteht nach Angaben der Polizei Einsturzgefahr. Auch die im Erdgeschoss liegende Sule-Apotheke ist stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Es entstand im Prinzip ein Totalschaden“, bilanziert Rüter. Zwar hat es in der Apotheke selbst nicht gebrannt. Durch das Löschwasser seien allerdings sowohl das Warenlager als auch die komplette Einrichtung unbrauchbar geworden. Wie gewaltig die eingesetzte Wassermenge war, zeigt der Umstand, dass es durch die Löscharbeiten, beziehungsweise den Wasserbedarf dafür, in der benachbarten Straße zu einem Wasserrohrbruch kam. Die Straße wurde unterhöhlt und anschließend von der Polizei für den Straßenverkehr gesperrt.
Die unerfreuliche Nachricht erreichte den Apotheker in seinem Urlaub. „Der Erholungseffekt war natürlich sofort dahin“, sagt Rüter mit einer guten Portion Galgenhumor. Aus der Ruhe ließ sich er jedoch nicht bringen und flog wie geplant erst drei Tage später nach Hause. Zu diesem Zeitpunkt sei schon deutlich geworden, dass die Sule-Apotheke für eine lange Zeit schließen müsse. „Derzeit sind Sachverständige vor Ort und besprechen mit dem Vermieter, wie es mit dem Gebäude und damit auch mit der Apotheke weitergeht“, berichtet er.
Der Apotheker rechnet damit, dass es sechs bis sieben Monate dauern wird, bis er seine Sulinger Filiale wiedereröffnen kann. Zunächst müsse das gesamte Gebäude entkernt und dann entfeuchtet werden. Allein das könne sechs bis acht Wochen in Anspruch nehmen. Bevor die Arbeiten im Erdgeschoss beginnen können, müssen ein neues Dach errichtet und das komplett zerstörte erste Geschoss aufgebaut werden. „Es wird zwar nach einer Zwischenlösung gesucht“, sagt Rüter. Bislang sei aber keine echte Alternative in Sicht.
Dass der Apotheker trotz des Totalschadens einen durchaus gelassenen Eindruck macht, liegt auch daran, dass er gut versichert ist. Eine Betriebsunterbrechungsversicherung soll laufende Kosten, die Gehälter für die Angestellten, die natürlich weiter gezahlt werden müssen, sowie den entgangenen Gewinn für den gesamte Zeitraum übernehmen.
Eine solche Versicherung hat Rüter vor rund 30 Jahren für alle seine Apotheken abgeschlossen. „Ich habe überlegt, welche Risiken ich tatsächlich absichern will“, erläutert der Apotheker. „Damals habe ich mich dagegen entschieden, solche leichten Schäden wie Glasbruch zu versichern. Stattdessen habe ich das Geld in die Hand genommen, um wirklich ernsthafte Risiken, wie Schäden durch Feuer, Wasser oder Stürme, abzusichern.“ Eine solche Versicherung könne und sollte sich jeder Apotheker leisten, ist er überzeugt. Das sei zwar das erste Mal, dass der Versicherungsfall tatsächlich eingetreten ist. Die Schadensumme, die der Apotheker auf 300.000 bis 400.000 Euro schätzt, sei aber so gewaltig, dass die langjährigen Beiträge im Verhältnis dazu gering erscheinen.
Was es dem Apotheker zusätzlich erleichtert, optimistisch in die Zukunft zu blicken, ist der Umstand, dass die Sule-Apotheke Teil eines Verbundes aus vier Standorten ist. „Deshalb sind solche Schicksalsschläge in einer solchen Konstellation einfacher zu verkraften und aufzufangen als für einen Einzelstandort“, sagt der Apotheker.
Was weder die Versicherung noch weitere Standorte ersetzen können, sind die Kunden, die sich nun eine andere Apotheke suchen müssen und werden. „Leider haben wir keine zweite Filiale in Sulingen, sodass die Kunden zwangsläufig auf die Konkurrenzapotheken ausweichen müssen“, räumt Rüter ein. „Wenn wir wieder da sind, müssen wir eben versuchen, sie zurückzugewinnen.“
Dabei setzt der Apotheker in erster Linie auf motivierte Mitarbeiterinnen. „Es ist zum Glück niemand aus der Apotheke verletzt worden“, berichtet Rüter. Obwohl der Apotheker drei weitere Standorte führt, verzichtet er darauf, sie dort einzusetzen. „Wir sind in allen Filialen personell optimal aufgestellt, sodass kein zusätzliches Personal benötigt wird“, sagt Rüter. Die Mitarbeiterinnen der Sule-Apotheke können sich nun zu Hause von dem Schock erholen. Denn ihr Chef hat alle bis zur Wiedereröffnung in bezahlten Urlaub geschickt.