Am vergangenen Mittwoch legte ein flächendeckender TI-Ausfall die Apotheken für gut eine Stunde lahm. Justus Schollmeier, Inhaber der Altstadt-Apotheke am Markt in Fulda, prangert an, dass es noch immer keinen Notfallplan von Seiten der Gematik für ebensolche Situationen gibt. Ein Plan B fehlt allerdings nicht nur beim Ausfall der TI.
„Wenn bei uns in der Apotheke etwas schiefgehen könnte und es schiefgeht, dann würde ich mich doch zusammenreißen und alles daransetzen, einen Plan B dafür zu entwickeln und auch anzubieten“, erklärt Schollmeier. „Warum ist die TI-Infrastruktur so unfertig? Warum gibt es keinen Plan B für derartige Ausfälle?“ Der Inhaber findet, dass die neuerliche Situation gezeigt hat: Da ist noch deutlich Luft nach oben. „Mir stellt sich auch die Frage, wer die Verantwortung übernimmt, wenn Daten verloren gehen. Es kann einfach nicht sein, dass wie in der Vergangenheit der Apotheker die Zeche zahlt. Irgendwann ist dann auch Schluss in den Apotheken.“
Schollmeier lässt dabei nicht unerwähnt, dass, so die TI reibungslos laufe, sie durchaus ihre Vorzüge hat. „Wenn Präparate lieferbar sind, dann läuft es gut. Wir haben einige Patienten, die nicht mehr so mobil sind und von der Telematik-Infrastruktur profitieren. Ganz klar.“ Als Beispiel führt er Rezeptänderungen an, für die Patientinnen und Patienten nun nicht mehr extra in die Praxis zurückkehren müssen. „Man ist natürlich erst mal mit den Problemen der neuen Technik konfrontiert. Aber es ist nicht alles nur schlecht. Das muss man auch sagen.“
Bei Internetausfällen gibt es so genannte Fallback-Lösungen. Bei einem TI-Ausfall sieht es völlig anders aus. „Beim letzten Ausfall ging ich erstmal von einem Fehler beim Softwarehaus aus. Sehr schnell stellte sich aber heraus: Das ist ein bundesweites Problem“, schildert Schollmeier seine Erfahrung. Zwar war der Spuk in einer guten Stunde behoben, „aber da drängt sich doch die Frage auf, wie gut händelbar der Situation im Notdienst gewesen wäre, an einem Sonntag oder nachts“, gibt der Apotheker zu bedenken. „Wie sieht es eigentlich bei der Gematik aus? Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch 24/7, 365 Tage im Jahr, wie die Apotheken, im Dienst?“
Auf diese Frage hat die Gematik eine klare Antwort: „Das ist richtig. Die Gematik überwacht die Dienste der TI fortwährend, also auch in den Abend- und Nachtstunden.“
Den einstündigen TI-Ausfall am Tag haben Schollmeier und Kollegen jedenfalls gut über die Bühne gebracht. „Im Haus war das mit den Ärzten eine gute, interdisziplinäre Zusammenarbeit“, berichtet er. „Es war sehr kollegial, die Praxen haben umgeswitcht auf Muster-16.“ Bezüglich der Herausforderungen des E-Rezepts gehe es im Kern genau darum: gut zusammenzuarbeiten. „Auch die Kunden sind nach wie vor in solchen Situationen erfreulicherweise sehr entspannt. Wir hatten bislang noch niemanden in der Apotheke, der wütend oder ausfallend geworden ist.“
Aufgrund des E-Rezeptes und der hohen Nichtlieferbarkeit brauche jede Apotheke eine geeignete Ausstattung – neben dem Mehraufwand, der gegenüber der Kundschaft bezüglich des E-Rezepts aufgebracht werden müsse. „Jeder Mitarbeiter braucht einen Computer. Natürlich kann man sich im HV noch eine Kasse teilen, aber das ist nicht optimal“, berichtet der Inhaber.
„Bis vor Kurzem hatten wir ein Kartenterminal im HV-Bereich und eines im Backoffice. Im Dezember habe ich ein weiteres Terminal bestellt. Das kam schließlich auch an.“ Schollmeier wurde mitgeteilt, dass eine Installation durch den Techniker notwendig sei. Zu diesem Zeitpunkt standen allerdings keine Mitarbeitenden zur Verfügung, um die Installation durchzuführen. „Kurz darauf ging das HV-Terminal kaputt. Daraufhin fragte ich das Softwarehaus, was denn passiert, wenn mir das im Notdienst passiert. Das erklärte mir daraufhin, dass ich die Gesundheitskarte in das Backoffice Terminal stecken soll.“ Da Schollmeier im Normalfall 200-300 Kundinnen und Kunden im Notdienst hat, ist das keine reale Option.
Im selben Atemzug erklärte das Softwarehaus, dass Schollmeier, so das Backoffice-Terminal – aus welchem Grund sei dahingestellt – ausfalle, er eine Woche lang keine E-Rezepte beliefern könne. „Und das kann doch nicht wahr sein. Ich bin dann eine Woche von der Versorgung ausgeschlossen? Und auch hier gibt es keinen Plan B?“ Der Inhaber prangert an, dass die Apothekerschaft „nach wie vor kein Gehör bei der Gematik findet und nicht die Probleme behoben werden, die das Apothekenpersonal vorne, am HV, erfährt.“
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