„Ich bin froh, dass das E-Rezept noch nicht da ist“

Totalausfall: Apotheke 59 Tage ohne Internet

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Berlin -

Ein Horrorszenario hat die Panorama-Apotheke in Dresden mitten im Jubiläumsjahr erwischt: Der Betrieb von Karsten Stein musste aufgrund eines kleinen Brandes fast zwei Monate ohne Internet, Telefon und Fax auskommen. „Ich bin froh, dass das E-Rezept noch nicht da ist“, sagt der Inhaber.

Die Panorama-Apotheke liegt in einem kleinen Einkaufszentrum mit einem Kaufland und weiteren Einzelhändlern. Seit 25 Jahren mietet Stein dort die Räume. Am frühen Morgen des 26. Januar bemerkten Mitarbeitende, dass aus einem Technikraum Rauch aufstieg, und alarmierten die Feuerwehr. Im Untergeschoss war es in einem Elektroverteilerschrank zu einem Feuer gekommen, das den Einsatzkräften zufolge schnell gelöscht werden konnte.

Probleme mit Klingeldraht

Die Nachwirkungen bekam jedoch Stein zu spüren. „Die Elektrik war ruckzuck wieder hergestellt“, sagt der Apotheker. Doch beim Telefon- und Klingeldraht habe es Probleme gegeben. „Da gab es Verzögerungen.“ Zunächst sei diskutiert worden, zu welchem Teil des Mietobjektes er gehöre. Dann sei besprochen worden, wer darüber überhaupt angeschlossen war. Zwischenzeitlich seien Verantwortliche zunächst wegen Covid-19 und dann wegen Elternzeit ausgefallen. „Und dann hat der Gutachter noch einen Termin verpasst.“

In der Apotheke wurde der Betriebsablauf elementar gestört, wie Stein sagt. Denn er konnte weder Großhandelsbestellungen abschicken, noch Packungen bei Securpharm registrieren. Ein großes Problem sei gewesen, dass in den Räumen der Mobilfunkempfang sehr schlecht sei. Deswegen konnte er nicht auf die Internetverbindung über Smartphones ausweichen. Der Apotheker organisierte einen eigenen Router mit SIM-Karte, doch das Datenvolumen sei bereits nach vier Stunden aufgebraucht gewesen. „Ich wusste nicht, welches Datenvolumen ich brauche.“ Als es aufgebraucht gewesen sei, habe er 24 Stunden warten müssen, bis er es erneut aufladen konnte.

Kein Mobilfunknetz in der Apotheke

Seine Angestellten seien vor die Tür gegangen, um über die beiden Firmenhandys und ihre privaten Telefone die Bestellungen mündlich durchzugeben. „Es war fürchterlich“, sagt Stein. Drei Tage und ein Wochenende ging gar nichts. Dann habe sein Softwareanbieter einen neuen Router organisieren können. Die Festnetznummer sei auf Handys umgeleitet worden, doch die Mailbox lief schnell voll. Auch ohne Faxfunktion sei eine Apotheke nicht zu betreiben, da etwa die Kommunikation mit Arztpraxen, Pflegediensten oder der Clearingstelle darüber ablaufe. Faxe ließ er sich an seinen privaten Anschluss weiterleiten und konnte diese am Abend bearbeiten. Die Testergebnisse der Antigen-Schnelltests übermittelte er ebenfalls von zu Hause an das Gesundheitsamt.

Als der Anschluss weiterhin nicht repariert wurde, wurde auch die lokale Presse auf das Problem aufmerksam. Nach der Berichterstattung über den Fall sei er „wie durch ein Wunder wieder hergestellt worden“, freut sich der Apotheker. „Wir haben gefeiert, als es endlich ging.“ Jetzt erwartet der Inhaber eine betriebswirtschaftliche Auswertung seines Steuerberaters über die Zeit, um möglicherweise bei den Verantwortlichen Kosten geltend machen zu können. „Ein Umsatzverlust ist ‚gefühlt‘ vorhanden“, sagt er. Wie er dies belegen werde, weiß er noch nicht. Klar sei etwa, dass die Gebühr für die Nutzung eines mobilen Internetmodems allein für die PIN-Abfrage des EC-Kartenlesegeräts bei monatlich 218 Euro gelegen habe. Dazu komme der Imageverlust.

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